Gebäude-TÜV – neue Pflichtprüfung könnte Wohnen massiv verteuern

Ein neues Konzept des Deutschen Instituts für Normung (DIN) sorgt für Unruhe auf dem Wohnungsmarkt. Statt technischer Richtlinien stellt das Institut nun Anforderungen für einen sogenannten Gebäude-TÜV vor. Dabei soll eine Überprüfung des baulichen Zustands sämtlicher Wohngebäude erfolgen – und zwar jährlich. Eigentümerverbände befürchten nun, dass dieses Modell zusätzliche finanzielle Belastungen auslöst, die Eigentümer und Mieter gleichermaßen treffen könnten (focus: 20.03.25).

Prüfpflicht mit 250 Punkten: Der neue DIN-Entwurf im Detail

Der 40-seitige Entwurf trägt den Titel „Verkehrssicherheitsüberprüfung für Wohngebäude“. Das Papier enthält ein detailliertes Prüfverfahren mit 250 Punkten. Ziel sei es, Risiken frühzeitig zu erkennen und Schäden an der Bausubstanz zu vermeiden. Kontrolliert werden sollen unter anderem Dachrinnen, Schornsteine, Markisen, Balkongeländer und Vordächer.

Ein geplanter Gebäude-TÜV des DIN sorgt für Kritik: Jährliche Prüfpflichten könnten Eigentümern und Mietern hohe Zusatzkosten bringen

Die Prüfungen sollen in weiten Teilen von Handwerksbetrieben übernommen werden. Damit entstünde ein neues Regelwerk, das weit über bisherige Pflichten hinausgeht. Durch die jährliche Wiederholung steigen nicht nur Aufwand und Verwaltungsarbeit, sondern auch die laufenden Betriebskosten.

Mieter zahlen mit – Experten warnen vor Folgekosten

Der Eigentümerverband Haus & Grund warnt vor „mehreren Hundert Euro“ Zusatzkosten pro Immobilie, die Eigentümer auf ihre Mieter umlegen dürften. Besonders bei Einfamilienhäusern könnten jährliche Mehrkosten von über 1000 Euro realistisch sein. Die Wohnungswirtschaft äußert sich ebenfalls kritisch: Laut dem Verband GdW rechnen große Wohnungsbauunternehmen mit zusätzlichen Ausgaben von mehr als 100.000 Euro pro Jahr.

Diese Kosten kommen zu einem denkbar ungünstigen Zeitpunkt. Der Neubau lahmt, die Mieten steigen, und viele Haushalte haben ohnehin Mühe, ihre laufenden Ausgaben zu stemmen. Ein flächendeckender Gebäude-TÜV könnte die Lage weiter verschärfen, ohne messbaren Nutzen für die Sicherheit zu bringen.

Baupreise steigen – Grundsteuerreform kommt

Nach Zahlen des Statistischen Bundesamts sind die Baupreise im August gegenüber dem Vorjahr um 6,4 Prozent gestiegen. Als direkte Folge verschieben viele Bauträger ihre Projekte. Weniger Wohnraum trifft auf steigende Nachfrage – eine Kombination, die Mieten in die Höhe treibt.

Hinzu kommt die Grundsteuerreform, die ab dem 1. Januar 2025 greift. Haus & Grund rechnet für viele Haushalte mit zusätzlichen Ausgaben von mehr als 1000 Euro jährlich. Damit drohen mehrere Belastungsfaktoren zur gleichen Zeit. Besonders Haushalte mit niedrigem Einkommen geraten unter Druck.

Regelung mit Nebenwirkungen – Kritik an fehlender Verhältnismäßigkeit

Ein verpflichtender Gebäude-TÜV würde nicht nur neue Bürokratie schaffen, sondern auch Fachkräfte binden, die bereits heute vielerorts fehlen. Experten kritisieren, dass flächendeckende Prüfungen wenig zur Sicherheit beitragen, wenn kein konkreter Anlass vorliegt. Der Aufwand stünde in keinem Verhältnis zum erwartbaren Nutzen.

Zudem bleibt unklar, wer die fachliche Verantwortung trägt, wenn Mängel übersehen werden oder Gutachten angezweifelt werden. Ohne klare Haftungsregeln droht ein zusätzlicher Streitpunkt zwischen Eigentümern, Mietern und Behörden. Der Ruf nach Augenmaß wird daher lauter – auch im Interesse einer sozial verträglichen Wohnraumpolitik.

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Schwachstelle VPN

Die Nutzung traditioneller Fernzugriffstechnologien war im vergangenen Jahr immer wieder Thema im Kontext der Cybersicherheit. Wie konnten VPNs zu einer solchen Schwachstelle werden?

Cybersicherheit als Schutzschild für Daten und Demokratie

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Globaler Anteil an Lieferkettenangriffen steigt

Im Jahr 2024 konnten die Analysten von Securityscorecard feststellen, dass vor allem das Gesundheitswesen von Drittanbieter-Angriffen betroffen war. Außerdem seien Supply-Chain-Angriffe nach wie vor die Basis für Ransomware­-Attacken.

Brasilien entwickelt eigenen Mikroreaktor

Die Nationale Kommission für Kernenergie (CNEN) arbeitet an einem Projekt zur Entwicklung eines brasilianischen Mikroreaktors mit einer Leistung von 3 bis 5 MW. Das dreijährige Vorhaben soll zeigen, ob sich ein solcher Reaktor realisieren lässt. Er soll in einen 40-Fuß-Container passen und über zehn Jahre ohne Brennstoffwechsel betrieben werden können. Potenzielle Einsatzgebiete sind abgelegene Städte, Krankenhäuser und Fabriken. Zudem könnte die Technologie helfen, Dieselgeneratoren zu ersetzen. Neben Universitäten sind auch die brasilianische Marine und das Unternehmen Amazônia Azul Defense Technologies beteiligt. Brasilien sieht in dieser Entwicklung einen wichtigen Schritt zur Energieunabhängigkeit (world-nuclear-news: 19.03.25).

Brasilien setzt auf eigene Forschungsinstitute

Das Institut für Energie- und Nuklearforschung (IPEN) trägt die Verantwortung für die Entwicklung der zentralen Materialien. Das Institut für Nuklearingenieurwesen (IEN) arbeitet an einer subkritischen Einheit, um die technische Machbarkeit zu prüfen – jedoch ohne eine selbsttragende Kettenreaktion.

Brasilien entwickelt einen Mikroreaktor mit 3–5 MW Leistung – er soll in eine Container passen und 10 Jahre ohne Brennstoffwechsel laufen

Professor João Moreira von der UFABC-Universität, technischer Koordinator des Projekts, erklärt: „Es existiert weltweit noch kein operativer Mikroreaktor mit erprobter Technologie. Unser Ansatz basiert auf nationaler technischer und industrieller Kompetenz. Dabei nutzen wir das Wissen aus dem Marine-Kernprogramm sowie die Erfahrung von IPEN und IEN. Das Wissen entsteht hier im Land, mit lokalen Ressourcen, um Brasilien Autonomie und Wettbewerbsfähigkeit in diesem strategischen Sektor zu sichern.“

Materialforschung und Reaktorphysik im Fokus

Laut CNEN konzentriert sich IPEN auf verschiedene Moderator-Materialien, darunter Berylliumoxid und Borcarbid für Steuerstäbe.

IEN setzt Forschung fort, die in den 1970er Jahren begann. Die Untersuchung einer subkritischen Einheit steht im Mittelpunkt. Eine Veröffentlichung der CNEN beschreibt die Herausforderung: „Es gilt, das Verhalten der Neutronen innerhalb des Reaktors zu testen und grundlegende physikalische Aspekte zu analysieren. Durch Experimente wird überprüft, ob die theoretischen Berechnungen zu reduzierten Kernen den Erwartungen entsprechen. Zudem liefert IEN Beiträge zur Instrumentierung, einem Bereich, in dem das Institut über große Erfahrung verfügt.“ Sobald Berechnungen aktualisiert und Brennstoffe durch INB hergestellt sind, folgen weitere Machbarkeitsprüfungen.

Herausforderungen und technologische Meilensteine

Zentrale Herausforderungen des Projekts sind die Fertigung kritischer Komponenten, die Entwicklung eines Sicherheits- und Kontrollsystems sowie die Instrumentierung und Fernüberwachung. Die Wärmeableitung erfolgt über spezielle Heat Pipes. Diese sollen den Reaktor thermisch stabilisieren und erfordern innovative Ingenieurstechniken.

Die Kommission erklärt: „Das Projekt befindet sich aktuell auf Technologiereifegrad TRL 3. Dieser entspricht der Phase der mathematischen Modellierung und ersten Studien. Das Ziel ist TRL 6, bei dem die Technologie unter realistischen Bedingungen demonstriert wird.“ Brasilien verfolgt dabei das Ziel, technologische Fortschritte im Energiebereich voranzutreiben.

Mikroreaktoren im globalen Vergleich

Weltweit existieren zahlreiche Mikroreaktorprojekte in unterschiedlichen Entwicklungsstadien. Während kleine modulare Reaktoren bis zu 300 MW leisten, definiert die Internationale Atomenergie-Organisation Mikroreaktoren als Anlagen mit maximal 20 MW. Containerbasierte Systeme lassen sich flexibel transportieren und eignen sich besonders für abgelegene Regionen.

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E-Autos als Einsatzbremse – Polizisten müssen Einsätze aufgrund geringer Reichweite abbrechen

Die Einführung von Elektrofahrzeugen in den Fuhrpark der Polizei Baden-Württembergs sorgt für erhebliche Diskussionen. Die Deutsche Polizeigewerkschaft (DPolG) kritisiert, dass Polizisten Einsätze abbrechen müssen, weil die Reichweite der Fahrzeuge im Alltag nicht ausreicht. Dies führe zu Verzögerungen bei der Verbrechensbekämpfung und erheblichem Frust bei den Beamten (bild: 19.03.25).

Polizisten zwischen Einsatz und Ladepause

Besonders problematisch sei die Situation, wenn über Nacht aufgeladene E-Fahrzeuge schon während einer Schicht ihre Energie verbrauchen, so der Vorsitzende der baden-württembergischen Polizeigewerkschaft, Ralf Kusterer. Dadurch müssten Polizisten ihre Arbeit unterbrechen, um die Fahrzeuge aufzuladen, anstatt sich ihren eigentlichen Aufgaben zu widmen. Laut Medienberichten gebe es Beschwerden, dass Streifenwagen während Einsätzen plötzlich nicht mehr einsatzfähig seien.

Polizisten in Baden-Württemberg müssen Einsätze abbrechen, weil ihre Elektro-Streifenwagen nicht genügend Reichweite bieten

Der baden-württembergische Innenminister Thomas Strobl (CDU) setzte sich stark für die Einführung von Elektroautos bei der Polizei ein. Im Juli des vergangenen Jahres wurden insgesamt 136 Audi Q4 e-tron 45 Quattro an 145 Polizeidienststellen übergeben. Das Ziel sei es, Klimaschutz und moderne Polizeiarbeit zu vereinen. Allerdings müssen sich mehrere Reviere die Fahrzeuge teilen, was die Nutzung zusätzlich erschwert.

Die FDP-Fraktion wollte von Strobl wissen, wie er die zunehmenden Beschwerden der Beamten bewertet.

Kritik an der Praxistauglichkeit der E-Autos

Der Innenminister erklärte, dass Polizeibeamte während der Ladezeiten an öffentlichen Stationen dienstliche Aufgaben über ihre Mobiltelefone erledigen könnten. Dies könne Recherchen oder die Bearbeitung von Vorgängen umfassen. Kritiker, darunter die FDP und die Polizeigewerkschaft, bezeichnen diese Aussage als realitätsfern. Polizeiarbeit bestehe nicht nur aus Büroaufgaben, sondern erfordere jederzeitige Einsatzbereitschaft. Es sei nicht akzeptabel, dass Polizisten während eines Ladevorgangs nicht auf dringende Notrufe reagieren können.

Eine Untersuchung des Fraunhofer-Instituts zeigt, dass etwa zwei Drittel aller Polizeifahrzeuge theoretisch mit elektrischen Antrieben betrieben werden könnten. Aktuell machen Elektrofahrzeuge jedoch nur rund zwei Prozent der Flotte aus. Bis Ende des Jahres soll dieser Anteil auf etwa 8,5 Prozent steigen, indem 150 weitere Elektrofahrzeuge sowie 200 Hybrid-Fahrzeuge angeschafft werden.

Insbesondere in ländlichen Gebieten und auf Autobahnen sei die eingeschränkte Reichweite der Elektroautos problematisch. Dort müssen Polizisten oft weite Strecken zurücklegen, sodass Ladepausen nicht praktikabel sind. Während die Elektrifizierung des Fuhrparks grundsätzlich als positiver Schritt für den Klimaschutz betrachtet wird, zeigt sich in der Praxis, dass die Einsatzfähigkeit der Polizei darunter leiden kann.

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Erneut Ölpipeline in Ecuador beschädigt – Behörden gehen von „Sabotage“ aus

Im Amazonas-Regenwald in Ecuador ist beim zweiten Vorfall dieser Art binnen zwei Wochen erneut eine Ölpipeline beschädigt worden. Das Energieministerium des lateinamerikanischen Landes teilte am Samstag mit, dass es in der östlichen Provinz Napo zu einem „Austritt von Ölderivaten“ gekommen sei. Das Ministerium führte das Leck auf mutmaßliche „Sabotage“ zurück.

Zum Ausmaß des Schadens in Ecuador haben die zuständigen Behörden zunächst keine Angaben gemacht. Bereits zuvor waren bei einem ähnlichen Vorfall an einer Ölpipeline mehrere Flüsse verschmutzt und die Trinkwasserversorgung beeinträchtigt worden.

Bei dem nun gemeldeten Vorfall war zunächst unklar, ob auch der Coca-Fluss betroffen ist – dort befindet sich das wichtigste Wasserkraftwerk des Landes. Aus dem Fluss beziehen zudem viele umliegende Gemeinden, darunter auch Siedlungen indigener Stämme, ihre Wasservorräte. Das Energieministerium will nach eigenen Angaben eine Entscheidung darüber treffen, ob das Wasserkraftwerk Coca Codo Sinclair vorsichtshalber abgeschaltet werden soll.

Symbolbild. Erneut wurde eine Ölpipeline im ecuadorianischen Amazonas beschädigt – Ecuadors Behörden sprechen von Sabotage.
Bild: Pedro PARDO / AFP

Bei einem früheren Ölunfall am 13. März wurde eine wichtige Pipeline beschädigt, zehntausende Barrel Öl liefen aus. Das Öl hat sich seitdem auf mindestens fünf Flüsse ausgebreitet, darunter der Fluss Esmeraldas, der in den Pazifik mündet. Zudem ist die Trinkwasserversorgung von hunderttausenden Menschen betroffen. Am Dienstag rief die staatliche Ölgesellschaft des Landes deswegen den Notstand aus.

Die Behörden bezeichneten auch diesen Ölunfall als „Sabotageakt“. Es wird allerdings allgemein davon ausgegangen, dass der Vorfall wahrscheinlich durch einen Erdrutsch ausgelöst wurde.

In Südamerika kommt es immer wieder zu verheerenden Umweltschäden durch Öl. 2022 liefen wegen einer beschädigten Ölpipeline im ecuadorianischen Amazonas-Regenwald fast 6300 Barrel (mehr als eine Million Liter) Rohöl in ein Naturschutzgebiet aus. Im gleichen Jahr musste die Regierung im Nachbarland Peru den Umwelt-Notstand ausrufen, nachdem vor der Küste beim Entladen eines Öltankers fast 12.000 Barrel Öl ausgelaufen waren.

Im Mai 2020 war eine Pipeline in der Amazonas-Region durch eine Schlammlawine beschädigt worden, in der Folge liefen 15.000 Barrel Öl in drei Nebenflüsse des Amazonas aus.

AFP

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Vertrag gekündigt – schwimmendes LNG-Terminal in Stade ungenutzt vor dem Aus

Die Zukunft des schwimmenden LNG-Terminals in Stade steht auf der Kippe. Die Hanseatic Energy Hub GmbH (HEH) hat den Vertrag mit der Deutschen Energy Terminal GmbH (DET) gekündigt. Diese Entscheidung verhindert die geplante Anbindung des Terminals an das Gasnetz. Ohne diese Verbindung bleibt eine Inbetriebnahme unmöglich. Laut einer HEH-Sprecherin hat das Unternehmen alle vertraglichen Verpflichtungen erfüllt und sich darüber hinaus intensiv für eine Inbetriebnahme engagiert. Dennoch gibt es erhebliche Differenzen mit der DET. Die Suprastruktur sei genehmigt, doch die DET sieht das anders. Der Konflikt zwischen beiden Unternehmen droht das gesamte Projekt zum Scheitern zu bringen (handelsblatt: 19.03.25).

Streit um Zahlungen und Verantwortung

HEH gibt an, bis heute keine Zahlungen für die abgeschlossene Bauleistung erhalten zu haben. Eine „völlig unbegründete Kündigung“ durch die DET zu Jahresbeginn wurde umgehend zurückgewiesen. Wegen des entstandenen Vertrauensverlusts entschied sich HEH, den Vertrag aufzulösen.

Das schwimmende LNG-Terminal in Stade steht vor dem Aus. Ein Vertragsstreit zwischen HEH und DET verhindert die Anbindung an das Gasnetz

Zu den bisherigen Kosten macht HEH keine offiziellen Angaben. Branchenkreise schätzen die Summe auf etwa 50 Millionen Euro. Hinzu kommen 300 Millionen Euro für den Hafenausbau, den die landeseigene Hafengesellschaft Niedersachsen Ports verantwortet. Gesellschafter der HEH sind die Buss-Gruppe, die Partners Group, der spanische Energiekonzern Enagás sowie der Chemiekonzern Dow.

DET rechnet nicht mit Fertigstellung

Die Deutsche Energy Terminal GmbH hält eine erfolgreiche Fertigstellung des Terminals für unwahrscheinlich. Das Unternehmen begründet dies mit der „fortlaufenden Nichterfüllung der vertraglichen Pflichten seitens der HEH“. Deshalb erfolgte die eigene Kündigung bereits im Januar. Ziel sei es gewesen, einen wachsenden finanziellen Schaden für die DET und den Bund zu verhindern.

Die Bundesregierung hatte vier schwimmende LNG-Terminals unter der Regie der DET geplant. Das Terminal in Stade war als vierte Anlage vorgesehen. Ursprünglich sollte es Ende 2023 in Betrieb gehen. Doch Verzögerungen verhinderten die Umsetzung. In Wilhelmshaven und Brunsbüttel laufen bereits Terminals. Ein weiteres ist für das erste Quartal 2025 in Wilhelmshaven geplant. Ein fünftes Terminal betreibt Deutsche Regas unabhängig von der DET im Hafen von Mukran auf Rügen.

Millionenverluste durch ungenutzte Infrastruktur

Im vergangenen Jahr lag das schwimmende LNG-Terminal „Energos Force“ monatelang ungenutzt in Stade vor Anker. Branchenexperten gehen davon aus, dass dies Kosten von mindestens 70 Millionen Euro verursacht hat. Laut DET fehlten notwendige Nachweise für die technische Fertigstellung, weshalb HEH die Verantwortung trage.

Ursprünglich war die schwimmende LNG-Infrastruktur als schnelle Lösung für die Gasversorgungskrise 2022 gedacht. Die Bundesregierung setzte auf einen schnellen Ausbau, da Russland die Gaslieferungen nach Deutschland drastisch reduzierte. Mit der Zerstörung der Nord-Stream-Pipelines kam der Gasfluss im September 2022 ganz zum Erliegen. Vor der Inbetriebnahme der ersten LNG-Terminals besaß Deutschland keine eigene Importinfrastruktur für verflüssigtes Erdgas.

Kritik an überdimensionierter LNG-Infrastruktur

Klimaschützer sehen die schwimmenden LNG-Terminals zunehmend kritisch. Constantin Zerger von der Deutschen Umwelthilfe (DUH) erklärt: „Wie unter einem Brennglas zeigen sich in Stade die Fehler der LNG-Planungen.“ Seiner Meinung nach habe die vorherige Bundesregierung die Kapazitäten deutlich überdimensioniert. „Allein in Stade wurde ein dreistelliger Millionenbetrag investiert, ohne dass ein Tropfen Flüssigerdgas geflossen ist.“

Das Bundeswirtschaftsministerium verteidigt die Investitionen. Die Infrastruktur diene nicht nur Deutschland, sondern auch anderen EU-Staaten. Eine großzügige Kapazität sei notwendig, um kurzfristige Engpässe zu vermeiden. Dennoch kritisieren Brancheninsider die DET für unglückliches Agieren. Probleme wie in Stade sind kein Einzelfall. Erst vor wenigen Wochen beendete Deutsche Regas den Chartervertrag für das LNG-Terminal „Energos Power“ mit dem Bund.

Grund für den Rückzug sei die „ruinöse Preispolitik“ der DET. Deutsche Regas bemängelt, dass die DET Kapazitäten zu Preisen unterhalb der von der Bundesnetzagentur festgelegten Entgelte anbiete. Die Behörde sieht allerdings keinen Verstoß gegen energierechtliche Vorschriften.

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