Milliardenprogramme scheitern: Das Desaster der Windkraftbranche in den USA

Von | 23. November 2023

Die USA möchten Offshore-Windparks vorantreiben, aber hohe Kosten machen der Branche zu schaffen. Donald Trump hat persönliche Vorbehalte gegenüber Windenergie. Der erste Offshore-Windpark in den USA scheiterte, weil einige wohlhabende Personen die Aussicht nicht verlieren wollten. Die Gegner des Projekts, angeführt von William Koch, investierten 40 Millionen Dollar. Ein Kennedy war ebenfalls beteiligt. Das Unternehmen gab das Projekt nach 16 Jahren Vorbereitung im Jahr 2017 auf (Spiegel: 16.11.23).

USA im Windkraft-Rückstand: Joe Bidens ehrgeizige Pläne und die Krise der Branche

Die USA haben 150.000 Kilometer Küstenlinie. Im Bereich der Windkraft liegen sie im Vergleich zu Großbritannien, Deutschland und Vietnam jedoch zurück. Derzeit produzieren nur sieben Offshore-Windparks Strom.

USA im Windkraft-Rückstand: Joe Bidens ehrgeizige Pläne und die Krise der Branche. Windenergie in den USA vor dem Scheitern?

Präsident Joe Biden strebt an, diesen Rückstand in seiner Klimapolitik zu beheben. Bis 2030 plant er, die Kapazität auf 30 Gigawatt zu steigern, um über zehn Millionen Haushalte zu versorgen. Dies erfordert den Bau von über 2000 neuen Windrädern. Die Hauptprobleme liegen diesmal nicht bei Widerstand von Anwohnern oder bürokratischen Hindernissen, sondern in der Industrie selbst. Viele Anbieter sehen sich mit massiven Kostensteigerungen konfrontiert, die ihre Kalkulationen überfordern. Einige versuchen, Verhandlungen neu zu führen, während andere Projekte aufgeben. Der Weltmarktführer Orsted hat beispielsweise zwei Projekte vor New Jersey gestoppt und vier Milliarden Dollar an Investitionen abgeschrieben. Zusätzlich könnten Strafzahlungen in Höhe von 1,5 Milliarden Dollar wegen Vertragsbruchs hinzukommen. Auch andere Auftragnehmer haben vielversprechende Projekte aufgegeben.

Anders Opedal ist CEO von Equinor. Gemeinsam mit BP arbeiten sie an drei Windparks vor New York. Er nennt die Situation die erste Krise in dieser Branche. Equinor und BP haben nachträglich einen Aufschlag von 54 Prozent auf die vereinbarten Preise gefordert, was vom Bundesstaat abgelehnt wurde. Die Gouverneurin Kathy Hochul steht unter Druck. New York muss bis 2030 mindestens 70 Prozent seines Stromverbrauchs aus erneuerbaren Energien beziehen, so das Gesetz. Sie sucht nach einer Lösung.

Windenergie in der Krise: Acht Bundesstaaten in Notlage – Inflation und Ressourcenmangel bedrohen Zukunft

Acht US-Bundesstaaten haben sich gemeinsam zur Förderung der Windenergie verpflichtet. Für New Jersey ist das Ende des Projekts „Ocean Wind 1“ von Orsted eine politische Katastrophe, so Umweltaktivist Jeff Tittel. Es gibt keinen Alternativplan. Timothy Fox von ClearView Energy Partners schätzt, dass mehr als die Hälfte der aktuellen Offshore-Kapazitäten in Gefahr sind. Die Branche leidet unter einem Nachfrageanstieg, höheren Zinsen für enorme Kapitalkosten und steigenden Materialpreisen. Dies belastet viele Anbieter, die sich an frühere Preisvereinbarungen für Windstrom gebunden fühlen. Es gibt weltweit nicht genug Turbinen, um alle geplanten Installationen umzusetzen, beklagte BP-Managerin Anja-Isabel Dotzenrath.

Gleichzeitig treibt die Inflation die Produktionskosten in die Höhe. Die Hersteller haben mit den physikalischen Gesetzen zu kämpfen, so Investmentexperte Russ Mould. Die Herstellung der tonnenschweren Anlagen, die höher als die Freiheitsstatue sind, erfordert große Mengen an Beton, Stahl und seltenen Erden. Die Inflation hat diese Ressourcen enorm verteuert. Analyst Martin Tessier von der Investmentbank Stifel betonte, dass die Branche in einem schlechten Zustand ist. Dies wurde gegenüber dem Wall Street Journal betont.

Altes Gesetz behindert Windenergie: Amerikas Windkraftbranche vor dem Aus?

Ein altes Gesetz behindert die amerikanische Windenergiebranche. Der sogenannte Jones Act verbietet ausländischen Schiffen den Transport von Gütern zwischen US-Häfen, wenn sie nicht in den USA gebaut wurden und einem US-Eigentümer gehören. Das führt zu Problemen, da es derzeit kein US-Schiff gibt, das die großen Windturbineninstallationen im Meer platzieren kann. Dominion Energy hat zwar eines in Auftrag gegeben, aber es wird voraussichtlich erst nächstes Jahr fertiggestellt. In der Zwischenzeit müssen Baufirmen Einzelteile mit US-Frachtschiffen zum Installationsort transportieren, was zusätzliche Kosten verursacht.

Der CEO von Orsted, Mads Nipper, führt den Ausstieg aus „Ocean Wind 1“ auf den Mangel an geeigneten Schiffen zurück. Er prognostiziert höhere Preise für erneuerbare Energien für die Stromkunden. Andernfalls könnten weitere Offshore-Windprojekte gefährdet sein. Einige schlagen vor, Steuersubventionen zu nutzen, um die Kosten für die Stromkunden zu senken.

Windenergie in den USA vor dem Scheitern? Kostenprobleme, ehrgeizige Ziele und Trumps Widerstand

David Hardy, der Amerika-Chef von Orsted, betont die Notwendigkeit, die Produktionskosten für Windkraft zu senken. Dies sei erforderlich, um ein Gleichgewicht zwischen bezahlbaren Strompreisen und sauberer Energie zu erreichen. Er räumt ein, dass die Branche zu optimistisch war und Großprojekte zu schnell und kostengünstig umsetzen wollte.

Experten glauben, dass Präsident Biden sein Ausbauziel für die Windenergie wahrscheinlich nicht erreichen wird, da die USA höchstens die Hälfte des angestrebten 30-Gigawatt-Ziels erreichen werden.

Die Regierung bleibt dennoch optimistisch und hat kürzlich die Umweltgenehmigung für das größte Windkraftprojekt vor der Küste von Virginia Beach erteilt. Auch Kalifornien soll für Windkraftprojekte geöffnet werden.

Obwohl die erste Turbine des Vineyard Windparks vor Martha’s Vineyard fertiggestellt wurde, gibt es immer noch erbitterte Gegner, darunter Donald Trump, der behauptet, Windräder würden Vögel töten, Lärm verursachen und Wale verrückt machen.

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