Der deutsche Batteriehersteller Varta, steckt in einer tiefen Krise. Bereits im Juni 2020 besuchte Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier das Werk in Ellwangen, um eine Förderzusage von 300 Millionen Euro zu überbringen. Von dieser Summe sind bereits 137 Millionen Euro geflossen, um die Produktion von Batteriezellen für den Automobil- und Industriesektor in die Großserie zu überführen. Doch statt eines Erfolgs verzeichnet Varta aktuell überwiegend Enttäuschungen. Das Unternehmen plant nun eine drastische Restrukturierung, die voraussichtlich zum Totalverlust für Aktionäre und erheblichen Verlusten bei den Gläubigern führen wird (welt: 28.07.24).
Varta in Not: 600 Millionen Schulden und drohende Enteignung der Aktionäre
Varta steht finanziell mit dem Rücken zur Wand. Das Unternehmen hat Schulden in Höhe von rund 600 Millionen Euro und verzeichnete allein im letzten Jahr Zinskosten von fast 24 Millionen Euro. Die liquiden Mittel sanken bis Ende September 2023 auf 40 Millionen Euro, was die prekäre Lage verdeutlicht.
Varta trotz 137 Millionen staatlicher Subventionen in Not: 600 Millionen Schulden – Aktionäre droht der Totalverlust
Diese Situation machte eine Umstrukturierung nach dem Gesetz zur Stabilisierung und Umstrukturierung von Unternehmen (StaRUG) notwendig, das darauf abzielt, insolvenzbedrohte Firmen zu retten. Dabei riskieren die Aktionäre, vollständig enteignet zu werden, während Gläubiger teilweise auf ihre Forderungen verzichten könnten. Dieses Szenario ist bereits beim Autozulieferer Leoni eingetreten, der sich erfolgreich sanierte, aber die Kleinanleger enteignete.
Der Weg in die Krise: Historische und strategische Fehler
Varta, einst ein Symbol deutscher Ingenieurskunst, hat in den letzten Jahrzehnten eine wechselvolle Geschichte durchlebt. Der Börsenkurs des Unternehmens war schon in den 1990er-Jahren volatil. Ab 1994 wurden Dividenden gestrichen, und die Aktie erlebte einen Aufschwung erst mit der Euro-Einführung und einem Aktiensplit 1999. Ein bedeutender Wendepunkt kam 2007, als die Mikrobatteriesparte an Montana Tech verkauft wurde. Der österreichische Milliardär Michael Tojner, der Varta seitdem maßgeblich kontrolliert, brachte das Unternehmen 2017 erneut an die Börse. Der Börsengang war ein Erfolg, doch die Konkurrenz, insbesondere aus Asien, setzte Varta stark unter Druck.
Chinesische Hersteller wie BYD und CATL dominieren den Markt mit günstigen Batteriezellen. Diese Firmen können aufgrund niedriger Rohstoffkosten und massiver staatlicher Unterstützung ihre Produkte zu deutlich niedrigeren Preisen anbieten. Varta hingegen setzt auf spezialisierte Produkte, wie die V4Drive-Zellen, die insbesondere für Premiumfahrzeuge wie den Porsche 911 relevant sind. Doch die Nischenstrategie hat bisher nicht den erhofften Erfolg gebracht. Insbesondere im Markt für Mikrobatterien, wo Varta mit Apple zusammenarbeitete, wurde das Unternehmen durch die asiatische Konkurrenz überholt.
Die Zukunft von Varta: Restrukturierung und strategische Neuausrichtung
Aktuell steht Varta vor einer ungewissen Zukunft. Michael Tojner und das Management haben beschlossen, eine umfassende Restrukturierung durchzuführen. Tojner erklärte, dass die Reduzierung der Schuldenlast und eine bessere finanzielle Basis für das Unternehmen im Vordergrund stehen. Allerdings wird Tojner selbst nur eine begrenzte Summe in den Sanierungsprozess einbringen, während er in den Jahren 2021 und 2022 hohe Dividenden von insgesamt 212 Millionen Euro erhalten hat.
Kritiker sehen in diesen Maßnahmen eine Benachteiligung der Kleinanleger, die möglicherweise leer ausgehen könnten. Gleichzeitig bleibt die Zukunft der Varta-Batterietechnik spannend, da Unternehmen wie Porsche auf die Technologie angewiesen sind. Auch Apple könnte künftig wieder Interesse an Varta-Batterien zeigen. Die kommende Kapitalerhöhung, an der Montana Tech teilnehmen will, könnte dem Unternehmen eine neue Chance bieten. Allerdings stellt sich die Frage, ob die kleinen Aktionäre in diesem Prozess fair behandelt werden oder ob sie letztlich die Verlierer dieser Unternehmenskrise sind.
Insgesamt zeigt das Schicksal von Varta, wie schnell sich der Markt für Batterietechnologie verändern kann und welche Herausforderungen traditionelle Unternehmen in einem globalisierten und technologisch anspruchsvollen Umfeld bewältigen müssen.
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