Norwegen stoppt milliardenschweres Projekt zum Wasserstoff-Export nach Deutschland

Von | 25. September 2024

Die Bundesregierung setzt auf Wasserstoff, um die Industrie klimafreundlicher zu gestalten. Insbesondere der Stahlsektor, der eine erhebliche Menge an Emissionen verursacht, soll davon profitieren. Doch nun ist ein wichtiger Partner aus Norwegen abgesprungen. Der norwegische Energiekonzern Equinor hat das milliardenschwere Wasserstoff-Projekt gestoppt, da die Kosten für den Export nach Deutschland zu hoch sind und die Nachfrage nicht ausreicht (berliner-zeitung: 21.09.24). Diese Entscheidung trifft die Bundesregierung hart, die auf Wasserstoffimporte angewiesen ist, um die Industrie umweltfreundlicher zu gestalten. Der Ausstieg aus dem Projekt stellt einen schweren Rückschlag für die Klimapolitik und der vom Wirtschaftsminister angestrebten Dekarbonisierung der Stahlindustrie dar.

Deutschland auf Wasserstoffimporte angewiesen

Wasserstoff gilt als Schlüsseltechnologie für die Zukunft. Die Bundesregierung hat bereits Milliarden investiert, um die Forschung und Entwicklung in diesem Bereich voranzutreiben. Der frühere Wirtschaftsminister Peter Altmaier hat bereits acht Milliarden Euro bereitgestellt, um Deutschland auf dem Weg zur Klimaneutralität zu unterstützen. Sein Nachfolger, Robert Habeck, setzt ebenfalls auf Wasserstoff, insbesondere für die Stahlindustrie.

Norwegischer Energiekonzern Equinor stoppt milliardenschweres Wasserstoff-Projekt wegen hoher Kosten und zu geringer Nachfrage
Bild: KI-generiert

Auf dem jüngsten Stahlgipfel in Duisburg warb Habeck gemeinsam mit einem Investitionspaket von zwei Milliarden Euro bei Thyssen Krupp um Vertrauen in die Branche. „Grüner Stahl made in Germany ist unser Antrieb“, betonte Habeck. Allerdings braucht die Bundesrepublik Unterstützung aus dem Ausland, um den benötigten Wasserstoff zu importieren. Norwegen galt lange als wichtiger Partner.

Equinor stoppt Pläne wegen hoher Kosten

Der norwegische Energiekonzern Equinor hat nun jedoch beschlossen, das geplante milliardenschwere Projekt für eine Wasserstoffpipeline nach Deutschland zu stoppen. Die Offshore-Pipeline sollte blauen Wasserstoff, der aus Erdgas gewonnen wird, von Norwegen nach Deutschland liefern. Doch das Projekt habe sich als zu teuer und in der aktuellen Phase nicht durchführbar erwiesen, erklärte ein Sprecher des Konzerns.

„Die Wasserstoff-Pipeline hat sich als nicht durchführbar erwiesen“, sagte Magnus Frantzen Eidsvold von Equinor. Dies bedeutet auch, dass die Pläne zur Wasserstoffproduktion auf Eis gelegt sind. Equinor sieht keinen ausreichenden Markt und keine langfristigen Abnahmegarantien für den Export nach Deutschland.

Diese Entscheidung trifft das Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz (BMWK) hart. Noch im vergangenen Jahr hatten Habeck und der norwegische Ministerpräsident Jonas Gahr Støre eine engere Zusammenarbeit im Bereich Energie und Klima vereinbart. Dass die Pläne nun abrupt gestoppt wurden, hat im Ministerium für Ernüchterung gesorgt.

Projektkosten in Milliardenhöhe

Ein weiterer Grund für das Aus des Projekts sind die enormen Kosten. Laut Anders Opedal, CEO von Equinor, hätten die Gesamtkosten für die Wasserstoff-Lieferkette mehrere zehn Milliarden Euro betragen. Allein die Pipeline hätte drei Milliarden Euro gekostet. Ohne feste Abnahmeverträge sieht der norwegische Konzern keine Möglichkeit, solche Investitionen zu tätigen.

Trotzdem plant RWE weiterhin den Bau wasserstofffähiger Gaskraftwerke in Deutschland. Der Wasserstoff, der für diese Kraftwerke benötigt wird, soll allerdings aus anderen Quellen innerhalb Europas bezogen werden. Ohne eine Bundesförderung sei der Betrieb dieser Anlagen jedoch frühestens ab 2030 möglich, so das Unternehmen.

Probleme beim Aufbau der Infrastruktur

Ein weiteres Hindernis ist die fehlende Infrastruktur in Deutschland. Es gibt noch kein funktionierendes Netz, das Wasserstoff in ausreichendem Umfang durch das Land transportieren könnte. Zwar haben sich die Fernleitungsnetzbetreiber (FNB) und die Bundesnetzagentur (BNetzA) nach langen Verhandlungen auf einen Finanzierungsrahmen geeinigt, doch Verzögerungen bei der Genehmigung des Kernnetzes bremsen den Fortschritt.

Laut BNetzA verschiebt sich der Bau des Wasserstoff-Kernnetzes auf Mitte Oktober. Grund hierfür sind weitere Konsultationen und Prüfungen. Die Umstellung bestehender Erdgasinfrastrukturen auf Wasserstoff sei noch nicht ausreichend nachgewiesen, so die Behörde.

Für eine vollständige Dekarbonisierung der Stahlindustrie, die derzeit 28 Prozent der Emissionen in Deutschland verursacht, werden große Mengen an Wasserstoff benötigt. Der Bedarf bis 2030 liegt bei rund 0,85 Millionen Tonnen Wasserstoff, was 28 Terawattstunden (TWh) entspricht, teilte der Deutsche Wasserstoffverband (DWV) mit. Doch ob dieser Bedarf gedeckt werden kann, bleibt offen. Der Ausstieg Norwegens stellt die Pläne der Bundesregierung vor eine große Herausforderung.

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