Fernwärme: Vom grünen Hoffnungsträger zum Klimarisiko

Von | 24. Oktober 2024

Die Fernwärme galt lange Zeit als Hoffnungsträger für die Energiewende und als effiziente Lösung für die Versorgung von Mehrfamilienhäusern. Doch neue Studien zeigen, dass sie die Klimabilanz in ihrer jetzigen Form nicht verbessert und in einigen Fällen sogar verschlechtert. Die steigenden Herausforderungen werfen Fragen auf, ob Fernwärme wirklich der Weg zur CO₂-Reduktion ist (welt: 18.10.24).

Wie effizient ist Fernwärme wirklich?

Mehrfamilienhäuser, die in den letzten Jahren energetisch modernisiert wurden, konnten ihren Energieverbrauch teilweise drastisch senken. Doch trotz dieser Fortschritte zeigen aktuelle Analysen, dass der CO₂-Ausstoß durch Fernwärmeversorgung weitgehend unverändert bleibt.

Die Klimabilanz von Fernwärme: Neue Analysen zeigen, dass sie in ihrer aktuellen Form nicht zur CO₂-Reduktion beiträgt

Der Grund dafür liegt in der Herkunft der Fernwärme: In vielen Städten wird sie immer noch durch fossile Brennstoffe wie Kohle und Gas erzeugt. Solange Fernwärmenetze nicht dekarbonisiert werden, bleibt ihre Klimabilanz schlecht, auch wenn die Gebäude selbst energieeffizienter werden.

Die Gefahr fossiler Energieträger

Viele Fernwärmesysteme beruhen nach wie vor auf veralteten fossilen Technologien. Da der Umstieg auf erneuerbare Energien schleppend voranschreitet, bleibt der CO₂-Ausstoß hoch. Die jüngsten geopolitischen Entwicklungen haben die Situation zusätzlich verschärft. So muss Deutschland seit der Drosselung der Gaslieferungen aus Russland auf Flüssiggas zurückgreifen, das eine schlechtere CO₂-Bilanz aufweist, da es über weite Strecken transportiert wird. Dies führt dazu, dass die Effizienzgewinne in den Gebäuden selbst oft durch die klimaschädliche Fernwärme zunichtegemacht werden.

Wärmepumpen als Alternative?

Während Wärmepumpen bei Neubauten zunehmend Verbreitung finden und als klimafreundlichere Alternative gelten, sind sie in Mehrfamilienhäusern bislang noch kaum verbreitet. Die Umstellung auf solche Systeme könnte langfristig helfen, die CO₂-Bilanz von Wohnungen zu verbessern. Doch auch hier bleibt die Einführung schleppend und in vielen Fällen wirtschaftlich oder technisch schwer umsetzbar.

Ein unerwartetes Fazit

Die Hoffnung, dass die energetische Sanierung von Gebäuden allein zur Erreichung der Klimaziele beiträgt, erweist sich als trügerisch. Solange Fernwärmenetze nicht von fossilen auf erneuerbare Energiequellen umgestellt werden, bleibt ihre Klimabilanz schlecht. In einigen Fällen wäre es sogar besser, alte Mietshäuser weiterhin mit Ölheizungen zu betreiben, da diese eine bessere CO₂-Bilanz aufweisen könnten als fossile Fernwärme. Der Schlüssel zur Lösung liegt in der vollständigen Dekarbonisierung der Fernwärmeversorgung. Nur so kann Deutschland seine ambitionierten Klimaziele erreichen und die Energiewende erfolgreich gestalten.

Die Zeit drängt – nur mit einer umfassenden Reform der Fernwärmesysteme und einem verstärkten Einsatz erneuerbarer Energien wird es möglich sein, die Klimabilanz signifikant zu verbessern und die Wende im Energiesektor zu schaffen.

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