Der erste große Akteur im Glasfasermarkt zieht sich zurück. Ein britischer Infrastrukturfonds hat Millionen in den Ausbau seines Glasfasernetzes investiert, möchte es nun aber offenbar für einen symbolischen Euro an die Allianz verkaufen. Die WirtschaftsWoche berichtet, dass die Infrafibre Germany (IFG), finanziert durch den Infrastrukturfonds Infracapital, ihre gesamten Vermögenswerte an die Allianz abgeben will. Dies wäre für den Fonds ein Totalverlust. Die bereits verlegten Glasfasernetze der Tochtergesellschaften Leonet und BBV sollen in die Allianz-Tochter UGG integriert werden (wiwo: 19.10.24).
Finanzielle Herausforderungen im Glasfasermarkt
Der Verkauf steht im Kontext eines hart umkämpften Marktes. Mehrere Banken haben der IFG Kredite von mehreren hundert Millionen Euro gewährt, die jedoch nur mit geringen Abschreibungen fortgeführt werden. Die verlegte Glasfaser, oft ohne direkten Hausanschluss, wird in die neue Allianz-Struktur überführt. Allerdings wollten weder die Allianz noch die UGG eine Stellungnahme dazu abgeben. Beide Unternehmen bekräftigten lediglich ihre bisherigen Ziele, Millionen Haushalte mit Glasfaser zu versorgen. Auch die IFG äußerte sich nicht zu den Verkaufsplänen, wies jedoch darauf hin, dass der Verkauf immer Teil der Anlagestrategie gewesen sei.
Britischer Infrastrukturfonds verkauft sein Glasfasernetz im hart umkämpften Glasfasermarkt an die Allianz für einen symbolischen Euro
Für den Berater Klaus Hölbling von Alix-Partners ist der Rückzug von Infrafibre ein Alarmsignal. Er sieht darin eine Zuspitzung der Marktbedingungen. Seiner Meinung nach scheint der radikale Verkauf die sinnvollste Option für Infrafibre zu sein, um den anhaltenden finanziellen Druck zu reduzieren.
Probleme bei der Umsetzung der Glasfasernetze
Die ursprünglichen Pläne der IFG sahen vor, bis Ende 2027 Glasfaseranschlüsse für 500.000 Haushalte im Glasfasermarkt zu realisieren. Doch bisher wurde nur ein Netz für 250.000 Haushalte aufgebaut. Besonders herausfordernd sind die hohen Fremdfinanzierungen, die viele Glasfaserunternehmen im Glasfasermarkt belasten. Laut Alix Partners betrug die Verschuldungsquote bei 18 untersuchten Glasfaserunternehmen Ende 2022 durchschnittlich 70 Prozent, während die Profitabilität gleichzeitig auf vier Prozent sank. Im Vergleich dazu lagen die Quoten im Vorjahr bei 65 Prozent Verschuldung und sechs Prozent Umsatzrendite. Diese Entwicklungen betreffen vor allem Unternehmen mit hoher Verschuldung und niedrigen Gewinnen.
Einige Unternehmen konnten jedoch trotz schwieriger Marktbedingungen im Glasfasermarkt Erfolg verzeichnen. Beispielsweise sicherte sich die Deutsche Glasfaser kürzlich frisches Kapital in Höhe von 1,3 Milliarden Euro. Auch die GVG Glasfaser konnte sich neue Kredite sichern, um den weiteren Ausbau voranzutreiben.
Marktveränderungen und Konsolidierung
Während einige Unternehmen wachsen, müssen andere mit erheblichen Herausforderungen kämpfen. Hohe Verschuldung und geringe Gewinne führen zu einer Konsolidierung im Markt. Besonders betroffen sind Unternehmen, die stark auf Fremdkapital angewiesen sind. Dies verschärft sich durch die steigenden Kapitalmarktzinsen. Hölbling vermutet, dass sich die finanzielle Lage vieler Unternehmen seit Ende 2022 weiter verschlechtert hat, da die Zinsen von unter null auf vier Prozent gestiegen sind. Gleichzeitig stehen viele Unternehmen vor Refinanzierungsverhandlungen mit den Banken.
Die aktuelle Situation stellt auch die Ziele der Bundesregierung infrage, Deutschland bis 2030 flächendeckend mit Glasfaser zu versorgen. Zwar gibt es Fortschritte, aber viele Unternehmen kämpfen mit mangelnder Nachfrage. Viele Haushalte scheuen derzeit vor den Kosten zurück, auch wenn der Glasfaseranschluss nur geringfügig teurer ist als bestehende Internetverbindungen. Ohne eine ausreichende Anzahl aktivierter Anschlüsse können die Unternehmen den weiteren Ausbau jedoch kaum finanzieren.
Herausforderungen durch Überbau
Ein weiteres Problem ist der sogenannte Überbau, bei dem mehrere Anbieter gleichzeitig in einem Gebiet Glasfasernetze verlegen. Der Glasfaserverband Breko macht die Deutsche Telekom für diesen Effekt verantwortlich. Oft reicht schon die Ankündigung der Telekom, ein Gebiet auszubauen, damit alternative Anbieter ihre Pläne aufgeben. Diese Situation verschärft die ohnehin schwierige Marktlage weiter. Der Breko fordert deshalb gesetzliche Regelungen, um eine frühzeitige Planung und Transparenz zu gewährleisten.
Der schnelle Ausbau der Glasfasernetze ist entscheidend für die digitale Zukunft Deutschlands. Doch die aktuellen Entwicklungen zeigen, dass viele Herausforderungen noch gelöst werden müssen, um die Ziele zu erreichen.
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