Subventionierte Wolfspeed-Chipfabrik im Saarland vor dem Aus

Von | 26. Oktober 2024

Das amerikanische Unternehmen Wolfspeed, plante den Bau einer neuen Chipfabrik im Saarland, unterstützt durch eine halbe Milliarde Euro an staatlichen Subventionen. Doch der wichtige Projektpartner, der Autozulieferer ZF, hat beschlossen, sich zurückzuziehen. Das milliardenschwere Vorhaben steht damit vor dem Aus (handelsblatt: 23.10.24).

Rückzug von ZF gefährdet Milliardenprojekt

Ursprünglich sollte die Fabrik für Halbleiter aus Siliziumkarbid bis 2027 im saarländischen Ensdorf entstehen, auf dem Gelände eines stillgelegten Kohlekraftwerks. ZF wollte 170 Millionen Euro in das Projekt investieren, das insgesamt 2,75 Milliarden Euro kosten würde. Die Idee war, eine Fabrik für stromsparende Chips zu errichten, die gerade für Elektrofahrzeuge von großer Bedeutung sind. Nun scheint das Vorhaben jedoch auf wackligen Beinen zu stehen.

Schlechte Nachrichten für Wolfspeed-Chipfabrik im Saarland: ZF zieht sich aus milliardenschwerem Vorhaben zurück

Laut Informationen des „Handelsblatts“, das sich auf Insider aus der Regierung und der Branche beruft, zieht sich ZF aus dem Projekt zurück. Dies stellt eine enorme Belastung für die Zusammenarbeit mit Wolfspeed dar. Noch im Jahr 2023 feierte Bundeskanzler Scholz die Pläne als „Rückkehr der industriellen Revolution“. Doch mit dem Rückzug von ZF droht das Projekt zu scheitern.

Finanzielle Probleme bei Wolfspeed

Wolfspeed selbst kämpft seit einiger Zeit mit erheblichen wirtschaftlichen Schwierigkeiten. In den letzten zwei Jahren verlor die Aktie des Unternehmens mehr als 90 Prozent ihres Werts. Trotz der kürzlichen Zusage von 2,5 Milliarden Dollar durch die amerikanische Regierung und andere Investoren, gibt es kaum Anzeichen dafür, dass Wolfspeed die finanzielle Wende in Deutschland einleiten wird. Der Vorstandschef Gregg Lowe äußerte sich seit Monaten nicht zu dem Vorhaben in Ensdorf und sprach zuletzt nur über Investitionen in die USA.

Diese Mittel sollen in den Bau von zwei neuen Fabriken in den Bundesstaaten New York und North Carolina fließen. Von einer Fortführung des Projekts in Deutschland war keine Rede. Diese Entwicklung hat Wolfspeed zusätzlich unter Druck gesetzt, da es offenbar stärker auf den heimischen Markt setzt und Europa vernachlässigt.

ZF in wirtschaftlicher Schieflage

Auch ZF selbst steckt in einer schwierigen Phase. Das Unternehmen, das bereits tief in der Transformation zur Elektromobilität steckt, hat in den letzten Jahren erhebliche Schulden angehäuft. Zudem kündigte der Konzern an, bis 2028 bis zu 14.000 Arbeitsplätze in Deutschland abbauen zu müssen. Der Druck auf die gesamte Automobilbranche, besonders durch den Wandel hin zu Elektrofahrzeugen, ist immens. ZF scheint diese Last besonders schwer zu tragen, was sich auch in den Plänen zur Chipfabrik widerspiegelt.

Der Rückzug von ZF wäre vor diesem Hintergrund nicht überraschend. Wie das „Handelsblatt“ berichtet, hat der Zulieferer enorme Zinslasten zu tragen. Jährlich müssen über eine halbe Milliarde Euro allein für die Zinszahlungen aufgebracht werden, was das Unternehmen zusätzlich belastet. Unter diesen Umständen dürfte die Entscheidung, sich von dem milliardenschweren Chipprojekt zu distanzieren, eine Konsequenz der aktuellen Lage sein.

Deutsche Chipambitionen auf der Kippe

Die Auswirkungen dieses Rückzugs reichen weit über das Saarland hinaus. Bereits 2023 galt das Werk als eines der wenigen positiven Signale im ansonsten schleppenden Rennen Europas, wieder zu einem relevanten Standort für die Chipfertigung zu werden. Vor wenigen Wochen gab auch Intel bekannt, dass der Bau einer weiteren Chipfabrik in Magdeburg auf unbestimmte Zeit verschoben wurde. Das geplante Werk in Ensdorf droht nun ebenfalls auf der Strecke zu bleiben.

Für Deutschland könnte das bedeuten, dass die Ambitionen, sich im globalen Wettlauf um die Chipproduktion zu behaupten, einen weiteren Rückschlag erleiden. Mit dem Rückzug von ZF und den finanziellen Problemen bei Wolfspeed steht die Zukunft des Projekts auf der Kippe. Dies wäre ein herber Verlust für die Industrie in Deutschland, insbesondere für das Saarland, das auf die Ansiedlung neuer Technologien angewiesen ist.

Deutschland droht somit, eine wichtige Chance in der Halbleiterindustrie zu verpassen. Die Frage bleibt, ob es dem Staat oder einem anderen Unternehmen gelingt, das Projekt noch zu retten, oder ob der Traum von einer Chipfabrik in Ensdorf endgültig ausgeträumt ist.

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