Deutschland steckt in einer Solar-Sackgasse. Allein im September überwiesen die Netzbetreiber rund 2,6 Milliarden Euro an Einspeisevergütung für Solar- und Windkraftproduzenten – bei lediglich 145 Millionen Euro Einnahmen. Die massive Solarförderung führt zu einer wachsenden Belastung des Bundeshaushalts und lässt das grundsätzliche Problem der Energiewende immer deutlicher hervortreten: Die ungebremste Expansion von Solar- und Windkraftanlagen droht, die öffentliche Finanzierung zu überlasten (welt: 25.10.24). Die Situation erinnert an Goethes „Zauberlehrling“: Der Lehrling beschwört die Wasserströme herauf, verliert jedoch die Kontrolle über die Fluten. So bringt auch die Energiewende, einst gut gemeint, heute unkontrollierte Kosten und eine unaufhaltsame Produktionsflut.
Drastische Kostenüberschreitung im EEG
Der Bundeshaushalt kann die gestiegenen Subventionsansprüche kaum noch decken. Für 2024 waren ursprünglich 10,6 Milliarden Euro für das Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG) eingeplant. Nach neun Monaten lagen die Ausgaben jedoch bereits bei rund 15 Milliarden Euro. Ein Nachtragshaushalt, der zusätzliche 8,8 Milliarden Euro für EEG-Subventionen vorsieht, wartet aktuell auf die Zustimmung des Bundestages. Doch selbst diese Summe dürfte kaum ausreichen, sollte die Ökostromproduktion weiterhin wetterbedingt hoch bleiben.
Solarförderung in Deutschland: Wie die unkontrollierte Expansion von Solar- und Windkraftanlagen den Bundeshaushalt belastet
Die Grünstromproduzenten haben laut EEG für ihre eingespeisten Kilowattstunden einen festen Vergütungsanspruch über 20 Jahre. Die Netzbetreiber sind dabei verpflichtet, diesen Strom unabhängig von der Nachfrage an der Börse zu verkaufen. Dies führte jüngst zu einem enormen Preisverfall am Großhandelsmarkt: An manchen Tagen sank der Preis auf null Euro pro Kilowattstunde, gelegentlich wurden sogar negative Preise erzielt. Dieser Preisverfall zwingt den Bundeshaushalt dazu, den EEG-Vergütungsanspruch der Ökostromer aus Steuermitteln zu decken.
Haushaltsverhandlungen unter Druck
Die hohen EEG-Ausgaben beeinflussen auch die bevorstehenden Haushaltsverhandlungen für 2025. Netzbetreiber dürften ihre Kostenprognose bald anpassen. Bereits in diesem Jahr lagen die realen Ausgaben für EEG-Förderungen weit über den Schätzungen. Da der Ausbau von Solar- und Windkraft weiter beschleunigt wird, könnten die Anforderungen für 2025 sogar die Marke von 20 Milliarden Euro überschreiten. „Mit allein 2,6 Milliarden Euro EEG-Subventionszahlungen im September 2024 droht Robert Habeck den Bundeshaushalt erneut zu sprengen“, kritisierte der FDP-Energiepolitiker Michael Kruse. Er plädiert dafür, den Wettbewerb entscheiden zu lassen, wo die günstigsten erneuerbaren Energien gebaut werden.
Neue Solarförderungs-Regeln in Sicht
Die Bundesregierung plant daher Änderungen bei der Solarförderung. Größere Fotovoltaikanlagen sollen ab dem kommenden Jahr in Zeiten negativer Preise keine Förderung mehr erhalten. Zudem müssen Betreiber von Anlagen über 25 Kilowatt Leistung den erzeugten Strom künftig selbst vermarkten. Dadurch, so die Regierung, könnten sich die Marktpreise stärker auf die Betreiber auswirken und eine Überproduktion in Zeiten geringer Nachfrage verringern. Das Ziel: eine kosteneffizientere Energiewende, die die Belastung des Bundeshaushalts reduziert.
Doch diese Regelungen gelten nur für Neuanlagen, was das kurzfristige Problem nicht löst. Laut Energieökonom Lion Hirth von der Hertie School wäre ein marktbasiertes Stromsystem langfristig sinnvoller. Hirth rät, alle Stromerzeuger direkt auf dem Strommarkt agieren zu lassen. Selbst kleine Aufdach-PV-Anlagen müssten dann ökonomische Anreize haben, bei Stromüberschuss ihre Einspeisung zu reduzieren.
Lösungsansätze für die Solarproblematik
Eine weitere Möglichkeit wäre die Beschränkung des Solarausbaus auf große Freiflächenanlagen, deren Einspeisung besser steuerbar ist. Diese Anlagen produzieren kostengünstiger Strom als kleine Dachanlagen, was langfristig wirtschaftlicher erscheint. „Strom von kleinen Aufdachanlagen ist rund dreimal so teuer wie bei einer großen Freiflächen-Anlage“, erläutert Hirth. Trotz der höheren Effizienz großer Anlagen werden private Dachanlagen oft als persönlicher Beitrag zur Energiewende gesehen. Eine flächendeckende Lösung ist derzeit jedoch nicht in Sicht.
Kurzfristig bleibt den Haushaltspolitikern daher wenig Spielraum außer der Hoffnung auf eine wetterbedingte Reduktion der Solarstromproduktion. Ein wolkenverhangener Herbst könnte die Solar-Einspeisung verringern und den Marktpreis stabilisieren, was die benötigten Bundeszuschüsse senken würde. Doch auch das Wetter birgt Risiken: Ein stürmischer Herbst könnte zu Überschüssen bei der Windkraft führen und die Kosten erneut in die Höhe treiben.
Die finanziellen Herausforderungen der Energiewende unterstreichen die Notwendigkeit für ein nachhaltiges und marktorientiertes Fördermodell, das langfristig tragfähig ist und den öffentlichen Haushalt nicht übermäßig belastet.
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