Die Umstellung auf Elektrofahrzeuge in der Logistikbranche bleibt für viele Speditionen ein Wunschtraum, der an praktischen Hürden scheitert. Georg Ebeling, Inhaber der Spedition Ebeling Logistik, hat seine Bestellung von fünf Elektro-Lkw zurückgezogen. Dabei gilt Ebeling als aufgeschlossen für Innovationen im Bereich erneuerbarer Energien und Elektromobilität. Doch selbst die besten Absichten stoßen an Grenzen, wenn wirtschaftliche und technische Probleme im Weg stehen. Ohne ausreichende Ladeinfrastruktur und wirtschaftlich realisierbare Förderbedingungen sind elektrische Lkw in vielen Fällen kaum umsetzbar (haz: 25.10.24).
Hohe Anschaffungskosten und wirtschaftliche Faktoren
Die Anschaffungskosten für Elektro-Lkw stellen eine enorme Hürde dar. Ein herkömmlicher Diesel-Lkw ist in der Anschaffung deutlich günstiger als ein Elektro-Modell. Zwar bringt der elektrische Antrieb Kostenvorteile bei Verbrauch und Maut, doch die Mehrkosten summieren sich über die Nutzungsdauer auf beachtliche Summen.
Inhaber einer Spedition erklärt, warum er seine Bestellung von Elektro-Lkw wieder zurückgezogen hat
Die Förderung könnte helfen, doch sie ist an Bedingungen geknüpft, die mittelständische Unternehmen kaum erfüllen können. Geschäftsführer Stefan Gulbins rechnet vor, dass der finanzielle Mehraufwand selbst mit einer Förderung kaum zu stemmen ist. Ohne verlässliche finanzielle Unterstützung bleibt die Investition in E-Trucks ein Risiko.
Strenge Förderbedingungen erschweren die Umsetzung
Die Förderbedingungen verlangen eine jährliche Mindestkilometerzahl, die vor allem für Speditionen im Regionalverkehr kaum machbar ist. Die Erfüllung dieser Auflage würde voraussetzen, dass die E-Trucks regelmäßig weite Strecken zurücklegen, was ohne ein flächendeckendes Netz an Ladestationen schwierig bleibt. Hinzu kommt der enge Zeitrahmen für die Auslieferung der Fahrzeuge: Bestellte Fahrzeuge müssen in einem bestimmten Jahr ausgeliefert werden, was durch Lieferverzögerungen oft nicht zu gewährleisten ist. Mercedes etwa konnte den Liefertermin der bestellten E-Trucks nicht einhalten, sodass die gesamte Förderung infrage gestanden hätte. Die Rückzahlung der Fördermittel im Falle einer verspäteten Lieferung stellt ein zusätzliches Risiko dar, das Ebeling nicht eingehen wollte.
Technische Hürden beim Aufbau der Ladeinfrastruktur
Eine weitere Herausforderung ist die Ladeinfrastruktur. Zwar wäre eine eigene Ladestation auf dem Firmengelände sinnvoll, um den Betrieb wirtschaftlich zu gestalten, jedoch scheitert der Aufbau an praktischen Problemen. Ebeling beschreibt, dass auf dem Firmengelände kaum geeignete Standorte für die Ladeinfrastruktur vorhanden sind, da bauliche Vorschriften die Platzierung an vielen Stellen verhindern. Die Nutzung von Solarstrom ist zudem durch technische Probleme mit der hauseigenen Photovoltaikanlage erschwert. Es fehlt außerdem an geeigneten Energiespeichern, um mehrere Fahrzeuge gleichzeitig laden zu können. Die Vorstellung, Wechselakkus einzusetzen, erscheint attraktiv, jedoch ist die Technik hierfür noch nicht weit genug entwickelt.
Innovative Konzepte ohne gesetzliche Basis
Neue Konzepte wie der E-Trailer, der auf der Messe IAA vorgestellt wurde, bieten theoretisch Lösungen zur Senkung des Kraftstoffverbrauchs. Der E-Trailer unterstützt das Zugfahrzeug und könnte auf diese Weise den Dieselverbrauch erheblich reduzieren. Doch in Deutschland erhält dieses Konzept keine Zulassung, da das Fahrzeug angetrieben ist, aber kein Lenkrad besitzt. Für Ebeling ist dies ein Beispiel für sinnvolle Innovationen, die jedoch aufgrund bürokratischer Regelungen nicht zum Einsatz kommen.
Eigenstromnutzung und bürokratische Hürden
Die geplante Nutzung von Solarstrom für den Betrieb der Spedition stößt ebenfalls auf Probleme. Die Vorgaben des Finanzamts erschweren den Aufbau einer kostengünstigen Ladeinfrastruktur für die Mitarbeiterfahrzeuge. Für den Nachweis der genutzten Strommengen wäre ein komplexes Abrechnungssystem erforderlich. Der daraus entstehende Aufwand steht in keinem Verhältnis zum Nutzen, sodass Ebeling sich gezwungen sah, die Ladestation abzuschalten.
Ein weiteres Beispiel für bürokratische Anforderungen zeigt sich in der Heiztechnik. Die neue Lagerhalle unterliegt Vorschriften, die den Einbau einer Wärmepumpe vorschreiben. Diese Technologie ist jedoch für große Lagerhallen kaum geeignet, da Verpackungsmaterialien und Paletten eine effektive Verteilung der Wärme verhindern. Während solche Vorgaben in Einfamilienhäusern Sinn machen, wirken sie in der Logistik oft deplatziert.
Elektromobilität bleibt schwierig für die Speditionsbranche
Ebeling Logistik steht beispielhaft für die Herausforderungen, denen sich viele mittelständische Logistiker bei der Einführung von E-Trucks gegenübersehen. Bürokratie, hohe Kosten und technische Grenzen verhindern den Umstieg auf elektrische Nutzfahrzeuge. Solange wirtschaftliche und gesetzliche Rahmenbedingungen nicht verbessert werden, bleibt die Elektromobilität im Speditionswesen eine große Herausforderung, die nur wenige Betriebe bewältigen können.
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