Deutschland gehört zwar weiterhin zu den stärksten Volkswirtschaften der Welt, fällt jedoch im Ranking der reichsten Länder nach Kaufkraftparität zurück. Gemessen am kaufkraftbereinigten Bruttoinlandsprodukt (BIP) pro Kopf, rangiert die Bundesrepublik nun auf Platz 21 und ist damit nicht mehr unter den Top 20. Multikrisen wie der Ukrainekrieg, der Gazakonflikt und die Spannungen zwischen China und Taiwan beeinflussen die Weltwirtschaft. Hinzu kommen Inflation und steigende Zinsen, die das globale Wachstum hemmen. Trotzdem konnten einige Länder ihren Wohlstand steigern, wie aktuelle Daten des Internationalen Währungsfonds (IWF) zeigen. Luxemburg hält weiterhin die Spitzenposition im Ranking der wohlhabendsten Länder der Welt. Andere Nationen holen jedoch auf. Deutschland hingegen verliert zwei Plätze, was auf stagnierendes Wachstum im Vergleich zu anderen Ländern hinweist (manager-magazin: 12.09.24).
Volkswirtschaftliche Stärke und Wohlstand
Trotz des Abrutschens im Ranking bleibt Deutschland eine der führenden Volkswirtschaften. Das Bruttoinlandsprodukt, das die Summe aller erwirtschafteten Einkünfte im Land darstellt, ist eine häufig genutzte Kennzahl, um den Reichtum eines Landes zu messen. In dieser Kategorie gehören die USA, China, Deutschland und Japan zu den führenden Nationen. Allerdings reicht das BIP alleine nicht aus, um den tatsächlichen Wohlstand der Bevölkerung abzubilden. Selbst bei einer Berechnung pro Kopf gibt das BIP keine Auskunft über die Verteilung des Reichtums innerhalb eines Landes.
Aktuelle Daten zeigen: Deutschland fällt im Ranking der reichsten Länder der Welt immer weiter zurück und gehört nicht mehr zu den TOP 20
Bild: KI-generiert
Forscher wie Klaus-Jürgen Gern vom Institut für Weltwirtschaft (IfW) in Kiel betonen, dass das BIP ein unzureichender Indikator für den allgemeinen Lebensstandard sei. Ähnlich äußert sich der Mannheimer Volkswirtschaftsprofessor Tom Krebs: In Ländern mit hohem BIP kann der Lebensstandard großer Bevölkerungsteile dennoch niedrig sein.
Die Rolle der Kaufkraft
Um den Wohlstand präziser zu erfassen, betrachten Experten neben dem BIP auch die Kaufkraftparität. Diese Methode berücksichtigt, wie viel eine bestimmte Menge an Waren und Dienstleistungen in unterschiedlichen Ländern der Welt kostet. So entsteht ein genaueres Bild davon, wie gut es der Bevölkerung tatsächlich geht. Kleinere Länder mit speziellen Wirtschaftszweigen wie Finanzdienstleistungen oder Bodenschätzen, etwa Luxemburg oder Katar, stehen in der Liste oft weit oben. Diese Länder profitieren von ihren Ressourcen wie Öl oder seltenen Materialien. Doch auch autoritäre Strukturen sind in solchen Staaten nicht selten.
Die Coronapandemie hatte in den letzten Jahren große Auswirkungen auf die globalen Rankings. Besonders Macau, eine Sonderverwaltungszone Chinas, rutschte durch die strikte Abschottungspolitik ab. Aktuell zeigt sich jedoch eine Erholung, und Macau konnte wieder in die Top 10 aufsteigen. Katar hingegen fiel auf Platz 5 zurück, während Luxemburg und Irland ihre Spitzenplätze behaupteten.
Auswirkungen von Krisen auf das Ranking
Die geopolitischen und wirtschaftlichen Krisen der letzten Jahre haben die Rangliste der reichsten Länder verschoben. Deutschland ist eines der Länder, die durch diese Krisen zurückgefallen sind. Hohe Energiekosten, Inflation und Lieferengpässe belasten die deutsche Wirtschaft. Andere europäische Länder sind ebenfalls betroffen, wobei in vielen Fällen die Kaufkraft leicht rückläufig ist. San Marino, Island und Österreich hingegen konnten ihre Positionen verbessern.
Das Ranking basiert auf Daten des World Economic Outlook (WEO) vom September 2024, das 180 Länder und Sonderzonen umfasst. Nicht einbezogen sind Staaten wie Monaco, Nordkorea und Kuba. Zweimal im Jahr aktualisiert der IWF die Wirtschaftsdaten, um eine möglichst präzise Übersicht über die globale Wirtschaftslage zu liefern.
Deutschland wird im globalen Vergleich zwar weiterhin als starke Wirtschaftsmacht gesehen, doch die Abhängigkeit von internationalen Krisen zeigt sich im aktuellen Ranking. Das Ergebnis verdeutlicht, dass der reine Fokus auf das BIP nicht ausreicht, um Wohlstand zu messen – die Berücksichtigung der Kaufkraft gibt ein differenzierteres Bild.
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