Mitten in einer tiefen Krise sieht sich die deutsche Automobilindustrie mit einem neuen Problem konfrontiert. Ab 2025 gelten in der EU strengere CO₂-Grenzwerte für Neuwagen. Diese verschärften Vorgaben treffen die Autobauer in einer Zeit, in der der Absatz von Elektroautos ins Stocken gerät. Volkswagen hat bereits Erleichterungen gefordert, allerdings ohne Erfolg. Es bleiben den Herstellern nur kostspielige Alternativen, um drohende Strafen zu vermeiden (welt: 17.09.24).
15 Milliarden Strafe drohen: Autoindustrie kämpft mit CO₂-Zielen und sinkenden Gewinnen
Laut dem Präsidenten der europäischen Autolobby Acea, Luca de Meo, könnten die Strafen bis zu 15 Milliarden Euro betragen, wenn die neuen CO₂-Ziele nicht eingehalten werden. Diese Summe entspricht etwa einem Sechstel des Vorsteuergewinns der Automobilbranche im vergangenen Jahr, als die Industrie noch gute Ergebnisse verzeichnete.
Ab 2025 gelten in der EU verschärfte CO₂-Grenzwerte für Neuwagen. Autobauern drohen Strafen in Höhe des Jahresgewinns der gesamten Branche
Bild: KI-generiert
Doch inzwischen hat sich die Lage drastisch verschlechtert: Die Gewinne sinken, Volkswagen steckt in einer tiefen Krise und denkt über drastische Maßnahmen nach, um Kosten zu senken.
Die Maßnahmen zur Einhaltung der CO₂-Ziele
Die Einhaltung der CO₂-Vorgaben erfordert von Volkswagen, den Anteil der Elektroautos auf 25 Prozent zu steigern. Derzeit liegt dieser Anteil in Europa bei lediglich zehn Prozent. Während Politiker in Deutschland über das Verbrennerverbot für 2035 debattieren, rückt das drängendste Problem für die Manager der Autobranche bereits 2025 näher. Ein führender Lobbyist in Brüssel betont, dass die Lücke zwischen den Vorgaben und der Realität bei den Elektrofahrzeugen erheblich sei.
Volkswagen fordert deshalb eine Anpassung der CO₂-Ziele. „Es müssen realistische Rahmenbedingungen geschaffen werden, damit ambitionierte Ziele erreicht werden können“, äußert sich ein Sprecher des Unternehmens. Die gestaffelten CO₂-Vorgaben sollten überprüft und angepasst werden. Neuwagen dürfen ab 2025 nur noch 94 Gramm CO₂ pro Kilometer ausstoßen, ab 2030 weniger als 50 Gramm. Für 2035 ist sogar ein Grenzwert von null vorgesehen, was das Ende der Verbrennungsmotoren bedeutet.
Allerdings gibt es in Brüssel wenig Unterstützung für Änderungen an diesen Zielen. Der CDU-Europaabgeordnete Peter Liese argumentiert, dass Fahrzeuge, die mit klimaneutralen Kraftstoffen betrieben werden, auch nach 2035 zugelassen bleiben sollten. Doch an den strengen CO₂-Zielen möchte er festhalten.
Kosten und mögliche Strafen für die Industrie
Für die Autohersteller ergeben sich drei mögliche Szenarien, um den neuen Vorgaben zu entsprechen. Erstens könnten sie versuchen, Elektroautos mit hohen Rabatten zu verkaufen. Zweitens müssten sie den Verkauf von großen Verbrennerfahrzeugen einschränken. Eine dritte Option bestünde darin, CO₂-Credits von anderen Herstellern, wie etwa Tesla, zu erwerben. Diese Maßnahmen sind jedoch allesamt kostspielig.
Ein weiteres Problem stellt die Art der Berechnung der CO₂-Emissionen dar. Diese werden in der Produktion und Lieferkette je nach Gesetz unterschiedlich erfasst. Für den „CO₂-Rucksack“ von Batterien könnte künftig die CO₂-Bilanz des Stroms im Herstellungsland entscheidend sein. In Ländern mit einem hohen Anteil an schmutzigem Strom, wie China, hätte dies gravierende Auswirkungen auf die Bilanz der Fahrzeuge. Mario Draghi, der frühere Präsident der Europäischen Zentralbank, kritisiert die mangelnde Planung der EU und betont, dass China in der Elektroauto-Technologie bereits eine Generation voraus sei.
Die Automobilindustrie hofft auf eine Lösung der regulatorischen Widersprüche seitens der EU. Gleichzeitig bleiben die Herausforderungen groß, sowohl in Bezug auf die technologische Entwicklung als auch auf die Einhaltung der verschärften CO₂-Vorgaben.
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