Deutschlands Industrie in Gefahr: Tunnelbohr-Unternehmer Herrenknecht übt scharfe Kritik

Von | 29. September 2024

Martin Herrenknecht, Gründer und Chef des Weltmarktführers für Tunnelbohrmaschinen, Herrenknecht AG, spricht im Interview unverblümt über die Herausforderungen der deutschen Wirtschaft. Der 82-Jährige hat in 50 Jahren ein Unternehmen aufgebaut, das in Projekten von Stuttgart 21 bis zur Metro in Doha beteiligt ist (focus: 27.09.24). Doch seine Kritik an der aktuellen Regierung ist scharf: „Olaf Scholz kommt mir vor wie der Kapitän der Titanic.“ Herrenknecht, der aus dem Schwarzwald stammt, leitet ein Unternehmen mit 5000 Beschäftigten und erwartet einen Umsatz von 1,4 Milliarden Euro. Er ist stolz auf das, was er erreicht hat. Seine Tunnelbohrmaschinen sind weltweit gefragt. Doch im Gespräch wird schnell klar, dass ihn die deutsche Politik beunruhigt. Die Ampelregierung sei die schlechteste, die das Land je erlebt habe.

Schlechte Regierung, falsche Entscheidungen

Besonders die Energiepolitik der Grünen bereitet ihm Sorgen. „Die Grünen machen die Autoindustrie geradezu mit Begeisterung kaputt“, kritisiert Herrenknecht. In Zeiten hoher Energiepreise und Rezession wirft er dem Wirtschaftsminister Robert Habeck fehlende Erfahrung vor. „Wie soll eine führende Exportnation überleben, wenn jemand ohne wirtschaftliche Kenntnisse im Wirtschaftsministerium sitzt?“ Das Chaos um die Wärmepumpen und die drohende Deindustrialisierung sieht er als Folge dieser Politik.

Martin Herrenknecht spricht unverblümt über die deutsche Wirtschaftpolitik – „Grüne machen Autoindustrie geradezu mit Begeisterung kaputt“

Der Ukraine-Krieg habe die wirtschaftlichen Herausforderungen noch verschärft. Doch für Herrenknecht ist dieser Krieg keine Ausrede. „Scholz hat das Thema Ukraine ebenfalls vermasselt“, erklärt er. Die Panzerlieferungen seien zu spät gekommen, und die groß angekündigte „Zeitenwende“ habe kaum nennenswerte Folgen gehabt.

Standort Deutschland in Gefahr

Herrenknecht führt die Probleme jedoch nicht nur auf die aktuelle Regierung zurück. Der Unternehmer sieht eine langfristige Entwicklung, die die Wettbewerbsfähigkeit Deutschlands gefährdet. „Die Bürokratie erstickt das Land“, beklagt er. In seinem Unternehmen müssen 20 Mitarbeiter allein den Verwaltungsaufwand bewältigen. Diese Überregulierung sei nicht nur teuer, sondern koste auch wertvolle Zeit.

Ein weiteres Problem sieht Herrenknecht in der Energieversorgung. Die Entscheidung, die letzten Atomkraftwerke abzuschalten, nennt er einen Fehler. „Jetzt importieren wir Atomstrom aus Frankreich, während unsere Windräder und Solarzellen nicht ausreichen.“ Auch der Import von Flüssiggas auf „dreckigen Diesel-Frachtern“ sei eine wirtschaftliche Sackgasse.

Besonders kritisch sieht er die deutsche Autoindustrie, die durch die Klimapolitik massiv unter Druck steht. „Die Chinesen liefern bald die besseren und billigeren E-Autos“, warnt er. Deutschland verliere dadurch seinen technologischen Vorsprung und riskiere, wichtige Industrien an den internationalen Wettbewerb zu verlieren.

Die Zukunft der Herrenknecht AG

Trotz seiner Kritik an der Politik bleibt Herrenknecht optimistisch für sein Unternehmen. Die Herrenknecht AG werde in diesem Jahr einen Umsatz von über einer Milliarde Euro erreichen. Neue Geschäftsfelder, wie die Geothermie, böten Potenzial für weiteres Wachstum. „Da gibt es noch einiges zu holen“, sagt er selbstbewusst.

Angebote, das Unternehmen zu verkaufen, habe er bereits erhalten, doch Herrenknecht lehnt ab: „Ich würde meine Firma niemals verkaufen.“ Sein Engagement in Deutschland steht für ihn außer Frage, auch wenn die wirtschaftliche Lage zunehmend schwieriger wird.

Die aktuelle Regierungspolitik sieht er jedoch als Gefahr für den Wirtschaftsstandort Deutschland. Besonders die Bürokratie und der Fachkräftemangel bereiten ihm Sorgen. „Wir konnten zwar Ingenieure aus Argentinien und Schweißer aus Lettland einstellen, aber der bürokratische Aufwand dafür ist enorm.“

Insgesamt glaubt Herrenknecht, dass Deutschland dringend umdenken muss, um seine Position als führende Industrienation zu halten. Wenn nichts geändert wird, sieht er schwarz für die Zukunft: „Es ist nicht fünf vor zwölf, sondern fünf nach zwölf.“

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