Seit März ist im Landkreis Osnabrück ein innovativer Wasserstoffmüllwagen im Einsatz, doch die Bilanz ist ernüchternd. Das Fahrzeug fällt im Schnitt an jedem fünften Tag aus, was den Betrieb erheblich behindert. Der Abfallwirtschaftsbetrieb Awigo sieht sich nach einem halben Jahr mit erheblichen technischen Herausforderungen konfrontiert (noz: 29.09.24).
Technologischer Fortschritt und erste Hürden
Im März 2024 startete Awigo den Testbetrieb des neuen Wasserstoffmüllwagens. Florian Kliesch, der für die Logistik bei Awigo verantwortlich ist, erklärt, dass die Einführung des Fahrzeugs durch das Bundesverkehrsministerium mit über einer halben Million Euro gefördert wurde. Der Lkw ergänzt seitdem die Fahrzeugflotte des Betriebs. Dennoch gibt es bereits nach den ersten sechs Monaten Betriebszeit einige technische Herausforderungen. Besonders die Tankinfrastruktur ist problematisch, da im gesamten Landkreis Osnabrück nur eine einzige Wasserstofftankstelle existiert. Das führt dazu, dass der Wasserstoff-Lkw nicht so flexibel eingesetzt werden kann wie die herkömmlichen Dieselfahrzeuge.
Mit einer halben Million Euro gefördert – Wasserstoffmüllwagen im Landkreis Osnabrück zu 20 Prozent nicht einsatzbereit
Symbolbild: KI-generiert
Der Einsatz des Wasserstoffmüllwagens beschränkt sich aktuell auf drei Tage pro Woche. Während dieser Zeit legt das Fahrzeug pro Tag eine Strecke von etwa 80 Kilometern zurück. Unter optimalen Bedingungen konnte der Wasserstoffmüllwagen auch schon 140 Kilometer am Stück fahren. Ähnlich wie bei Elektrofahrzeugen hängt die Reichweite jedoch stark von den Wetterbedingungen ab. Kliesch betont, dass der Einfluss von tiefen Temperaturen auf die Leistung des Fahrzeugs noch nicht beurteilt werden kann, da bisher keine wirklichen Kältetests stattgefunden haben. Der kommende Winter wird zeigen, ob der Wasserstoff-Lkw auch bei Minustemperaturen zuverlässig funktioniert.
Kosten und Reichweite im Fokus
Neben den infrastrukturellen Problemen stellt auch der Preis für Wasserstoff eine Herausforderung dar. Seit 2022 ist der Preis pro Kilogramm Wasserstoff von 9,50 Euro auf 17,75 Euro gestiegen. Ein direkter Vergleich der Betriebskosten zwischen dem neuen Wasserstofffahrzeug und einem traditionellen Diesel-Lkw konnte jedoch noch nicht durchgeführt werden. Kliesch weist darauf hin, dass die Tests weitergeführt werden, um technische Schwachstellen zu identifizieren und zu beheben. Das Ziel sei es, das Fahrzeug ab 2025 in größerem Umfang einzusetzen. Bis dahin bleibt der Betrieb des Lkw im Testmodus.
Umweltfreundlicher, aber noch nicht alltagstauglich
Auch wenn die Einführung des Wasserstofffahrzeugs einen bedeutenden Schritt in Richtung umweltfreundlicherer Mülllogistik darstellt, sind noch viele technische Hürden zu überwinden. Die Infrastruktur, insbesondere die begrenzten Tankmöglichkeiten, schränken die Flexibilität des Fahrzeugs erheblich ein. Die Entwicklung dieser Technologie wird jedoch als wichtiger Schritt hin zu einer nachhaltigeren Abfallwirtschaft gesehen. Awigo hofft, dass die Erfahrungen aus dem Testbetrieb helfen, die Probleme zu lösen und das Fahrzeug bald in den regulären Betrieb zu überführen.
Ausblick: Weiterentwicklung der Technologie
Das Wasserstofffahrzeug ist ein Pionierprojekt im Landkreis Osnabrück und soll langfristig zur Reduktion von CO₂-Emissionen beitragen. Allerdings zeigt sich, dass technologische Innovationen Zeit und Geduld benötigen. Neben den Herausforderungen der Infrastruktur und den steigenden Kosten für Wasserstoff gibt es auch Bedenken hinsichtlich der Praxistauglichkeit bei widrigen Wetterbedingungen. Die nächsten Monate werden zeigen, ob das Fahrzeug den hohen Erwartungen gerecht wird.
Trotz der aktuellen Herausforderungen bleibt Awigo optimistisch. „Unser Ziel ist es, in diesem Testjahr alle Probleme zu identifizieren und zu lösen“, so Kliesch. Damit das Fahrzeug bis 2025 in den regulären Betrieb übergehen kann, ist es notwendig, die notwendigen technischen Anpassungen vorzunehmen und die Infrastruktur im Landkreis zu verbessern. Der Erfolg dieses Projekts könnte richtungsweisend für weitere ähnliche Projekte in Deutschland sein.
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