Die Wohnungsbausituation in Deutschland erreicht einen neuen Tiefpunkt. Im September 2024 wurden nur für 15.300 Neubauwohnungen Baugenehmigungen erteilt – ein Rückgang von 23,1 Prozent im Vergleich zum Vorjahresmonat. Diese alarmierenden Zahlen stehen stellvertretend für eine Entwicklung, die nicht nur die Baubranche, sondern vor allem Wohnungssuchende und die soziale Stabilität der Gesellschaft bedroht. Die Ursachen sind vielfältig, doch die Konsequenzen zeichnen sich immer deutlicher ab: Die Wohnungsnot spitzt sich zu, Mieten steigen weiter, und die ohnehin angespannte Lage auf dem Immobilienmarkt wird noch schwieriger. Eine Trendwende ist nicht in Sicht (sueddeutsche: 18.11.24).
Ein Einbruch mit langfristigen Folgen
Von Januar bis September 2024 wurden in Deutschland insgesamt nur 157.200 Neubauwohnungen genehmigt. Das bedeutet einen Rückgang von 19,7 Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum. Besonders betroffen sind Einfamilienhäuser, die mit einem Rückgang von 25,7 Prozent auf 28.300 Genehmigungen einen massiven Einbruch verzeichnen. Aber auch Zweifamilienhäuser und Mehrfamilienhäuser, die traditionell eine tragende Rolle bei der Bekämpfung der Wohnungsnot spielen, sind nicht verschont geblieben. Bei Zweifamilienhäusern gingen die Genehmigungen um 13 Prozent zurück, bei Mehrfamilienhäusern sogar um 21,7 Prozent.
Die Baugenehmigungen für Neubauwohnungen in Deutschland sinken um 23,1 Prozent – die Wohnungsnot spitzt sich zu und Mieten steigen weiter
Hinter diesen Zahlen stehen gravierende Probleme: Die stark gestiegenen Baukosten und die hohen Zinsen belasten Bauherren und Investoren massiv. Materialien wie Beton, Stahl und Holz sind teurer als je zuvor, was den Bau vieler Projekte unrentabel macht. Hinzu kommen steigende Finanzierungskosten, die durch die restriktive Zinspolitik der Europäischen Zentralbank noch verschärft werden. Experten gehen davon aus, dass eine Entspannung frühestens Ende 2025 eintreten könnte – vorausgesetzt, die Zinsen werden gesenkt und Förderprogramme auf den Weg gebracht.
Das politische Ziel: Eine ferne Utopie
Die Bundesregierung hatte sich mit ihrem Ziel von 400.000 neuen Wohnungen pro Jahr hochgesteckte Vorgaben gesetzt. Doch dieses Ziel wirkt angesichts der aktuellen Zahlen wie eine Utopie. Der Rückgang der Baugenehmigungen wird nicht nur das Erreichen dieses Ziels unmöglich machen, sondern auch die bereits bestehende Wohnungskrise verschärfen. Menschen in Ballungszentren müssen sich auf noch höhere Mieten und eine zunehmende Verdrängung aus innerstädtischen Bereichen einstellen.
Die Auswirkungen werden weitreichend sein. Der Wohnraummangel bedroht nicht nur die soziale Stabilität, sondern hemmt auch die wirtschaftliche Entwicklung. Unternehmen in Großstädten berichten zunehmend von Schwierigkeiten, Fachkräfte zu finden, da diese aufgrund hoher Mieten und mangelnden Wohnraums abwandern. Gleichzeitig steigen die Belastungen für den sozialen Wohnungsbau, der die zunehmenden Lücken nicht ausgleichen kann.
Handlungsbedarf: Die Zeit drängt
Die Baubranche schlägt Alarm. Ohne sofortige Maßnahmen droht ein weiterer Rückgang der Baugenehmigungen und damit eine Verschärfung der Krise. Vertreter der Branche fordern eine Reduzierung baukostentreibender Normen und Vorgaben, die Einführung verlässlicher staatlicher Förderprogramme und Steuererleichterungen für Bauherren. Auch die Senkung der Grunderwerbsteuer könnte ein Anreiz sein, mehr Bauprojekte zu starten.
Darüber hinaus müssten öffentliche Investitionen in den sozialen Wohnungsbau massiv erhöht werden, um die drängendsten Engpässe zu entschärfen. Doch selbst wenn die Politik jetzt handelt, werden die Ergebnisse erst in mehreren Jahren sichtbar. Bis dahin müssen Wohnungssuchende mit einer weiteren Verschärfung der Situation rechnen.
Die Wohnungsbaukrise hat das Potenzial, sich zu einer der größten gesellschaftlichen Herausforderungen der nächsten Jahre zu entwickeln. Die Zeit drängt – für Wohnungssuchende, Bauherren und die gesamte Gesellschaft. Doch ob die Politik die Dramatik der Lage erkennt und entsprechend handelt, bleibt ungewiss.
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