Der Automobilzulieferer Schaeffler nimmt tiefgreifende Änderungen an seinen Standorten vor. Zwei Werke in Europa, eines in Österreich und eines in Großbritannien, sollen schließen. Ziel der Maßnahmen ist es, Kosten zu reduzieren und Produktionskapazitäten an günstigere Standorte zu verlagern. Besonders im Fokus stehen Standorte in Osteuropa und Asien (28.11.24).
Schaeffler baut massiv Arbeitsplätze ab
Im Jahr 2024 steht die Automobilzulieferbranche vor einschneidenden Veränderungen, denn zehntausende Arbeitsplätze bei Branchenriesen wie Bosch oder Continental sind gefährdet. Auch Schaeffler setzt auf massiven Stellenabbau. Insgesamt 4700 Arbeitsplätze in Europa stehen zur Disposition, davon 2800 in Deutschland. Besonders betroffen sind die Standorte Herzogenaurach, Regensburg und Schweinfurt. Nach der Übernahme von Vitesco gehen diese Einschnitte folglich mit einer Reduzierung von rund vier Prozent der weltweiten Belegschaft einher.
Schaeffler nimmt umfassende Änderungen vor: Standortschließungen, Stellenabbau und die Verlagerung von Produktionskapazitäten nach Osteuropa
Die Werksschließungen in Berndorf und Sheffield sind ein zentraler Bestandteil der neuen Strategie. Während Scheffler in Berndorf bislang Radlager und Getriebelager produziert, entfallen in Sheffield vor allem Kupplungen für Handschaltgetriebe. Der Rückgang der Nachfrage nach Fahrzeugen mit manuellen Schaltgetrieben und die Elektrifizierung des Marktes machen diesen Schritt nach Unternehmensangaben notwendig. Die verbleibende Produktion will der Konzern in kostengünstigere Länder wie Indien und Ungarn verlagern.
Kostendruck und Marktwandel als treibende Kräfte
In Berndorf kämpfen die Produktionslinien gegen starke Nachfrageschwankungen und den Wettbewerb mit asiatischen Herstellern. Schaeffler betont, dass gestiegene Kosten für Material, Energie und Personal nicht mehr an Kunden weitergegeben werden können. Ein wirtschaftlicher Betrieb sei unter diesen Umständen kaum noch möglich. Daher werden Produktionsbereiche in Länder mit niedrigeren Kostenstrukturen verlagert.
Sheffield steht vor ähnlichen Herausforderungen. Die Elektrifizierung und der Wechsel zu Automatikgetrieben haben die Nachfrage nach manuellen Schaltgetrieben drastisch reduziert. Um Überkapazitäten zu vermeiden, zieht Schaeffler die Schließung des Werks vor. Kupplungen, die weiterhin benötigt werden, sollen künftig in Indien oder Ungarn gefertigt werden.
Neue Schwerpunkte in Osteuropa
Parallel zu den Schließungen plant Schaeffler Investitionen in seine Standorte in Osteuropa. In Kysuce (Slowakei) und Brasov (Rumänien) werden Produktionskapazitäten ausgebaut. Während Kysuce vor allem Komponenten für Verbrennungs- und Hybridantriebe produziert, übernimmt Brasov eine Schlüsselrolle bei der Fertigung von Großwälzlagern. Trotz der Erweiterungen stehen auch diese Standorte vor Personalreduktionen.
Der Konzern sieht diese Maßnahmen als notwendige Anpassung an den Strukturwandel in der Automobilindustrie. Besonders der Rückgang der Verbrennungstechnik in Europa zwingt Unternehmen wie Schaeffler, ihre Strategien neu auszurichten. Der Stellenabbau erfolgt über freiwillige Programme, Fluktuation und Altersteilzeitregelungen.
Kritik an den Plänen
Gewerkschaften und Arbeitnehmervertreter äußern scharfe Kritik an den Plänen. Besonders die Kürzungen im Bereich der Entwicklung treffen auf Widerstand. Michael Erhardt von der IG Metall Frankfurt warnt davor, dass durch den Abbau von Entwicklerstellen die Innovationskraft in Deutschland weiter zurückgeht. „Im Bereich der E-Mobilität hinkt die deutsche Industrie der Konkurrenz aus China hinterher“, so Erhardt. Wenn Entwicklungskapazitäten reduziert werden, drohe ein weiteres Zurückfallen im internationalen Vergleich.
Der Stellenabbau zeigt, wie tiefgreifend der Wandel in der Automobilzulieferindustrie ist. Die kommenden Jahre werden für Beschäftigte und Unternehmen gleichermaßen herausfordernd. Schaeffler versucht, diesen Wandel durch Umstrukturierungen und Standortverlagerungen zu meistern. Ob diese Strategie langfristig aufgeht, bleibt abzuwarten.
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