Nach langen Verhandlungen ist klar: Im Augsburger Anlagenbau von Kuka fallen 215 von rund 500 Arbeitsplätzen weg. Diese Sparte schreibt seit Jahren rote Zahlen. Sämtliche Beschäftigte der „Systems“-Sparte müssen zusätzlich auf zehn Prozent ihres Brutto-Gehalts verzichten, einschließlich der Führungskräfte. Diese Vereinbarung, die zwischen Geschäftsleitung, Betriebsrat und IG Metall getroffen wurde, bestätigt das Unternehmen auf Anfrage (augsburger-allgemeine: 21.05.24).
Kuka: 215 Arbeitsplätze fallen weg – Interessenausgleich und Sozialplan vereinbart
Die Gespräche zwischen Arbeitgebern und Arbeitnehmern führten zu einem Eckpunkte-Papier. Dieses bildet die Grundlage für den Interessenausgleich und den Sozialplan. Ziel ist es, den Zeitpunkt und die Form des Stellenabbaus festzulegen und die wirtschaftlichen Nachteile für die Beschäftigten zu minimieren. Ein Ergänzungs-Tarifvertrag mit der IG Metall steht ebenfalls an. Es bleibt aber unveränderlich, dass 215 Arbeitsplätze verloren gehen.
Kuka vor harten Einschnitten und Arbeitsplatzabbau – sozialverträgliche Lösungen und flexibler Gehaltsverzicht bis 2025 geplant
Bild: RealAws, CC BY-SA 4.0, via Wikimedia Commons
Kuka Stellenabbau: Sozialverträgliche Lösungen und flexibler Gehaltsverzicht bis 2025
Der Stellenabbau soll bis Ende 2025 erfolgen, was Chancen eröffnet, die Personalzahl ohne betriebsbedingte Kündigungen zu verringern. Kuka-Chef Peter Mohnen möchte möglichst auf solche Kündigungen verzichten, kann dies jedoch nicht garantieren. Die Betriebsparteien einigten sich darauf, dass mehr betroffene Beschäftigte in Altersteilzeit gehen können. Dies gilt als sozialverträglich, da es den Mitarbeitern ermöglicht, frühzeitig in den Ruhestand zu wechseln.
Auch beim Gehaltsverzicht gibt es flexible Lösungen: Beschäftigte können ihren Beitrag zur Sanierung der defizitären Sparte durch Überstunden und den Verzicht auf Sonderzahlungen wie Weihnachtsgeld leisten.
Kuka Systems in der Krise: Millionenverluste und neue Rettungsstrategie
Der Bereich Kuka Systems hat in den letzten sieben Jahren einen mittleren dreistelligen Millionenbetrag an Verlusten angehäuft. Der Anlagenbau ist ein langfristiges Geschäft, bei dem Projekte, wie der Bau neuer Produktionsstraßen für Autohersteller, über Jahre laufen können. Solche Vorhaben können problematisch werden, wenn sie länger dauern als geplant und somit die Kosten steigen. Kunden stellen oft Nachforderungen, ohne bereit zu sein, mehr zu zahlen. Diese Projekte, die als toxisch bezeichnet werden, belasten den Augsburger Konzern erheblich. Mehrere Sanierungsversuche blieben bisher erfolglos. Bereits 2017 kündigte Kuka den Abbau von rund 250 Arbeitsplätzen im Anlagenbau an.
Um den aktuellen Rettungsversuch erfolgreich zu gestalten, sollen die Projektleiter mehr Verantwortung und Entscheidungsbefugnis erhalten. Dies ermöglicht ihnen, schneller zu reagieren, wenn Aufträge aus dem Ruder laufen. Zusätzlich übernehmen Kuka-Chef Mohnen und Finanzvorstand Alexander Tan vorübergehend die Geschäftsführung der Systems-Sparte, um den Anlagenbau profitabel zu machen und gegen die Konkurrenz aus Asien zu bestehen. Der Systems-Bereich macht lediglich vier Prozent des weltweiten Konzernumsatzes aus. Insgesamt beschäftigt Kuka in Augsburg 3750 Mitarbeiter. Das Robotergeschäft läuft gut, Roboter werden separat verkauft und gehören nicht zum Anlagenbau. Projekte mit Autoherstellern erreichen schnell den zweistelligen Millionenbereich.
Trotz Rekordumsatz: Kuka vor harten Einschnitten und Arbeitsplatzabbau
Trotz der Probleme im Anlagenbau konnte Kuka 2023 erstmals die Umsatzmarke von vier Milliarden Euro überschreiten. Die Erlöse stiegen von rund 3,9 auf knapp 4,1 Milliarden Euro. Der Gewinn vor Steuern und Zinsen (Ebit) erreichte mit 158,2 Millionen Euro einen neuen Bestwert, verglichen mit 118,4 Millionen Euro im Vorjahr.
Der anstehende Arbeitsplatzabbau bereitet dem Betriebsratsvorsitzenden Armin Kolb große Sorgen. „Das ist ein harter, schwer erträglicher Schritt“, so Kolb. Er bedauert, dass so viele Arbeitsplätze wegfallen, insbesondere da viele der betroffenen Mitarbeiter langjährig und engagiert bei Kuka tätig waren. Trotz der immensen Verluste sieht Kolb keine Alternative zu dieser harten Sanierung. Ohne diese Maßnahmen stünde nur noch die Schließung des Augsburger Anlagenbaus zur Debatte.
Kolb fordert, alle Möglichkeiten auszuschöpfen, um betriebsbedingte Kündigungen zu vermeiden. Es bleibt jedoch ungewiss, ob dies gelingt. Als stellvertretender Aufsichtsratsvorsitzender trägt Kolb die Sanierung mit und ist froh, dass die Vertreter des chinesischen Eigentümers Midea hinter der Sanierung stehen.
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