Audi erwägt, die Produktion des Q8 e-tron in Brüssel vorzeitig einzustellen. Aufgrund schwacher Verkaufszahlen steht das Werk auf der Kippe. Der Volkswagen-Konzern senkt seine Prognose, teilweise wegen der Probleme bei Audi. Volkswagen hat einen „Informations- und Konsultationsprozess“ für das Werk eingeleitet, um eine Lösung für den Standort mit rund 3000 Mitarbeitern zu finden. „Dazu kann auch eine Einstellung des Betriebs führen, sollte keine Alternative gefunden werden“, teilte Audi mit. Sollte das Werk tatsächlich schließen, wäre es das erste Mal seit Jahrzehnten, dass Volkswagen eine solche Maßnahme ergreift (wiwo: 10.07.24).
Milliardenlasten für VW: Brüsseler Werk und Russland-Ausstieg belasten Bilanz
Volkswagen rechnet nun mit Zusatzbelastungen in Milliardenhöhe. Die operative Umsatzrendite soll mit 6,5 bis sieben Prozent um einen halben Prozentpunkt geringer ausfallen als bisher prognostiziert. Ein Grund für die Belastungen von bis zu 2,6 Milliarden Euro sind die Aufwendungen im Zusammenhang mit dem Werk in Brüssel, deren Rückstellung im dritten Quartal erfolgen soll.
Schwache Verkaufszahlen – Audi erwägt, die Produktion des Q8 e-tron in Brüssel vorzeitig einzustellen. Werk steht vor der Schließung
Bild: Alexander-93, CC BY-SA 4.0, via Wikimedia Commons
Hinzu kommen Kosten für die geplante Schließung des MAN-Gasturbinenwerks und Währungskursverluste durch den Ausstieg aus dem Russland-Geschäft. Rückstellungen von 0,9 Milliarden Euro für den Stellenabbau in der Verwaltung hat der Konzern bereits im zweiten Quartal verbucht. Details will das Unternehmen bei der Veröffentlichung der Quartalszahlen bekannt geben.
Audi Q8 e-tron vor dem Aus? Zukunft des Brüsseler Werks ungewiss
Die schwachen Verkaufszahlen des elektrischen Q8 machen Audi zu schaffen. Der in Brüssel gebaute Q8 e-tron ist seit 2018 auf dem Markt. Unternehmenskreisen zufolge erwägt Audi das Fahrzeug im kommenden Jahr aus dem Programm zu nehmen. Der Q8 e-tron ist Audis ältestes Elektrofahrzeug und bekommt inzwischen Konkurrenz durch Modelle auf der neuen Premium-Plattform, wie den Q6 e-tron. Audi ließ offen, wie lange es dauert, bis eine Entscheidung zum Werk in Brüssel fällt. Erste Gespräche über die Zukunft des Standorts haben die Verantwortliche bereits geführt, weitere Verhandlungen sollen folgen. „Die Verkündung der Intention ist noch keine finale Entscheidung“, so Werksleiter Volker Germann. Dennoch bewegt die Nachricht die Belegschaft sehr. „Wichtig ist ein transparenter und konstruktiver Dialog in dem nun folgenden Prozess.“
Audi-Werk in Brüssel: Betriebsrat fordert nachhaltige Lösungen für Zukunft des Standorts
Ein Unternehmen kann in Belgien ein Werk nicht einfach so schließen, sondern muss vorher über mögliche Alternativen verhandeln. Dieses „Renault-Verfahren“ wurde Ende der 90er-Jahre eingeführt, nachdem die unerwartete Schließung eines Renault-Werkes zu Turbulenzen geführt hatte. Aus Betriebsratskreisen hieß es, die schwierige Situation in Brüssel sei längst ein Thema über Audi hinaus. Beim Treffen des VW-Weltkonzernbetriebsrats übergaben die Betriebsräte dem Vorstand eine Solidaritätserklärung. Rita Beck, Sprecherin des Audi-Ausschusses im europäischen VW-Konzernbetriebsrat, erklärte, die Arbeitnehmervertretung fordere eine zukunftsfähige Perspektive für das Werk und seine Belegschaft. „Wir hoffen, dass im Zuge der Entscheidung, im nun eingeleiteten Konsultationsprozess, eine tragfähige und nachhaltige Lösung erarbeitet wird.“
Das Werk in Brüssel gilt seit längerem als Sorgenkind im Konzern. Die Produktionskosten dort sind höher als an anderen Standorten, bedingt durch die Lage im Stadtgebiet der belgischen Hauptstadt. Es ist durch Bahnanlagen und ein Wohngebiet begrenzt, ein Presswerk fehlt, sodass Teile zugeliefert werden müssen. Auch die Logistik ist schwierig.
Die aktuelle Situation in Brüssel belastet den gesamten Volkswagen-Konzern. Der Druck, eine Lösung zu finden, ist hoch, nicht nur für Audi, sondern für die gesamte Belegschaft und die Region. Die kommenden Verhandlungen werden entscheidend sein für die Zukunft des Standorts und die strategische Ausrichtung von Volkswagen und Audi.
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