Deutschland verschenkt regelmäßig seinen Strom. Alle sechs Stunden geht überschüssiger Strom kostenlos an Abnehmer, weil die Sonne scheint und der Wind weht. Doch die meisten Verbraucher merken davon nichts. Sie zahlen im Durchschnitt 41 Cent pro Kilowattstunde (BDEW). Das sind immer noch hohe Preise, obwohl sie niedriger sind als im letzten Jahr. Seit Jahresbeginn gab es bereits 303 Stunden, in denen der Strompreis null oder negativ war. Das bedeutet, dass bereits zur Jahresmitte fast so viel Strom verschenkt wurde wie im gesamten Vorjahr (bild: 10.07.24).
Steigende Kosten für Ökostrom belasten Steuerzahler mit Milliardenbetrag
Der Boom bei Ökostrom ist für die Steuerzahler problematisch. Betreiber von Solar- und Windkraftanlagen erhalten einen festen Preis pro produzierter Kilowattstunde, auch wenn der Strom an der Börse kostenlos abgegeben wird. Dies führt zu einer erheblichen finanziellen Belastung. Ende Juni stiegen die Kosten für die Ökostrom-Förderung mit rund 19,4 Milliarden Euro in diesem Jahr fast auf das Doppelte des Vorjahreswertes. Die Regierung hat darauf reagiert und in ihrem neuen Wirtschaftsprogramm festgelegt, dass die Förderung bei negativen Preisen für Neuanlagen ab Januar 2025 grundsätzlich ausgesetzt wird.
Alle sechs Stunden geht überschüssiger Strom kostenlos oder zu Negativpreisen an Abnehmer. Kosten belasten Steuerzahler mit Milliardenbetrag.
Laut Prof. Manuel Frondel vom RWI-Leibniz-Institut löst diese Regelung das Problem jedoch nicht vollständig. Er befürchtet, dass dies nur „die Spitze des Eisbergs“ sei. Falls der Sommer weiterhin sonnig bleibt, könnten die kürzlich veranschlagten 19 Milliarden Euro an Subventionen für 2024 bei Weitem nicht ausreichen. Frondel fordert daher eine schnelle Abschaffung der Ökostrom-Förderung und eine Reduzierung der Ausbaupläne. Er warnt, dass die geplante Verdreifachung der Photovoltaik und Verdopplung der Windkraft an Land bis 2030 unbezahlbar sei und die Stromversorgungssicherheit gefährde.
Energiewende: Expertin verteidigt ambitionierte Ausbauziele für Ökostrom
Kerstin Andreae, Hauptgeschäftsführerin des Bundesverbands der Energie- und Wasserwirtschaft, widerspricht Frondels Einschätzung. Sie betont, dass die aktuelle Dynamik notwendig sei, um die gesetzlich vorgegebenen Ausbauziele zu erreichen. Andreae sieht in den Ausbauplänen eine Chance, die Energiewende voranzutreiben und langfristig die Abhängigkeit von fossilen Brennstoffen zu verringern.
Nachhaltige Lösungen gesucht
Die Diskussion um die Finanzierung und den Ausbau der erneuerbaren Energien in Deutschland ist intensiv. Einerseits besteht der Bedarf, die Energiewende voranzutreiben und die Klimaziele zu erreichen. Andererseits führen die hohen Kosten der Ökostrom-Förderung zu erheblichen finanziellen Belastungen für die Steuerzahler. Eine mögliche Lösung könnte in einer effizienteren Nutzung der erzeugten Energie liegen. Hierzu gehört beispielsweise der Ausbau von Speicherkapazitäten, um überschüssigen Strom zu Zeiten geringer Nachfrage speichern und bei Bedarf wieder ins Netz einspeisen zu können.
Zusätzlich könnte die Förderung von neuen Technologien und Innovationen im Bereich der erneuerbaren Energien helfen, die Kosten zu senken und die Effizienz zu steigern. Investitionen in Forschung und Entwicklung sind daher von entscheidender Bedeutung.
Die Bundesregierung steht vor der Herausforderung, einen ausgewogenen Ansatz zu finden, der sowohl die wirtschaftlichen als auch die ökologischen Aspekte berücksichtigt. Die zukünftige Ausrichtung der Energiepolitik wird entscheidend dafür sein, ob Deutschland seine Klimaziele erreicht und gleichzeitig die finanzielle Belastung für die Bürger im Rahmen hält. Die Debatte um den richtigen Weg zur Energiewende wird daher weiterhin intensiv geführt werden.
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