ADAC in der Krise: Millionenverluste durch Handel mit THG-Quoten

Von | 8. September 2024

Die Insolvenz der Landwärme GmbH, eines der größten Vermittler von THG-Quoten in Deutschland, hat den ADAC schwer getroffen. Der Automobilclub steht vor finanziellen Herausforderungen in Millionenhöhe. Der Grund für diese Entwicklung liegt in den Geschäftsbeziehungen zwischen dem ADAC und der Landwärme GmbH, die auf dem Handel mit THG-Quoten basierten. Nun steht der ADAC vor einem erheblichen finanziellen Risiko (morgenpost: 28.08.24).

Was ist eine THG-Quote?

Die THG-Quote, oder Treibhausgasminderungsquote, ist ein Instrument, das die EU eingeführt hat, um die Emissionen von Treibhausgasen im Verkehr zu reduzieren. Mineralölunternehmen sind verpflichtet, ihre CO₂-Emissionen zu senken. Wenn sie dies nicht aus eigener Kraft schaffen, müssen sie Quoten von anderen Unternehmen erwerben, die ihre Emissionen überdurchschnittlich gesenkt haben. Elektroautobesitzer können ihre CO₂-Einsparungen in Form von THG-Quoten verkaufen und so von staatlichen Anreizen profitieren. Diese Quoten lassen sich am Markt an Mineralölunternehmen veräußern, die ihre eigenen Emissionsziele nicht erfüllen.

Für Elektroautobesitzer bedeutet dies bares Geld: Im Jahr 2023 konnten sie für ihre THG-Quote noch bis zu 300 Euro erhalten, wenn sie diese über den ADAC anboten. Anfang 2024 sank der Betrag auf 120 Euro für ADAC-Mitglieder und 100 Euro für Nichtmitglieder. Mittlerweile liegt die Prämie nur noch bei 90 Euro für Mitglieder und 80 Euro für Nichtmitglieder. Diese Beträge spiegeln den Wert wider, den Elektroautobesitzer für die Einsparung von CO₂-Emissionen durch ihre Fahrzeuge erhalten.

ADAC in der Finanzkrise: Millionenverluste nach Insolvenz von Partnerfirma

Die Zusammenarbeit zwischen dem ADAC und der Landwärme GmbH schien auf den ersten Blick lukrativ. Mitglieder des ADAC konnten über den Club ihre THG-Quoten beantragen und erhielten dafür eine feste Prämie. Der ADAC übernahm die Abwicklung mit dem Umweltbundesamt (UBA), während die Landwärme GmbH die Quoten der Club-Mitglieder zu vorher festgelegten Preisen aufkaufte und an Mineralölunternehmen weiterverkaufte. Das Geschäft lief reibungslos – bis die Landwärme GmbH vor wenigen Wochen Insolvenz anmelden musste.

Der ADAC, der sich auf die Zuverlässigkeit dieses Geschäftsmodells verlassen hatte, steht nun vor einem enormen Verlust. Die Insolvenz der Landwärme GmbH hat den Automobilclub in eine prekäre Lage gebracht, doch die Mitglieder des ADAC müssen sich keine Sorgen um ihre Prämien machen. Diese werden weiterhin ausgezahlt, da die Verträge direkt mit dem ADAC abgeschlossen wurden.

Betrugsfälle und Preisverfall: Wie Chinas Biodiesel den ADAC in die Krise stürzt

Die Insolvenz der Landwärme GmbH ist eng mit dem drastischen Preisverfall bei den THG-Quoten verbunden. Die Prämien für Elektroautobesitzer sanken in kurzer Zeit deutlich, was den ADAC in eine schwierige finanzielle Lage brachte. Diese Entwicklung hängt auch mit Betrugsfällen zusammen, die den THG-Quotenmarkt erschüttert haben.

Unternehmen aus China sollen falsch deklarierten Biodiesel in die EU eingeführt haben, um von den Subventionen zu profitieren. Andere Firmen meldeten Projekte zur CO₂-Reduktion, die in der Realität nie existierten. Diese Machenschaften führten zu einem Überangebot an THG-Quoten und ließen die Preise drastisch sinken. In diesem schwierigen Marktumfeld geriet die Landwärme GmbH in finanzielle Schieflage und konnte ihre Verpflichtungen nicht mehr erfüllen.

Landwärme-Chef packt aus: Wie politische Untätigkeit den ADAC in die Millionenkrise führte

Zoltan Elek, der Geschäftsführer der Landwärme GmbH, kritisierte vor einigen Wochen die langsame Reaktion von Politik und Behörden auf die Betrugsfälle. Er erklärte: „Seit dem Bekanntwerden der ersten mutmaßlichen Betrugsfälle im Jahr 2023 haben Politik und Behörden nur sehr langsam reagiert.“ Elek betonte außerdem, dass die Insolvenz seiner Firma vermeidbar gewesen wäre. Wären die zuständigen Stellen schneller und entschlossener gegen den Betrug im THG-Quotenhandel vorgegangen, hätte dies verhindert werden können.

Für den ADAC bleibt nun die Herausforderung, mit den finanziellen Folgen der Insolvenz umzugehen. Die Verluste könnten sich in zweistelliger Millionenhöhe bewegen, was den Club vor große Schwierigkeiten stellt. Dennoch bleibt der ADAC bemüht, seinen Mitgliedern weiterhin den gewohnten Service zu bieten und die Auswirkungen dieser Krise so gering wie möglich zu halten.

Lesen Sie auch:

ADAC: Verbrenner bleiben kostengünstiger als Elektroautos

E-Autos im ADAC-Kostenvergleich: Diesel und Benziner schneiden besser ab

ADAC-Analyse deckt auf: Kleine Elektroautos fast doppelt so teuer wie Verbrenner

ADAC registriert 2022 mehr als doppelt so viele Pannen bei E-Autos als ein Jahr zuvor

Der Beitrag ADAC in der Krise: Millionenverluste durch Handel mit THG-Quoten erschien zuerst auf .

Teilen ...

Schreibe einen Kommentar