EU prüft mögliche Strompreiserhöhungen für Bayern

Von | 8. September 2024

Die europäische Energiepolitik steht vor einer Herausforderung, da das Strompreisgefälle zwischen Nord- und Süddeutschland Spannungen erzeugt. Ein aktuelles Marktverfahren der EU-Behörde Acer könnte eine Marktsegmentierung zur Folge haben, was die bayerische Wirtschaft in Alarmbereitschaft versetzt. Angesichts der Möglichkeit steigender Energiepreise fordert Bayern den beschleunigten Ausbau des Stromnetzes, um diese potenziellen Kosten abzufedern (merkur: 02.09.24).

Strompreis-Chaos: Warum günstiger Ökostrom den Süden Deutschlands nicht erreicht

Seit der Liberalisierung des Strommarktes 1998 hat sich das Strompreismodell in Deutschland grundlegend verändert. Den Preis für Elektrizität bestimmt das Verhältnis zwischen Angebot und Nachfrage, wobei der Stromhandel unabhängig vom Standort erfolgt.

EU plant Marktsegmentierung bei den Strompreisen – die Auswirkungen auf die resultierende Strompreisentwicklung und Wirtschaft in Bayern

Diese Marktmechanismen führen dazu, dass bei hoher Verfügbarkeit von Solar- und Windenergie die Preise sinken, während teurere Kraftwerke in Zeiten hoher Nachfrage einspringen. Ein entscheidender Punkt hierbei: Strom aus dem Norden erreicht den Süden oft nicht, obwohl er auf dem Papier verfügbar ist. Dies führt zu Preisverzerrungen, die letztlich die Effizienz des Marktes beeinträchtigen.

Stromnetz-Streit: Wie politische Entscheidungen Bayern teuer zu stehen kommen

Besonders problematisch ist das Ungleichgewicht zwischen den einzelnen Regionen mit ungleichem Ausbau der Strominfrastruktur. Während im Süden Deutschlands eine starke industrielle Präsenz besteht, produziert der Norden Überschüsse an Windenergie. Um dieses Ungleichgewicht zu mildern, wären Hochspannungs-Gleichstromleitungen notwendig. Doch politische Entscheidungen, wie die Forderung nach Erdverkabelung anstelle von Freileitungen, verzögerten wichtige Projekte wie den Suedostlink. Diese Verzögerungen tragen dazu bei, dass das bayerische Stromnetz weiterhin anfällig bleibt und die Region auf teure, lokal produzierte Energie angewiesen ist.

Marktverzerrungen und ihre Konsequenzen

Der aktuelle Zustand des Strommarktes führt zu paradoxen Situationen: Während Windparks im Norden genug Energie produzieren, um auch den Süden zu versorgen, bleibt diese Energie oft ungenutzt, weil sie physisch nicht transportiert werden kann. Dies zwingt die Netzbetreiber, durch sogenannte Redispatch-Maßnahmen gegenzusteuern, was zusätzliche Kosten verursacht, die wiederum auf die Verbraucher umgelegt werden. Ökonomen sehen in der möglichen Aufteilung Deutschlands in mehrere Strompreiszonen eine Lösung, um diese Verzerrungen zu korrigieren. Doch dieser Vorschlag trifft auf Widerstand, insbesondere aus Bayern.

Die bayerische Wirtschaft befürchtet, dass höhere Strompreise den Standort unattraktiv machen könnten. Gewerkschaften, Verbände und Arbeitgeber sprechen sich geschlossen gegen eine Teilung der Strompreiszone aus. Manfred Gößl, Chef des bayerischen Industrie- und Handelskammertages, warnt: „Eine Teilung würde die Standortbedingungen verschlechtern und die Kosten für die Wirtschaft erhöhen.“ Auch die Windkraftbranche äußert Bedenken, da eine Teilung den Bedarf an grünem Strom verringern könnte.

Netzausbau als Hoffnungsträger

Trotz dieser Herausforderungen gibt es Fortschritte beim Netzausbau. Die aktuelle Regierung hat Maßnahmen zur Beschleunigung dieser Projekte ergriffen. Bis 2030 sollen mindestens vier Gigawatt Übertragungsleistung nach Bayern fließen, was langfristig die Stromversorgung stabilisieren könnte. Dies wird als notwendiger Schritt angesehen, um die Wettbewerbsfähigkeit Bayerns zu erhalten und gleichzeitig die Energiewende voranzutreiben.

Abschließend bleibt festzuhalten, dass die Diskussion um die Strompreise und den Netzausbau in Deutschland nicht nur wirtschaftliche, sondern auch politische und gesellschaftliche Dimensionen hat. Die Entscheidungen, die in den kommenden Jahren getroffen werden, werden die Energiezukunft des Landes entscheidend prägen und die Balance zwischen ökonomischen Interessen und den Erfordernissen der Energiewende bestimmen.

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