Deutschlands teure Wasserstoffstrategie: Ein Treiber der Deindustrialisierung ersten Ranges

Von | 17. Dezember 2024

Die Bundesregierung setzt trotz wirtschaftlicher Realitäten und klarer Studienergebnisse weiterhin auf grünen Wasserstoff als Kernstück der Energiewende. Eine aktuelle Untersuchung unter Leitung des Fraunhofer-Instituts im Rahmen des Projekts HYPAT (H2-Potenzialatlas) zeigt allerdings ernüchternde Resultate: Grüner Wasserstoff wird in Deutschland so kostspielig werden wie in kaum einem anderen Land (spiegel: 06.12.24). Die hohen Preise könnten massive Auswirkungen auf die Wettbewerbsfähigkeit der ohnehin angeschlagenen deutschen Industrie haben und wird damit die Deindustrialisierung weiter vorantreiben

Hohe Kosten und ihre Folgen für die Industrie

Die Studie prognostiziert, dass die Produktionskosten für grünen Wasserstoff in Deutschland bei etwa 132 Euro pro Megawattstunde (MWh) liegen werden, während Länder wie Großbritannien (70 Euro/MWh) oder Spanien (74 Euro/MWh) deutlich günstigere Preise erwarten. Der derzeitige Großhandelspreis für Erdgas liegt bei etwa 34 Euro/MWh.

Studie zeigt: Deutschlands Wasserstoffträume teurer als in jedem anderen Land. Kosten für Industrie führen zu weiterer Deindustrialisierung

Für die deutsche Industrie, die sich bereits in einer Rezession befindet, bedeutet dies eine erhebliche Zusatzbelastung. Steigende Energiekosten wirken als Treiber der Deindustrialisierung und verschlechtern die Wettbewerbsfähigkeit weiter.

Der Mythos der Alternativlosigkeit

Trotz dieser Erkenntnisse preisen die Forschungseinrichtungen den Hochlauf von grünem Wasserstoff als alternativlos. Diese Rhetorik erinnert stark an die Merkel-Ära, in der das Wort „alternativlos“ als Ersatz für fehlende rationale Argumente diente. Die Studie gibt zu, dass Länder wie die USA und Kanada aufgrund ihrer umfangreichen erneuerbaren Ressourcen klare Wettbewerbsvorteile haben. Kurz- und mittelfristig wird das Angebot an grünem Wasserstoff knapp bleiben, sodass er lediglich in Sektoren wie der Stahlindustrie, Grundstoffchemie oder dem internationalen Flug- und Schiffstransport sinnvoll einsetzbar ist. Anwendungen im Bereich Gebäudewärme oder straßengebundener Verkehr scheitern an den hohen Kosten.

Grüner Stahl: Ein ruinöses Unterfangen

Ein Paradebeispiel für die Problematik ist der sogenannte „grüne Stahl“. Hier sollen traditionelle Hochöfen, die bisher mit Koks arbeiten, durch Direktreduktionsanlagen (DRI) ersetzt werden, in denen Wasserstoff das Eisenoxid aus dem Erz reduziert. Das Zwischenprodukt ist der sogenannte Eisenschwamm, der dann in Elektrolichtbogenöfen weiterverarbeitet wird.

Für dieses Vorhaben soll allein der Stahlproduzent ThyssenKrupp 2,1 Milliarden Euro an Subventionen erhalten. Das Verfahren ist jedoch äußerst kostspielig. Um Wasserstoff zu erzeugen, wird Strom benötigt, der im Elektrolyseprozess mit einem katastrophalen Wirkungsgrad von 3:1 bis 4:1 eingesetzt wird. Das bedeutet, dass von 3-4 kWh eingesetztem Strom nur 1 kWh Wasserstoff gewonnen wird. Durch die entstehenden Kosten wird Stahl aus Wasserstoff am Weltmarkt nicht konkurrenzfähig sein, so dass es weiterer Subventionen für die Industrie bedarf, die diesen Stahl weiter verarbeitet. Dies dürfte die Deindustrialisierung in Deutschland noch weiter voreantreiben

Gigantische Kosten für Infrastruktur und Energieversorgung

Die Transformation hin zu grüner Stahlproduktion erfordert immense Investitionen. Insgesamt müssten 15.000 Windkraftanlagen gebaut werden, was etwa 100 Milliarden Euro kostet. Zusätzlich wären 20 Gaskraftwerke für die Versorgung bei Windstille notwendig, was weitere 12 Milliarden Euro verursacht. Weitere 17 Milliarden Euro wären für 170 Elektrolyseure erforderlich, 12 Milliarden Euro für 10 Eisenschwamm-Reaktoren (DRI) und 2 Milliarden Euro für 12 Elektrolichtbogenöfen. Hinzu kommen die Kosten für den Netzausbau und die Wasserstofflogistik.

Wettbewerbsnachteile der deutschen Stahlindustrie

Die Umsetzung dieser Vision ist nicht nur teuer, sondern stellt auch die Wettbewerbsfähigkeit der deutschen Stahlindustrie in Frage. Schon heute sind die Produktionskosten für Stahl in Deutschland deutlich höher als in den USA oder Kanada. Der Umstieg auf grünen Wasserstoff wird diese Kosten weiter in die Höhe treiben und damit die Deindustrialisierung energieintensiver Industrien beschleunigen.

Klimaschutz oder teure Ideologie?

Zusätzlich ignoriert der Diskurs um grünen Stahl und Klimaschutz die Tatsache, dass Wasserdampf, der bei der Wasserstoffnutzung entsteht, einen erheblichen Einfluss auf den Treibhauseffekt hat. Der Fokus auf Dekarbonisierung hat den klassischen Umweltschutz verdrängt und ist zu einem milliardenschweren Umverteilungsprogramm geworden.

Ein riskantes Experiment

Deutschlands grüne Wasserstoffstrategie gleicht einem riskanten Experiment, das die Wirtschaftskraft des Landes aufs Spiel setzt. Anstatt rationaler Abwägungen dominiert eine ideologisch getriebene Agenda, die hohe Kosten und Wettbewerbsnachteile ignoriert. Die Konsequenzen könnten eine beschleunigte Deindustrialisierung und den Verlust tausender Arbeitsplätze sein. Ob grüner Wasserstoff wirklich die Wunderwaffe der Energiewende ist oder nur ein teurer Trugschluss, wird sich schon bald zeigen.

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