Die Solarbranche erlebt eine massive Pleitewelle. Zahlreiche Unternehmen stehen vor dem Aus, während Investitionen in erneuerbare Energien stark nachlassen. Installationsbetriebe für Photovoltaik und Hersteller von Wärmepumpen kämpfen mit sinkender Nachfrage. Die wirtschaftliche Unsicherheit, gepaart mit hohen Energiepreisen, sorgt dafür, dass viele Projekte gestrichen oder verschoben werden (agrarheute: 27.12.24).
Wachsende Insolvenzen erschüttern die Branche
Bereits 2024 verzeichnete die Solarindustrie eine beispiellose Anzahl an Insolvenzen. Bekannte Namen wie Eigensonne und Envoltec gingen innerhalb kurzer Zeit pleite. Eigensonne, ein Berliner Solarunternehmen, wurde zunächst von Amia Energy übernommen, doch auch der neue Eigentümer musste wenige Monate später Insolvenz anmelden.
Deutsche Solarbranche vor dem Aus – warum Investitionen in erneuerbare Energien abnehmen und Unternehmen mit sinkender Nachfrage kämpfen
Die Pleite von Envoltec im Januar 2024 verdeutlicht die Schwierigkeiten vieler Anbieter. Trotz eingegangener Zahlungen konnten vereinbarte Leistungen nicht erbracht werden. Laut MDR blieben über 800 Kunden auf unfertigen Verträgen sitzen. Rechtsanwalt Jens Reime schilderte: „Die Kunden sollten sich auf das Schlimmste einstellen. Eine Vertragsfortführung halte ich für ausgeschlossen.“ Viele Verträge enthielten zudem Kaufpreise, die doppelt so hoch lagen wie üblich.
Enersol, Wegatech und Otovo: Weitere prominente Fälle
Die Insolvenzwelle setzte sich im Sommer fort. Enersol, ein baden-württembergisches Unternehmen, kündigte an, den Betrieb bis Oktober einzustellen. Ursächlich war der Nachfrageeinbruch nach Photovoltaik-Dachanlagen, der den profitablen Betrieb unmöglich machte. Auch der norwegische Solarportal-Betreiber Otovo reagierte mit Entlassungen von 170 Mitarbeitern.
Im Oktober traf es Wegatech Greenergy, ein Unternehmen, das trotz einer Investition von 3,5 Millionen Euro durch die Gothaer Versicherung seine finanzielle Schieflage nicht bewältigen konnte. Der Betrieb wird zum Jahreswechsel weitgehend eingestellt, während 200 Mitarbeiter betroffen sind.
Schwierige Marktbedingungen und sinkende Margen
Neben wirtschaftlicher Unsicherheit belasten auch externe Faktoren die Branche. Ein starker Preisverfall bei Photovoltaik-Komponenten setzt viele Unternehmen unter Druck. Solarmax, ein Hersteller von Speichern und Wechselrichtern, musste im November Insolvenz anmelden. Dumpingpreise chinesischer Anbieter zwangen das Unternehmen, Produkte unter Einkaufspreis zu verkaufen. Insolvenzverwalter Michael Pluta betonte, dass das Hauptaugenmerk nun darauf liegt, den Geschäftsbetrieb aufrechtzuerhalten.
Großprojekte wie Northvolt in Gefahr
Nicht nur kleine und mittlere Betriebe leiden. Der schwedische Batteriehersteller Northvolt, der eine Fabrik in Schleswig-Holstein errichten wollte, geriet ebenfalls in finanzielle Schwierigkeiten. Anfang Dezember beantragte Northvolt ein Sanierungsverfahren nach US-Insolvenzrecht. Die von den Steuerzahlern bereitgestellten Steuergelder in Höhe von 620 Millionen Euro könnten vollständig verloren gehen. Die Bundesregierung hatte diese Mittel an die Umsetzung des Projekts in Heide gebunden.
In Regierungskreisen heißt es, dass eine Rückzahlung der Gelder möglich sei, falls Northvolt erfolgreich restrukturiert und neue Investoren findet. Dennoch reiht sich dieser Fall in eine Serie von Rückschlägen ein, die durch die Unterstützung großer Industrieprojekte geprägt sind.
Zukunft der erneuerbaren Energien bleibt ungewiss
Die Insolvenzwelle zeigt, wie fragil die wirtschaftlichen Grundlagen der Branche sind. Ohne eine Stabilisierung des Marktes und der Nachfrage bleibt die Zukunft vieler Unternehmen unsicher. Es bedarf gezielter Maßnahmen, um Investitionen anzukurbeln und den wirtschaftlichen Druck auf die Unternehmen zu reduzieren. Nur so kann die Vision einer nachhaltigen Energiezukunft realisiert werden.
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