Die Umstellung der deutschen Industrie auf Wasserstoff könnte laut einer aktuellen Studie des Fraunhofer-Instituts sowie sieben weiterer Forschungseinrichtungen deutlich teurer ausfallen als in anderen Ländern. Als Gründe nennen die Experten die hohe Nachfrage energieintensiver Industrien und die begrenzte Verfügbarkeit erneuerbarer Energien. Hinzu kommen hohe Kosten für Import und Transport, die den Preis zusätzlich in die Höhe treiben (ntv: 06.12.24).
Deutschland erwartet Spitzenpreise für Wasserstoff
Die Studie präsentiert einen Wasserstoff-Potenzialatlas, der die Preisentwicklung bis 2050 modelliert. Demnach rechnet Deutschland mit Großhandelspreisen von 132 Euro pro Megawattstunde. Zum Vergleich: Großbritannien könnte auf 70 Euro kommen, Spanien auf 74 Euro. Im Gegensatz dazu liegt der Erdgaspreis derzeit bei etwa 34 Euro. Diese Differenz entsteht durch hohe Nachfrage aus Industriezweigen wie der Stahl- und Chemiebranche sowie durch den Mangel an inländischen Produktionskapazitäten.
Die Umstellung auf Wasserstoff in Deutschland wird teuer. Niedrige Verfügbarkeit erneuerbarer Energien und hohe Kosten belasten den Markt
Der Transport spielt eine zentrale Rolle in der Kostenstruktur. Exportländer wie Kanada, Brasilien und die Vereinigten Arabischen Emirate sind geographisch weit entfernt. Pipelines, die kostengünstigere Transporte ermöglichen könnten, erscheinen für viele dieser Regionen unrealistisch.
Begrenzter Einsatz für Wasserstoff
Wasserstoff wird vor allem dort als Lösung angesehen, wo keine Alternativen verfügbar sind. Die Chemieindustrie, Stahlproduktion sowie Flugverkehr und Raffinerien gehören dazu. Im Straßenverkehr oder bei Heizsystemen gelten andere Technologien als wirtschaftlicher.
Ein weiterer Haken liegt in der Speicherung des Energieträgers. Trotz laufender Pilotprojekte bleibt dies ein technisches Hindernis. Langfristige Lösungen sind notwendig, um eine breite Nutzung zu ermöglichen.
Klimaziele im Fokus
Bis 2045 soll grüner Wasserstoff fossile Energieträger wie Erdgas in Kraftwerken ersetzen. Auch in energieintensiven Industrien wird er als Schlüssel zur Klimaneutralität betrachtet. Allerdings bleibt die Frage der Verfügbarkeit kritisch. Die Kombination aus hoher Nachfrage und begrenztem Ökostrom-Angebot erschwert den Ausbau.
Zwar bietet Wasserstoff großes Potenzial, doch die aktuellen Erkenntnisse zeigen, dass die wirtschaftliche Machbarkeit genau geprüft werden muss. Nur durch innovative Ansätze und internationale Kooperationen lässt sich das Ziel einer klimafreundlichen Industrie realisieren.
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