Deutschland hat im Jahr 2024 so viel Atomstrom importiert wie nie zuvor. Laut aktuellen Zahlen der Bundesnetzagentur beläuft sich der Import auf 17.300 GWh. Zum Vergleich: 2023 waren es 11.000 GWh, 2022 lediglich 4.500 GWh. Diese Entwicklung zeigt eine deutliche Abhängigkeit von Kernkraftwerken im Ausland (bild: 04.02.25).
Atomstrom dominiert die Importbilanz
Die Kernenergie ist mittlerweile die wichtigste Stromquelle für deutsche Importe. Atomstrom ist kostengünstiger und am Markt wettbewerbsfähiger als viele der verbliebenen konventionellen Energieträger. Der Rückgang der heimischen Stromproduktion hat dazu geführt, dass Deutschland immer weniger Energie exportiert, stattdessen jedoch immer mehr von Nachbarn wie Frankreich, der Schweiz und den Niederlanden bezieht.
Deutschland importiert 2024 so viel Atomstrom wie nie zuvor. Die Abhängigkeit von ausländischer Kernenergie wächst immer mehr
Besonders seit Mitte 2023 zeigt sich dieser Trend verstärkt. Die Frage drängt sich auf, ob die Entscheidung zum Ausstieg aus der Kernkraft ausreichend durchdacht war. Denn während Deutschland seine Atomkraftwerke abschaltet, bleibt der Importbedarf hoch.
Interne Dokumente werfen Licht auf Planungsfehler
Eine interne Mail von Wirtschaftsminister Robert Habeck an seinen Beraterkreis, darunter Bundesnetzagentur-Chef Klaus Müller, gibt Einblicke in die Überlegungen hinter dem Atomkraft-Aus. Darin heißt es: „Für eine ausgewogene Entscheidung AKW nicht nur die Netzsicherheit-Szenarien brauchen, sondern auch eine Übersicht über die verfügbaren Strommengen: Wie viele Thw können produzieren: Wasserkraft, F und CH Atom, Pumpspeicherkraftwerke, Kohle angesichts des Rheinniedrigstandes…“
Dieser Wortlaut zeigt, dass die damalige Argumentation des Ministeriums, die vor allem auf den Stromexport nach Frankreich abzielte, heute kaum noch haltbar ist. Während 2022 viele französische Reaktoren aufgrund von Wartungsarbeiten stillstanden, hat sich die Lage inzwischen grundlegend verändert. Deutschland ist nun auf Importe angewiesen, um die eigenen Energiebedarfe zu decken.
Experten kritisieren den Kurs
Energieökonom Prof. Manuel Frondel sieht die Entscheidung kritisch. Er betont: „Im Kern zielte die Frage in meinen Augen klar darauf ab, wie die in Deutschland wegfallenden Atomstrommengen durch Importe aus dem Ausland ausgeglichen werden können.“ Besonders die Abhängigkeit von Frankreich steht dabei im Fokus. Frondel unterstreicht zudem, dass die Schweiz in diesen Überlegungen ebenfalls eine Rolle spielt. Anders als Frankreich hatte sie keine temporären Probleme mit ihrer Kernkraft, was sie zu einem verlässlichen Partner macht.
Konsequenzen für die Energiewende
Der massive Anstieg der Atomstrom-Importe zeigt die Herausforderungen der deutschen Energiewende. Während die heimische Energieproduktion zurückgeht, steigt die Abhängigkeit von Nachbarstaaten. Dies könnte nicht nur die Versorgungssicherheit gefährden, sondern auch die Kosten für Verbraucher in die Höhe treiben.
Der Ausbau erneuerbarer Energien bleibt zwar ein erklärtes Ziel, doch der Übergang gestaltet sich schwieriger als erwartet. Ob der beschlossene Atomausstieg langfristig tragfähig ist, bleibt angesichts der aktuellen Entwicklungen fraglich.
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