Neue grüne-Fähre stößt mehr CO2 aus als Diesel-Vorgänger

Von | 9. Januar 2025

Die neue schottische LNG-Fähre „Glen Sannox“ sorgt für heftige Kritik. Anstatt den CO2-Ausstoß zu reduzieren, erzeugt das als „grün“ beworbene Schiff mehr Treibhausgase als sein dieselbetriebener Vorgänger. Das Projekt, einst als Meilenstein der klimafreundlichen Schifffahrt gefeiert, zeigt nun erhebliche Schwächen (focus: 04.01.25).

Ein ambitioniertes Projekt mit hohen Zielen

Die „Glen Sannox“ sollte das Aushängeschild für klimafreundliche Technologien in der Schifffahrt sein. Gebaut für die staatliche Reederei CalMac Ferries, verfügt die 102 Meter lange Fähre über einen dualen Antrieb aus Diesel und LNG. Die Jungfernfahrt soll zur Isle of Arran führen, einem beliebten Reiseziel an der Westküste Schottlands.

Schottische LNG-Fähre ‚Glen Sannox‘, als Meilenstein der klimafreundlichen Schifffahrt gefeiert, stößt mehr CO₂ aus als sein dieselbetriebener Vorgänger

Beim Stapellauf im Jahr 2017 betonte die damalige Regierungschefin Nicola Sturgeon, das Schiff werde Schottlands Klimaziele maßgeblich unterstützen. Doch erste Analysen offenbaren, dass die Fähre ihren Umweltversprechen nicht gerecht wird.

Mehr Emissionen statt Klimaschutz

Eine Untersuchung der Reederei ergab, dass die „Glen Sannox“ jährlich 10.391 Tonnen CO2-Äquivalente ausstößt. Im Vergleich dazu verursacht ihr Vorgänger, die MV Caledonian Isles, lediglich 7.732 Tonnen. Statt der geplanten Einsparung von 400 Tonnen fällt ein zusätzlicher Ausstoß von 700 Tonnen an. Methanemissionen, die bei der Nutzung von LNG entstehen, verschärfen die Problematik. Experten wie Tristan Smith vom University College London sehen die Lage kritisch. Smith betonte, dass der Einsatz von LNG bestenfalls geringe Vorteile bringe und schlimmstenfalls eine Verschlechterung bewirke.

Verzögerungen und Kostenexplosion

Die „Glen Sannox“ ist Teil eines größeren Projekts, zu dem auch das Schwesterschiff „Glen Rosa“ gehört. Ursprünglich sollten beide Schiffe 2018 in Betrieb gehen. Doch Verzögerungen und steigende Kosten verzögerten die Fertigstellung um Jahre. Beauftragt wurde die Ferguson Marine Werft, die sich verpflichtet hatte, beide Schiffe für 97 Millionen Pfund zu bauen. Mittlerweile belaufen sich die Kosten auf 400 Millionen Pfund. Medienberichte deuten darauf hin, dass 45 Millionen Pfund aus staatlichen Darlehen nicht zurückgezahlt wurden.

Die wirtschaftlichen und technischen Schwierigkeiten führten schließlich zur Verstaatlichung der Werft. Dennoch konnte die „Glen Sannox“ erst vor wenigen Wochen geliefert werden, während die „Glen Rosa“ voraussichtlich erst im September fertiggestellt wird. Die LNG-Technologie erwies sich als kompliziert, und bürokratische Hürden verzögerten die Entwicklung weiter.

Schifffahrt zwischen Umweltschutz und Wirtschaftlichkeit

Die Schifffahrt ist für etwa drei Prozent der weltweiten Treibhausgasemissionen verantwortlich. Gleichzeitig spielt sie eine entscheidende Rolle im Welthandel, da rund 90 Prozent aller Warenströme über Schiffe abgewickelt werden. Viele Containerschiffe nutzen Schweröl oder Marinediesel, was enorme Umweltauswirkungen hat.

In der Branche findet ein Umdenken statt. Die Mitglieder der Internationalen Seeschifffahrtsorganisation (IMO) einigten sich darauf, die Emissionen bis 2050 oder kurz danach auf null zu reduzieren. Zwischenziele für 2030 und 2040 sollen diesen Wandel unterstützen. Projekte wie die „Glen Sannox“ spielen dabei eine zentrale Rolle, verdeutlichen aber auch die Herausforderungen.

Perspektiven für die grüne Schifffahrt

Obwohl die „Glen Sannox“ derzeit nicht die erhofften Ergebnisse liefert, bleibt die Entwicklung klimafreundlicher Schiffe ein wichtiges Ziel. Verbesserte Technologien und strengere Standards könnten dazu beitragen, die Klimabilanz der Schifffahrt zu verbessern. Für die „Glen Sannox“ ist unklar, wie das Klimaversprechen eingelöst werden kann. Doch das Projekt zeigt, wie dringend Innovationen in diesem Bereich benötigt werden.

Die Debatte um die „Glen Sannox“ verdeutlicht, dass Fortschritt oft mit Herausforderungen verbunden ist. Dennoch bleibt die Vision einer klimafreundlichen Schifffahrt von entscheidender Bedeutung für die Zukunft.

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