CO2-Preisanstieg – Verbraucher stehen vor drastischen Belastungen

Von | 10. Januar 2025

Ab 2027 müssen Verbraucher in Europa mit deutlich höheren Heiz- und Spritkosten rechnen. Der europäische Zertifikatehandel für CO₂-Emissionen wird dann eingeführt, und Experten gehen von drastischen Preisanstiegen aus. Achim Wambach, Präsident des Zentrums für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW), prognostiziert bis zu 200 Euro pro Tonne CO₂ (wiwo: 06.01.24).

Auswirkungen der steigenden CO2-Preise auf Verbraucher

Ein CO₂-Preis von 200 Euro pro Tonne könnte für einen Liter Benzin rund 60 Cent zusätzliche Kosten bedeuten. Für einen Vier-Personen-Haushalt, der mit Gas heizt, könnten jährliche Mehrkosten von etwa 1000 Euro anfallen. Diese Entwicklung trifft besonders jene, die keine alternativen Heizsysteme nutzen oder auf dem Land leben, wo Mobilitätsoptionen begrenzt sind.

Der europäische CO2-Zertifikatehandel wird ab 2027 zu drastischen Preisanstiegen beim Heizen und bei Kraftstoffen führen

Die sozialen Folgen solcher Preisanstiege zeigen sich bereits in anderen Ländern. In Frankreich gingen die „Gelbwesten“ bei einer minimalen Spritpreiserhöhung auf die Straßen. Laut Wambach sind deutsche Verbraucher auf vergleichbare Kosten kaum vorbereitet. Eine schrittweise Einführung des Zertifikatehandels und umfassende Informationen wären daher essenziell, um den Übergang abzufedern.

Gründe für starke Preisanstieg

Die Berechnungen basieren auf Studien des ZEW und anderer Institutionen. Selbst die Bundesregierung rechnet mit CO₂-Preisen zwischen 100 und 200 Euro pro Tonne. Wambach erklärt, dass der Handelspreis durch Angebot und Nachfrage bestimmt wird, was zu weiteren Preisanstiegen führen könnte.

Zwar hat die EU-Kommission eine Sicherheitsmechanik eingerichtet, um Preissprünge abzufedern. Wenn der Preis über zwei Monate hinweg die Marke von 45 Euro pro Tonne überschreitet, können zusätzliche Zertifikate freigegeben werden. Allerdings ist dieser Effekt begrenzt. Maximal 20 Millionen Zertifikate dürfen freigesetzt werden, was im Vergleich zu den 1,2 Milliarden Zertifikaten ab 2027 kaum ins Gewicht fällt.

Verteilung der Einnahmen aus dem CO2-Preis

Die Einnahmen aus dem CO₂-Preis fließen in nationale und europäische Fonds. In Deutschland speist der Klima- und Transformationsfonds diese Mittel. Auf europäischer Ebene wird ein Sozialfonds geschaffen. Wie das Geld letztlich genutzt und verteilt wird, liegt in der Hand der Politik.

Wambach betont die Bedeutung sozialer Ausgleichsmaßnahmen. Neben einem geplanten Klimageld seien gezielte Förderprogramme erforderlich, beispielsweise für den Heizungstausch oder Elektromobilität. Zudem bestehen große Unterschiede zwischen Stadt- und Landbevölkerung, was die Wirkung solcher Programme beeinflusst. Ohne ausreichenden Ausgleich könnten soziale Spannungen entstehen.

Potenziale des freien CO2-Handels

Ein freier CO₂-Handel gilt als effizientestes Instrument zur Erreichung der Klimaziele. Laut Wambach ermöglicht er die Einsparung von Kosten, da Investitionen zielgerichteter eingesetzt werden können. Studien zeigen, dass solche Systeme günstiger sind als massive Investitionsprogramme wie der „Inflation Reduction Act“ in den USA.

Darüber hinaus könnte ein hoherCO₂-Preis viele andere Regelungen überflüssig machen. Beispielsweise verlieren ein gesetzlich geregelter Kohleausstieg oder das Verbrenner-Aus an Relevanz, wenn der Preis für Emissionen entsprechend hoch liegt. Dadurch könnten Mittel schneller in zukunftsfähige Technologien umgeleitet werden.

Ein unumkehrbarer Prozess

Die Einführung des europäischen Zertifikatehandels ab 2027 gilt als nahezu unumkehrbar. Selbst ein Regierungswechsel in Deutschland würde daran wenig ändern, da solche Entscheidungen auf europäischer Ebene getroffen werden. Verbraucher sollten sich deshalb auf steigende Preise einstellen und bereits jetzt mögliche Maßnahmen zur Kostenreduktion prüfen.

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