Deutschlands Halbleiter-Traum: Eine teure zerplatzte Vision

Von | 12. Januar 2025

Die Idee, Deutschland als führende Halbleiter-Nation Europas zu etablieren, verliert immer mehr an Substanz. Trotz ambitionierter Ziele und milliardenschwerer Subventionen scheitern zentrale Projekte. Besonders das Aus für das Intel-Werk in Magdeburg unterstreicht die Schwierigkeiten. Die versprochenen Investitionen bleiben aus und die entsprechenden Arbeitsplätze werden nicht geschaffen. Die wirtschaftlichen Hoffnungen schwinden und die milliardenschweren Subventionen könnte komplett verloren gehen (bloomberg: 07.01.25).

Intel zieht sich zurück

Intel hatte große Pläne für Magdeburg. Geplant war eine Halbleiter-Fabrik mit einem Volumen von 30 Milliarden Euro, für die die Bundesregierung knapp zehn Milliarden Euro bereitstellen wollte. Ziel war es, Tausende Arbeitsplätze in Ostdeutschland zu schaffen. Doch im August stoppte Intel das Projekt. Berichte legen nahe, dass die finanziellen Probleme des Unternehmens bekannt waren. Trotzdem hielt die Regierung an der Umsetzung fest und hoffte auf eine Wende.

Deutschlands Ziele führende Halbleiter-Nation Europas zu werden ist gescheitert – versprochene Investitionen und Arbeitsplätze bleiben aus

Polen zeigte mehr Vorsicht. Dort waren die Schwierigkeiten von Intel ebenfalls bekannt. Laut dem stellvertretenden Digitalisierungsminister Dariusz Standerski wurden diese aktiv diskutiert. Anders als in Deutschland passte man die Pläne entsprechend an.

Zunehmende Probleme in der Industrie

Das Intel-Debakel ist kein Einzelfall. Auch andere Großprojekte geraten ins Stocken. GlobalFoundries verlagert Teile der Halbleiter-Produktion ins Ausland, während Wolfspeed und ZF Friedrichshafen ihre Investitionen in Deutschland reduzieren. Ein positives Signal kommt lediglich aus Dresden: Der taiwanesische Chipgigant TSMC plant dort mit deutschen Partnern eine Chipfabrik. Doch dieses Vorhaben bleibt die Ausnahme.

Kanzler Olaf Scholz setzte große Hoffnungen in die Halbleiterindustrie. Sein Ziel war es, im strukturschwachen Osten ein Hightech-Zentrum zu schaffen und alte Industrien zu ersetzen. Doch die bisherigen Ergebnisse bleiben hinter den Erwartungen zurück. Die Strategie wirkt zunehmend brüchig.

Europa im Subventionswettlauf

Der globale Wettbewerb um die Chipindustrie stellt Europa vor große Herausforderungen. Während China 142 Milliarden US-Dollar und die USA 39 Milliarden US-Dollar investieren, hinkt Europa hinterher. Der Marktanteil europäischer Hersteller könnte laut Experten bis 2045 auf unter sechs Prozent sinken. Der Branchenverband ZVEI warnt vor einem geopolitischen Bedeutungsverlust.

ZVEI-Präsident Gunther Kegel fordert umfangreichere Förderprogramme. Ohne klare Reformen drohe Europa weiter zurückzufallen. Wirtschaftsexperten wie Veronika Grimm betonen hingegen, dass Subventionen allein nicht reichen. Notwendig seien bessere Rahmenbedingungen, um die Industrie langfristig zu stärken.

Politischer Druck auf Scholz

Das Scheitern der Chipstrategie könnte Kanzler Scholz vor erhebliche Probleme stellen. Die Chipprojekte waren ein zentraler Bestandteil seiner Bemühungen, neue Wachstumsimpulse zu schaffen. Doch der Rückschlag dürfte politisch schwer wiegen, besonders angesichts der wirtschaftlichen Unsicherheiten.

Regierungskreisen zufolge laufen inzwischen Gespräche mit Samsung, um neue Projekte zu gewinnen. Auch weitere Subventionen stehen im Raum. Ob dies reicht, um die Branche zu beleben, bleibt ungewiss. Ohne konkrete Zusagen wirkt die Vision von „Made in Germany“ im Hightech-Sektor zunehmend wie ein ferner Traum.

Ein schwieriger Weg

Deutschlands ambitionierter Plan, europäische Spitze in der Chipindustrie zu werden, droht zu scheitern. Die Absage von Intel und weitere Rückschläge verdeutlichen die Dringlichkeit eines Strategiewechsels. Ohne klare Reformen und langfristige Investitionen könnte die Zukunft der Halbleiterproduktion in Europa ungewiss bleiben.

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