Das Kartellamt lehnt die Einführung eines Preisvergleichs für E-Ladesäulen ab. Laut Behördenleiter Andreas Mundt könnten ein Preisvergleich illegale Absprachen unter den Anbietern fördern. Die Auswirkungen schwankender Strompreise sollen ebenfalls verstärkt untersucht werden. Diese Entscheidung hat weitreichende Folgen für den Ausbau der Elektromobilität und die Preisgestaltung im Markt (rp-online: 02.01.25).
Zentraler Preisvergleich als Risiko
Nach Ansicht von Mundt erleichtert eine zentrale Erfassung der Preise die Abstimmung zwischen den Anbietern. „Bei Ladesäulen befürchte ich, dass eine zentrale Erfassung und Veröffentlichung aller Preise es den Anbietern erleichtern könnte, ihre Preise aufeinander abzustimmen“, erklärte der Behördenleiter des Kartellamts in einem Interview mit der Rheinischen Post. Während die Markttransparenzstelle Tankstellenpreise seit Jahren durch überwacht, sei dies bei Ladesäulen nicht sinnvoll. Bei Kraftstoffen habe es zuvor schon Beobachtungen der Preise durch die Mineralölkonzerne gegeben. Erst die Einführung der Markttransparenzstelle ermöglichte Verbrauchern einen transparenten Vergleich.
Markt nicht ausreichend entwickelt – das Kartellamt lehnt die Einführung einer Preisüberwachung für E-Ladesäulen ab
Im Gegensatz dazu sei der Markt für Ladesäulen noch nicht ausreichend entwickelt. Ein direkter Ver gleich könnte dem Wettbewerb schaden, anstatt ihn zu fördern. Diese Argumentation steht im Gegensatz zur Empfehlung, Spritpreise über Apps zu vergleichen, da Autofahrer dadurch erhebliche Kosten einsparen könnten.
Wettbewerb als Schlüssel zur Elektromobilität
Mundt fordert eine stärkere Konkurrenz im Bereich der Ladeinfrastruktur. Viele Kommunen vergeben Flächen für Ladesäulen vorrangig an Stadtwerke oder einzelne Anbieter. Diese Praxis schänkt die Wahlfreiheit der Nutzer stark ein. „Kunden haben nur Wahlfreiheit, wenn sie in einem nicht allzu weiten Umfeld Ladesäulen mehrerer Anbieter anfahren können.“ Ein diversifizierter Markt stärkt die Anbietervielfalt und erleichtert den Hochlauf der Elektromobilität.
Besonders bei der Vergabe von Standorten sollten die regionalen Gegebenheiten und die begrenzte Reichweite der Fahrzeuge berücksichtigt werden. Mehr Anbieter vor Ort bedeuten mehr Wettbewerb und bessere Preise für die Verbraucher.
Schwankende Strompreise im Blick
Die dynamische Entwicklung der Strompreise stellt eine weitere Herausforderung dar. Das Kartellamt plant, die Preisbildung am Strommarkt genauer zu analysieren. „Wir monitoren die Preisbildung am Strommarkt fortlaufend und engmaschig“, so Mundt. Die zunehmenden Preisschwankungen hängen mit einem reduzierten Kraftwerkspark und der wachsenden Bedeutung erneuerbarer Energien zusammen.
Ein Beispiel für diese Schwankungen war die sogenannte Dunkelflaute im Dezember. Wetterbedingt wurde nur wenig Strom aus Wind- und Solaranlagen eingespeist, wodurch Deutschland verstärkt auf Stromimporte angewiesen war. Der daraus resultierende Anstieg der Preise an den europäischen Börsen verdeutlicht die Abhängigkeit des Marktes von witterungsbedingten Faktoren.
Auswirkungen auf Verbraucher
Trotz der Preisschwankungen am Strommarkt bleiben private Verbraucher weitgehend unberührt. Langfristige Festpreisverträge schützen sie vor kurzfristigen Ausschlägen. Allerdings unterstreicht der Vorfall die Bedeutung einer stabilen und diversifizierten Stromversorgung. In Zeiten von Dunkelflauten könnte die Marktmacht großer Energieversorger wie RWE stark zunehmen. Das Kartellamt plant daher strengere Kontrollen, um Missbrauch zu verhindern.
Umgekehrt gab es an Neujahr ein Überangebot an Strom, was die Preise massiv sinken ließ. Starke Winde in Norddeutschland und eine hohe Solarstromproduktion bei gleichzeitig geringem Verbrauch sorgten für eine temporäre Entspannung. Diese Entwicklungen verdeutlichen die Volatilität des Marktes und die Notwendigkeit genauer Analysen.
Ein zentraler Preisvergleich für Ladesäulen birgt erhebliche Risiken für den Wettbewerb. Stattdessen sollten Marktvielfalt und Konkurrenz gestärkt werden, um den Hochlauf der Elektromobilität zu unterstützen. Gleichzeitig müssen die Strompreise engmaschig beobachtet werden, um die Stabilität des Marktes sicherzustellen. Langfristige Maßnahmen sind erforderlich, um Verbrauchern sowohl Transparenz als auch faire Preise zu bieten.
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