Uniper kooperiert mit dem schwedischen Entwickler Blykalla, um kompakte Atomkraftwerke zu erforschen. Diese sogenannten Small Modular Reactors (SMR) gelten als neue Generation der Kernkraft. Trotz des deutschen Atomausstiegs ist der Staat indirekt an der Entwicklung beteiligt. Die Pläne werfen Fragen über die Rolle der Kernenergie in der Energiepolitik auf (inside-digital: 21.01.25).
Hintergrund des deutschen Atomausstiegs
Die Kernenergie hat in Deutschland eine lange Geschichte der Kontroverse. Seit den 1970er-Jahren prägen Proteste gegen Atomkraftwerke das Bild. Nach dem GAU im japanischen Fukushima im Jahr 2011 beschloss die Bundesregierung unter Angela Merkel, aus der Atomenergie auszusteigen.
Der Energieversorger Uniper, zu 99,12 Prozent im Besitz des deutschen Staats, investiert in Schweden in Entwicklung eines neuen Reaktortyps
Im April 2023 gingen die letzten drei Atomkraftwerke vom Netz, nach einer kurzfristigen Verlängerung aufgrund der Energiekrise infolge des Ukraine-Kriegs. Dennoch bleibt die Technologie politisch umstritten, und Diskussionen über einen Wiedereinstieg halten an.
Unipers Vorstoß in Schweden
Der staatlich dominierte Energieversorger Uniper, zu 99,12 Prozent im Besitz des Bundes, investiert in Schweden in die Entwicklung eines neuen Reaktortyps. Gemeinsam mit Blykalla plant das Unternehmen, einen Test-Reaktor am Standort des bestehenden Meilers in Oskarshamn zu errichten. Dieses Projekt dient der Forschung an Sicherheitsaspekten und Prozessoptimierungen für Mini-Atomkraftwerke.
Interessant ist, dass das geplante Kraftwerk keine Energie produzieren soll. Der Test-Reaktor arbeitet mit einer speziellen Flüssigkeitskühltechnik und benötigt kein spaltbares Material. Erst in einer späteren Phase ist die Entwicklung eines kommerziellen Reaktors mit einer Leistung von 70 MW vorgesehen. Dieser könnte in einer weiteren Version auf 140 MW erweitert werden. Die Finanzierung des Testprojekts beläuft sich auf 52 Millionen Euro, wobei der schwedische Staat ebenfalls Mittel bereitstellt.
Herausforderungen der Mini-Reaktoren
Trotz des Potenzials der SMR steht deren Entwicklung vor großen Hürden. Besonders US-amerikanische Technologiekonzerne wie Google investieren bereits Hunderte Millionen Dollar in die Forschung an CO2-freiem Strom aus diesen Anlagen. Bisher blieb der Erfolg jedoch begrenzt.
Keiner der modularen Reaktoren konnte bislang in Betrieb genommen werden. Ein prominentes Beispiel ist der Entwickler Nuscale, der ein SMR-Projekt mit sechs Reaktoren einstellen musste. Skepsis kommt auch von deutschen Experten. Ein Gutachten des zuständigen Bundesamts hebt hervor, dass Skaleneffekte bei kleineren Anlagen nicht in gleicher Weise greifen wie bei großen Atomkraftwerken. Es wird geschätzt, dass 1.000 bis 10.000 SMR nötig wären, um die weltweit aktiven großen Reaktoren zu ersetzen.
Offene Fragen zur Zukunft der Kernenergie
Die Investitionen in SMR stehen sinnbildlich für eine globale Neuorientierung in der Energiepolitik. Während Deutschland offiziell aus der Atomkraft ausgestiegen ist, zeigt das Engagement von Uniper, dass die Technologie weiterhin als Lösung für spezifische Herausforderungen betrachtet wird. Die geringe CO2-Bilanz der Reaktoren könnte langfristig attraktiv sein, doch Kosten, Sicherheit und Skalierbarkeit bleiben kritische Punkte.
Gleichzeitig signalisiert der internationale Wettbewerb, dass die Kernenergie trotz aller Bedenken eine Renaissance erlebt. Der deutsche Staat spielt dabei indirekt eine Rolle, auch wenn der politische Diskurs das nicht offen eingesteht. Ob die kleinen Reaktoren tatsächlich einen Beitrag zur Energiewende leisten können, bleibt abzuwarten.
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