Zwischen Boom und Krise: Die Zerrissenheit der deutschen Solarbranche

Von | 31. Januar 2025

Die deutsche Solarbranche bewegt sich in einem Spannungsfeld aus Wachstum und Problemen. Trotz beeindruckender Zuwächse im letzten Jahr stehen Unternehmen der Branche vor enormen Herausforderungen. Ökonomische Widersprüche und fehlende politische Konzepte belasten die Entwicklung. Die Ursachen dieser Misere sind vielschichtig und haben ihren Ursprung sowohl in strukturellen Defiziten als auch in politischen Fehlentscheidungen (capital: 25.01.25).

Deutsche Solarbranche – Aufschwung mit Schattenseiten

In den Jahren 2020 bis 2022 erlebte die Solarbranche einen regelrechten Boom. Faktoren wie die Pandemie, steigende Energiekosten infolge des Ukrainekriegs und eine zunehmende Angst vor Energieausfällen ließen die Nachfrage nach privaten Photovoltaikanlagen explodieren. Besonders im Frühjahr 2022 erreichten Bestellungen ein Vielfaches des Vorjahreswerts. Die Kehrseite: Materialengpässe und überlastete Montagekapazitäten führten zu Preissteigerungen von bis zu 30 Prozent innerhalb weniger Monate.

Die deutsche Solarbranche bewegt sich zwischen Wachstum und großen Problemen – sie droht zwischen Boom und Krise zerrieben zu werden

Dieser Boom lockte zahlreiche unqualifizierte Anbieter auf den Markt. Durch das Fehlen einer Meisterpflicht konnten auch unerfahrene Installateure schnell einsteigen. Dies hatte gravierende Folgen für die Qualität der Anlagen und belastete die etablierten Fachbetriebe. Als die Nachfrage 2023 abrupt einbrach, standen viele Handwerksunternehmen vor existenziellen Schwierigkeiten.

Dumpingpreise und der Verlust von Wertschöpfung

Zeitgleich verstärkte sich der Druck auf die Branche durch subventionierte Importe aus China. Günstige Solarmodule und Speichersysteme überschwemmten den europäischen Markt. Deutsche Hersteller, ohnehin durch strengere Regulierungen und hohe Produktionskosten belastet, konnten nicht konkurrieren. Hinzu kam die Blockade des Resilienzbonus durch die FDP, der die heimische Produktion hätte stärken können.

Das Ergebnis war verheerend: Die letzten deutschen Modulproduzenten schlossen ihre Fabriken, was einen erheblichen Verlust an Wertschöpfung bedeutete. Doch auch chinesische Hersteller spüren inzwischen die Folgen des übersättigten Marktes. Lager in Europa quellen über, und ein ruinöser Preiskampf hat begonnen, der viele asiatische Anbieter in die Knie zwingen könnte.

Großanlagen als Krisengewinner?

Parallel dazu profitieren Großanlagenprojektierer von den niedrigen Preisen für chinesische Module. Freiflächenanlagen lassen sich mit ausländischen Montageteams kostengünstig realisieren. Allerdings stoßen auch diese Projekte an Grenzen. Die Einspeisung der erzeugten Energie ins Stromnetz gestaltet sich zunehmend schwierig. Zudem drohen chinesische Steueränderungen die Margen empfindlich zu schädigen. Auch die Frage nach der Nachhaltigkeit von Freiflächenprojekten bleibt offen, da vielerorts ungenutzte Dachflächen brachliegen.

Politische Fehlentscheidungen als Belastungsfaktor

Die Regierung trägt durch inkonsequente und widersprüchliche Entscheidungen zur Unsicherheit in der Branche bei. Die Blockade des Resilienzbonus, das Ende der E-Auto-Förderung und die chaotische Kommunikation des Heizungsgesetzes haben Vertrauen zerstört. Zusätzlich sorgen Überlegungen zur Abschaffung der Einspeisevergütung oder gar Strafzahlungen für eingespeisten Strom in Zeiten hoher Netzbelastung für weitere Verunsicherung.

Während Mobilität und Heizungssysteme zunehmend elektrifiziert werden, hinkt der Ausbau der Stromnetze hinterher. Bereits heute fehlen in vielen Regionen die Kapazitäten, um den wachsenden Energiebedarf zu decken. Besonders in Stadtbezirken, in denen viele E-Autos gleichzeitig geladen werden, zeigt sich die Dringlichkeit eines umfassenden Netzausbaus.

Klare Rahmenbedingungen statt kurzfristiger Maßnahmen

Die Solarbranche benötigt keine Almosen, sondern langfristige Perspektiven. Statt endloser politischer Debatten braucht es klare Weichenstellungen. Die Förderung heimischer Hersteller wäre ein wichtiger Schritt, um Arbeitsplätze zu sichern und strategische Abhängigkeiten zu reduzieren. Eine Meisterpflicht könnte die Qualität von Installationen verbessern und das Vertrauen in die Branche stärken. Ebenso unverzichtbar bleibt der Ausbau der Stromnetze, ohne den die Elektrifizierung der Gesellschaft nicht gelingen kann.

Ein Appell an die Politik

Die Solarbranche ist eine tragende Säule der Energiewende. Doch ohne klare Strategien droht sie zwischen Boom und Krise zerrieben zu werden. Die Bundestagswahl 2025 könnte eine entscheidende Weichenstellung bringen. Eine zukunftsfähige Solarindustrie ist nicht nur ein Beitrag zum Klimaschutz, sondern auch ein Schlüssel zur Sicherung von Arbeitsplätzen und technologischer Souveränität.

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