Lanxess-Chef Matthias Zachert stellt klar: Ohne grundlegende Reformen in Deutschland wird der Chemiekonzern nicht mehr in den Standort investieren. „Wir sollten mutig sein und komplette Regulierungspakete der EU einfach abschaffen“, erklärt er im Gespräch mit dem Handelsblatt. Besonders das Lieferkettengesetz und die Berichtspflichten zur Nachhaltigkeit (CSRD) sieht er kritisch. Deren Nutzen hält er für fragwürdig. Eine ersatzlose Streichung der CSRD wäre ein klares Signal für ernst gemeinten Bürokratieabbau, betont er (handelsblatt: 31.01.25).
Europa kann von den USA lernen
Laut Zachert setzt die US-Regierung die richtigen wirtschaftlichen Anreize. Steuersenkungen und günstige Energiekosten stärken den Standort. Europa müsse hier aufholen.
Für Lanxess ergibt sich in Deutschland wenig Potenzial. Bereits in den vergangenen fünf Jahren flossen 80 Prozent der Investitionen in die USA. „Unsere strategische Ausrichtung bleibt bestehen, solange Deutschland und Europa nicht wirtschaftsfreundlicher werden“, betont er. Falls sich das ändert, könnten Investitionen zurückkehren. Andernfalls bleibt Deutschland außen vor.
Lanxess-Chef kritisiert Regulierungen in Deutschland: Ohne Reformen wird der Chemiekonzern nicht mehr in Deutschland investieren
Zachert sieht Donald Trump als Chance für die deutsche Chemieindustrie. Von neuen US-Zöllen könnte Lanxess sogar profitieren, da ein Drittel der Werke in den USA steht und für den lokalen Markt produziert. Hohe Zölle auf chinesische Chemieprodukte könnten zudem den Wettbewerb verringern und die Preise stabilisieren.
Die USA setzen auf Deregulierung
Zachert war kürzlich in den USA und beschreibt die Stimmung als „abwartend, aber positiv“. Amerikanische Unternehmenschefs seien begeistert von Trumps wirtschaftspolitischen Plänen. Die Regierung will Vorschriften überdenken, Ballast abwerfen und Bürokratie reduzieren.
Auf mögliche Zölle auf europäische Importe reagiert Lanxess gelassen. „Wir haben unsere Produktion in den USA stark ausgebaut und können von protektionistischen Maßnahmen profitieren“, erklärt Zachert. Die US-Regierung werde ihre Industrie weiter fördern, während Europa besser vorbereitet sein müsse.
Energiepolitik und Steuern als entscheidende Faktoren
Die Bundesregierung müsse eine wirtschaftsfreundliche Politik vorantreiben. „Deutschland braucht eine Energiepolitik, die nicht dogmatisch ist, sondern wirtschaftlich Sinn ergibt“, fordert Zachert. Gleichzeitig müssten Unternehmenssteuern sinken. Die Wettbewerbsfähigkeit leide bereits unter hohen Energiekosten, künftig könnten die Steuern doppelt so hoch sein wie in den USA.
Auch der Kurs der AfD sieht er kritisch. Ein EU-Austritt oder die Rückkehr zur D-Mark wären verheerend für die exportorientierte Wirtschaft. „Das wäre eine Geisterfahrt mit massivem Jobverlust“, warnt er.
Die Zukunft von Lanxess
Lanxess hat sich in den vergangenen Jahren grundlegend verändert. „Wir haben uns von zyklischen Geschäften verabschiedet und setzen auf Spezialchemie“, erklärt Zachert. Während die Aktie schwächelt, seien die Geschäftsfelder stabiler als zuvor.
Die nächsten fünf Jahre sollen genutzt werden, um das Portfolio weiter zu optimieren. „Ich will Lanxess sicher durch geopolitische Herausforderungen steuern und unsere neue Stärke ausbauen“, sagt Zachert. Fusionen oder Übernahmen schließt er nicht aus. Priorität habe jedoch der wirtschaftliche Erfolg und die Sicherung von Arbeitsplätzen.
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