Weltmarktführer vor dem Aus: Insolvenz führt zu Entlassung von 180 Mitarbeiter

Von | 4. März 2025

180 Mitarbeiter eines bayerischen Autozulieferers erhalten in diesen Tagen ihre Kündigungen. Die Flabeg Automotive Germany GmbH, einst Weltmarktführer in der Glasveredelung, steht vor dem Aus. Trotz erster Stabilisierung und einer greifbaren Sanierung bleibt keine Rettung in Sicht. Insolvenzverwalter Volker Böhm teilte am 25. Februar mit, dass der Betrieb voraussichtlich im Mai 2025 endet (merkur: 01.03.25).

Weltmarktführer ohne Zukunft: Investoren ziehen sich zurück

Flabeg Automotive Germany GmbH gilt als Spezialist für veredeltes Glas, insbesondere für Spiegel und Displays in Fahrzeugen. Die Produktpalette umfasst Head-Up-Displays, Mittelkonsole-Elemente sowie Innen- und Außenspiegel.

Flabeg Automotive Germany GmbH, einst Weltmarktführer in der Glasveredelung für die Automobilindustrie, steht kurz vor dem Aus

Im Juli 2024 stellte das Unternehmen einen Insolvenzantrag. Unter Geschäftsführer Thorsten Hosung konnte der Betrieb zunächst stabilisiert werden. Ein Investor war gefunden, knüpfte die Übernahme jedoch an eine Bedingung: Ein neues Display-Glas musste die Marktreife erreichen. Doch in der vergangenen Woche fiel das Produkt durch einen entscheidenden Sicherheitstest. Ohne diesen Umsatz fehlt die wirtschaftliche Grundlage für den Weiterbetrieb. „Deshalb ist auch keiner der möglichen Investoren bereit, Flabeg Deutschland zu übernehmen“, erklärte Böhm.

Automobilbranche unter Druck: Zahlreiche Insolvenzen

In den kommenden Tagen verlieren zunächst 100 Mitarbeiter sofort ihren Arbeitsplatz. Weitere 80 sollen noch bis Mai 2025 bei der Abwicklung des Unternehmens helfen.

Flabeg hat eine 140-jährige Geschichte und betreibt Standorte in sieben Ländern. Die Insolvenz betrifft ausschließlich die Flabeg Automotive Germany GmbH in Furth am Wald. Die Muttergesellschaft, Flabeg Automotive Glass Group GmbH, sitzt in Nürnberg. Weitere Tochtergesellschaften befinden sich in Tschechien, Ungarn, Frankreich, China, den USA und Brasilien.

Die Krise trifft nicht nur Flabeg. Laut der Unternehmensberatung Falkensteg gab es im letzten Quartal 2024 eine Rekordzahl an Insolvenzen. 64 Unternehmen mit einem Umsatz von mehr als 20 Millionen Euro meldeten Insolvenz an. Das entspricht einem Anstieg von 31 Prozent gegenüber dem Vorquartal und dem Vorjahr. Besonders betroffen sind dabei Automobilzulieferer mit 13 Pleiten. Auch die Metallbranche und die Immobilienwirtschaft verzeichnen hohe Ausfallquoten.

Strukturelle Probleme verschärfen die Lage

Viele Autozulieferer stehen vor massiven Herausforderungen. Steigende Kosten, sowie sinkende Absatzzahlen und der technologische Wandel setzen die Branche unter Druck. Besonders betroffen sind Unternehmen, die stark von einzelnen Kunden abhängig sind oder hohe Investitionen in neue Technologien nicht stemmen können.

Flabeg scheiterte letztlich an einer gescheiterten Produktinnovation. Ohne die geplante Markteinführung fehlte die wirtschaftliche Basis, um den Investor zu halten. Ein typisches Beispiel für strukturelle Probleme, die viele Traditionsunternehmen der Branche belasten.

Zukunftsperspektiven ungewiss

Die Insolvenz von Flabeg Automotive Germany reiht sich in eine wachsende Zahl von Firmenpleiten ein. Die Automobilbranche bleibt in Bewegung, doch die Herausforderungen steigen. Ohne Innovationen und finanzielle Stabilität bleibt es für viele Zulieferer schwer, langfristig am Markt zu bestehen.

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