In Bayern nehmen die Abregelungen von Photovoltaikanlagen drastisch zu. Ein erheblicher Teil des erzeugten Solarstroms gelangt nicht zu den Verbrauchern, da die Stromnetze überlastet sind. Die Grünen im Landtag sehen die Ursache in jahrelangen Versäumnissen der Staatsregierung und präsentieren einen Masterplan zur Verbesserung der Netzkapazitäten (finanznachrichten: 13.03.25).
Bayern als Spitzenreiter bei Abregelungen
Laut Bundesnetzagentur entfallen 71 Prozent der in Deutschland 2024 abgeregelten Photovoltaik-Leistung auf Bayern. Fast eine Million Megawattstunden Solarstrom konnten nicht ins Netz eingespeist werden. Der Redispatch-Wert stieg von 382.000 auf knapp 981.000 Megawattstunden. Die finanziellen Folgen sind gravierend: Während 2023 noch 26,5 Millionen Euro an Ausgleichszahlungen fällig waren, summierten sich die Kosten 2024 auf fast 90 Millionen Euro. Besonders zwischen April und August entstanden monatlich zweistellige Millionenbeträge.
Die Abregelungen von Solaranlagen haben sich in Bayern im Jahr 2024 mehr als verdoppelt. Überlastete Stromnetze verhindern die Einspeisung
Die Grünen sehen den Hauptgrund in der stockenden Netzinfrastruktur. Während der Ausbau von Photovoltaik-Anlagen stark vorangetrieben wurde, blieb der Netzausbau hinter den Anforderungen zurück. Die Folge: Die Netzbetreiber regeln immer mehr Solarstrom ab. Auch die Windkraft bleibt weit hinter den Möglichkeiten zurück. 2024 entstanden lediglich neun neue Windräder – ein deutlicher Rückstand im Vergleich zu anderen Bundesländern.
Kritik an der Energiepolitik der Staatsregierung
Die Landesregierung legte kürzlich ein Maßnahmenpaket vor, das laut den Grünen kaum wirksame Lösungen enthält. Konkrete Schritte fehlen, stattdessen konzentriert sich das Konzept auf Forderungen an den Bund. Die jahrelange Blockade des Netzausbaus durch die CSU-Regierungen habe erhebliche wirtschaftliche Schäden verursacht. Martin Stümpfig, energiepolitischer Sprecher der Grünen, erklärt: „Die Blockade beim Netzausbau verursacht heute schon Schäden für Stromkunden in ganz Deutschland in dreistelliger Millionenhöhe.“
Der von den Grünen vorgelegte Masterplan soll die drängendsten Netzprobleme lösen. Neben dem gezielten Ausbau der Stromleitungen setzt das Konzept auf eine bessere Nutzung von Speichern. So könnte mehr Solarstrom genutzt und die Abregelung reduziert werden.
Forderung nach beschleunigtem Netzausbau
Ein schnellerer Netzausbau gilt als wichtigste Maßnahme, um die Abregelung in Bayern zu verringern. Die Grünen fordern den konsequenten Ausbau von Stromleitungen und Umspannwerken. Statt teurer Erdverkabelung solle verstärkt auf herkömmliche Überlandleitungen gesetzt werden. Zusätzlich brauche es 200 unbefristete Stellen in den Genehmigungsbehörden, um Verfahren zu beschleunigen.
Ein weiteres Problem liegt in der fehlenden Vernetzung Bayerns mit anderen Bundesländern. Eine stärkere Kopplung an bestehende Übertragungsnetze könnte Lastspitzen ausgleichen und Abregelungen reduzieren. Vor allem Windstrom aus Norddeutschland ließe sich effizienter nutzen.
Steuerungstechnologien für Photovoltaik-Anlagen fördern
Neben dem Netzausbau setzen die Grünen auf eine verbesserte Steuerung von Photovoltaik-Anlagen. Durch gezielte Förderprogramme sollen bestehende Anlagen und Speicher technisch aufgerüstet werden. Eine bessere Steuerbarkeit könnte helfen, Netzengpässe zu entschärfen und Abregelungen weiter zu minimieren.
Transparenz spielt ebenfalls eine zentrale Rolle. Bis Mai 2025 soll die Staatsregierung gemeinsam mit den Netzbetreibern veröffentlichen, welche Regionen besonders von Engpässen betroffen sind. Zudem sollen detaillierte Zahlen zur Abregelung und zu Verzögerungen beim Netzanschluss neuer Anlagen öffentlich einsehbar sein. Nur so könne die Lage realistisch bewertet und verbessert werden.
Die Entwicklungen zeigen: Ohne umfassende Reformen bleibt Bayern ein Problemfall in der Energiewende. Einseitige Investitionen in Photovoltaik reichen nicht aus, wenn die Stromnetze nicht mitwachsen. Die Staatsregierung steht unter Druck, praktikable Lösungen zu liefern.
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