Die Zukunft des schwimmenden LNG-Terminals in Stade steht auf der Kippe. Die Hanseatic Energy Hub GmbH (HEH) hat den Vertrag mit der Deutschen Energy Terminal GmbH (DET) gekündigt. Diese Entscheidung verhindert die geplante Anbindung des Terminals an das Gasnetz. Ohne diese Verbindung bleibt eine Inbetriebnahme unmöglich. Laut einer HEH-Sprecherin hat das Unternehmen alle vertraglichen Verpflichtungen erfüllt und sich darüber hinaus intensiv für eine Inbetriebnahme engagiert. Dennoch gibt es erhebliche Differenzen mit der DET. Die Suprastruktur sei genehmigt, doch die DET sieht das anders. Der Konflikt zwischen beiden Unternehmen droht das gesamte Projekt zum Scheitern zu bringen (handelsblatt: 19.03.25).
Streit um Zahlungen und Verantwortung
HEH gibt an, bis heute keine Zahlungen für die abgeschlossene Bauleistung erhalten zu haben. Eine „völlig unbegründete Kündigung“ durch die DET zu Jahresbeginn wurde umgehend zurückgewiesen. Wegen des entstandenen Vertrauensverlusts entschied sich HEH, den Vertrag aufzulösen.
Das schwimmende LNG-Terminal in Stade steht vor dem Aus. Ein Vertragsstreit zwischen HEH und DET verhindert die Anbindung an das Gasnetz
Zu den bisherigen Kosten macht HEH keine offiziellen Angaben. Branchenkreise schätzen die Summe auf etwa 50 Millionen Euro. Hinzu kommen 300 Millionen Euro für den Hafenausbau, den die landeseigene Hafengesellschaft Niedersachsen Ports verantwortet. Gesellschafter der HEH sind die Buss-Gruppe, die Partners Group, der spanische Energiekonzern Enagás sowie der Chemiekonzern Dow.
DET rechnet nicht mit Fertigstellung
Die Deutsche Energy Terminal GmbH hält eine erfolgreiche Fertigstellung des Terminals für unwahrscheinlich. Das Unternehmen begründet dies mit der „fortlaufenden Nichterfüllung der vertraglichen Pflichten seitens der HEH“. Deshalb erfolgte die eigene Kündigung bereits im Januar. Ziel sei es gewesen, einen wachsenden finanziellen Schaden für die DET und den Bund zu verhindern.
Die Bundesregierung hatte vier schwimmende LNG-Terminals unter der Regie der DET geplant. Das Terminal in Stade war als vierte Anlage vorgesehen. Ursprünglich sollte es Ende 2023 in Betrieb gehen. Doch Verzögerungen verhinderten die Umsetzung. In Wilhelmshaven und Brunsbüttel laufen bereits Terminals. Ein weiteres ist für das erste Quartal 2025 in Wilhelmshaven geplant. Ein fünftes Terminal betreibt Deutsche Regas unabhängig von der DET im Hafen von Mukran auf Rügen.
Millionenverluste durch ungenutzte Infrastruktur
Im vergangenen Jahr lag das schwimmende LNG-Terminal „Energos Force“ monatelang ungenutzt in Stade vor Anker. Branchenexperten gehen davon aus, dass dies Kosten von mindestens 70 Millionen Euro verursacht hat. Laut DET fehlten notwendige Nachweise für die technische Fertigstellung, weshalb HEH die Verantwortung trage.
Ursprünglich war die schwimmende LNG-Infrastruktur als schnelle Lösung für die Gasversorgungskrise 2022 gedacht. Die Bundesregierung setzte auf einen schnellen Ausbau, da Russland die Gaslieferungen nach Deutschland drastisch reduzierte. Mit der Zerstörung der Nord-Stream-Pipelines kam der Gasfluss im September 2022 ganz zum Erliegen. Vor der Inbetriebnahme der ersten LNG-Terminals besaß Deutschland keine eigene Importinfrastruktur für verflüssigtes Erdgas.
Kritik an überdimensionierter LNG-Infrastruktur
Klimaschützer sehen die schwimmenden LNG-Terminals zunehmend kritisch. Constantin Zerger von der Deutschen Umwelthilfe (DUH) erklärt: „Wie unter einem Brennglas zeigen sich in Stade die Fehler der LNG-Planungen.“ Seiner Meinung nach habe die vorherige Bundesregierung die Kapazitäten deutlich überdimensioniert. „Allein in Stade wurde ein dreistelliger Millionenbetrag investiert, ohne dass ein Tropfen Flüssigerdgas geflossen ist.“
Das Bundeswirtschaftsministerium verteidigt die Investitionen. Die Infrastruktur diene nicht nur Deutschland, sondern auch anderen EU-Staaten. Eine großzügige Kapazität sei notwendig, um kurzfristige Engpässe zu vermeiden. Dennoch kritisieren Brancheninsider die DET für unglückliches Agieren. Probleme wie in Stade sind kein Einzelfall. Erst vor wenigen Wochen beendete Deutsche Regas den Chartervertrag für das LNG-Terminal „Energos Power“ mit dem Bund.
Grund für den Rückzug sei die „ruinöse Preispolitik“ der DET. Deutsche Regas bemängelt, dass die DET Kapazitäten zu Preisen unterhalb der von der Bundesnetzagentur festgelegten Entgelte anbiete. Die Behörde sieht allerdings keinen Verstoß gegen energierechtliche Vorschriften.
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