Die Bundeswehr kann ihre Kasernen nicht mehr selbst bewachen. Wegen fehlenden Personals übernehmen private Sicherheitsdienste diese Aufgabe – und das zu einem hohen Preis. Im Jahr 2024 beliefen sich die Kosten auf 666 Millionen Euro, wie das Verteidigungsministerium bestätigt. Zum Vergleich: Ein Leopard-2-A6-Kampfpanzer kostet rund drei Millionen Euro (bild: 20.03.25).
Sicherheitsdienste statt militärischer Eigenverantwortung
Die Absicherung militärischer Standorte erfolgt inzwischen fast ausschließlich durch zivile Anbieter. Das Ministerium stuft diese Lösung aktuell als „wirtschaftlichste Option“ ein. Entscheidend ist jedoch nicht nur die Wirtschaftlichkeit, sondern auch der seit Jahren bestehende Personalmangel bei der Truppe.
Bundeswehr muss wegen Personalmangel auf private Sicherheitsdienste zum Schutz der Kasernen zurückgreifen – Kosten: 666 Millionen Euro
Nach der Wiedervereinigung schrumpfte die Bundeswehr schrittweise. Gleichzeitig setzte die damalige Bundesregierung die Wehrpflicht aus. „Mit der kontinuierlichen Verkleinerung der Bundeswehr nach der Wiedervereinigung und dem Aussetzen der alten Wehrpflicht stand mit Beginn der 2010er Jahre deutlich weniger Personal für die Bewachung zur Verfügung“, erklärt das Verteidigungsministerium. In der Zeit davor hatten auch Wehrpflichtige regelmäßig Sicherungsaufgaben übernommen.
Personalabbau treibt externe Lösungen voran
Nach der Aussetzung der Wehrpflicht unter Karl-Theodor zu Guttenberg sank die Truppenstärke von 250.000 auf rund 180.000 Soldaten. Mit dem Personalrückgang ging auch die Fähigkeit verloren, militärische Liegenschaften eigenständig abzusichern. Der Alltag in den Kasernen erfordert heute externe Unterstützung.
Die Bundesanstalt für Immobilienaufgaben (BImA) beauftragt dafür die Firma „SecuraProtect“. Laut Website beschäftigt das Unternehmen rund 2000 Mitarbeiter, die bundesweit im Einsatz sind. Diese Sicherheitsdienste bewachen die Kasernen rund um die Uhr – ein Bereich, der ursprünglich in militärischer Hand lag.
Kritik an der Auslagerung sicherheitsrelevanter Aufgaben
CDU-Sicherheitspolitiker Roderich Kiesewetter sieht in dieser Entwicklung ein größeres strukturelles Problem. „Wir brauchen einen Gesellschaftsdienst, damit nicht nur für die Bundeswehr mehr Personal da ist, sondern auch zum Schutz der Bevölkerung und kritischer Infrastrukturen.“ Externe Lösungen könnten allenfalls eine Übergangsmaßnahme sein, aber kein dauerhaft tragfähiges Modell.
Kiesewetter fordert daher einen stärkeren Rückgriff auf staatlich verfügbares Personal. Die Sicherung von Kasernen und kritischen Einrichtungen solle nicht dauerhaft in die Hände privater Anbieter fallen. Nur mit verlässlichen und staatlich kontrollierten Kräften lasse sich langfristig ein stabiler Schutz gewährleisten.
Gesellschaftsdienst als Reaktion auf strukturelle Defizite
Ein möglicher Ausweg liegt in der Einführung eines allgemeinen Gesellschaftsdienstes. Dadurch könnten junge Menschen wieder stärker in staatliche Aufgaben eingebunden werden – etwa im Zivilschutz, im Gesundheitswesen oder beim Schutz militärischer Einrichtungen. Auch die Bundeswehr könnte davon profitieren.
Ob sich dieser Schritt politisch durchsetzen lässt, bleibt unklar. Doch ohne eigene Kapazitäten wächst die Abhängigkeit von externen Sicherheitsdiensten weiter. Und mit jedem Jahr steigen die Kosten, ohne dass sich an der strukturellen Schwäche etwas ändert.
Die Bundeswehr steht heute sinnbildlich für ein Land, das auf dem Papier gut ausgerüstet ist – aber in der Praxis an Personalmangel und organisatorischen Defiziten leidet.
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