Regierungsberater schlagen Alarm: Deutschlands Stromversorgung droht instabil zu werden. Die steuerbaren Kraftwerkskapazitäten reichen nicht mehr aus, um eine zuverlässige Stromversorgung sicherzustellen. Besonders kritisch sehen die Experten den fortschreitenden Rückbau konventioneller Kraftwerke bei gleichzeitig steigender Stromnachfrage (handelsblatt: 21.03.25).
Regierungsberater fordern Kurskorrektur
Im Statusupdate zum Stand der Energiewende zeigen die Regierungsberater auf, dass die gesicherte Kraftwerksleistung 2024 erstmals unter 90 Gigawatt liegt. Das Netz nähert sich damit einer kritischen Belastungsgrenze. Während der Bedarf an Strom wächst, fehlen Reservekapazitäten für Phasen hoher Nachfrage. Bereits heute liegt die verfügbare Leistung in Spitzenzeiten bei nur 80 Gigawatt.
Regierungsberater warnen vor sinkender Versorgungssicherheit – fehlende Kraftwerkskapazitäten und politische Vorgaben bedrohen Stabilität
Die Lücke könnte sich bald weiter vergrößern. Der Ausstieg aus der Kohleverstromung senkt die Zahl steuerbarer Anlagen zusätzlich. Der Bericht hält fest: „Die im Markt verfügbare Kapazität steuerbarer Kraftwerke dürfte in den nächsten Jahren im Zuge des Kohleausstiegs noch deutlich weiter fallen.“
Mehr Abhängigkeit von Stromimporten
Auch Energieexperte Christof Bauer von der TU Darmstadt unterstreicht die Dringlichkeit. Er warnt vor einem Rückgang um über 13 Gigawatt im Vergleich zu 2022. Damit steigt die Gefahr von Preisspitzen ebenso wie die Abhängigkeit von Importen. In kritischen Stunden liefern Nachbarländer bereits einen wachsenden Teil des benötigten Stroms. Langfristig kann diese Strategie jedoch keine Versorgungssicherheit garantieren.
Politische Lösungsansätze bleiben bisher wirkungslos. Die Ampelkoalition wollte mit einer Kraftwerksstrategie neue Gaskraftwerke fördern, scheiterte jedoch mit dem geplanten Kraftwerkssicherheitsgesetz. Die notwendige rechtliche Grundlage fehlt nach wie vor.
Regierungsberater kritisieren gescheiterte Kraftwerksstrategie
Die Regierungsberater sprechen sich klar gegen eine Neuauflage des Ampel-Konzepts aus. Besonders die vorgesehene Pflicht zur Umstellung auf Wasserstoff nach acht Jahren schreckt potenzielle Betreiber ab. Angesichts fehlender Wasserstoff-Infrastruktur lasse sich eine solche Umstellung nicht verlässlich planen. Förderungen wären dennoch verfallen – ein unkalkulierbares Risiko.
Die Kommission fordert daher einfachere, investitionsfreundliche Rahmenbedingungen. Nur durch pragmatische Vorgaben lasse sich der dringend benötigte Zubau realisieren. Im Bericht heißt es: „Die Regelungen müssten deutlich pragmatischer und flexibler angelegt werden.“
Stromnetze gezielt und effizient ausbauen
Auch beim Netzausbau sehen die Experten Anpassungsbedarf. Der tatsächliche Stromverbrauch bleibt hinter früheren Prognosen zurück. Investitionen in die Netzinfrastruktur sollten deshalb zeitlich gestreckt und priorisiert erfolgen. So ließe sich der Kostenanstieg für Verbraucher begrenzen.
Die Expertenkommission zur Energiewende besteht aus führenden Fachleuten unter Leitung des Umweltökonomen Andreas Löschel. Mit dabei sind Veronika Grimm, Felix Matthes und Anke Weidlich. Als unabhängige Regierungsberater analysieren sie die Risiken der Energiewende und liefern Empfehlungen für die Politik.
Ihr Appell ist eindeutig: Ohne entschlossene Maßnahmen gerät die Versorgungssicherheit in Gefahr. Neue Kraftwerke müssen schnell geplant und umgesetzt werden – sonst drohen strukturelle Engpässe im Stromnetz.
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