Breitband-Internet in Deutschland kostet mehr als in jedem anderen EU-Land. Nutzer zahlen hierzulande im Schnitt einen Euro pro Megabit – das Fünffache des EU-Durchschnitts. Ein Blick auf die aktuellen Daten von „Verivox“ zeigt, dass Verbraucher in anderen Ländern deutlich günstiger surfen. In Rumänien liegt der Preis bei nur einem Cent pro Megabit, auch Polen und die Slowakei bleiben mit drei Cent weit unter dem europäischen Mittelwert von 18 Cent (chip: 26.03.25).
Schlechter Wettbewerb treibt die Preise
13 EU-Staaten bieten Tarife für unter zehn Cent pro Megabit an. Neben Rumänien zählen dazu Frankreich, Spanien und Italien. Deutschland hingegen rangiert mit Abstand an der Spitze – noch vor Österreich und Belgien, die mit 35 Cent pro Megabit ebenfalls deutlich günstiger abschneiden.
Deutschland zahlt in der EU am meisten fürs Internet – hohe Kosten, langsamer Ausbau und geringe Konkurrenz bremsen die digitale Entwicklung
Laut dem Verivox-Experten Jörg Schamberg fehlt es dem deutschen Markt an echter Konkurrenz. Zahlreiche Anbieter greifen auf Vorleistungen der Deutschen Telekom zurück, was die Preisgestaltung stark einschränkt. Zudem verzögert die anhaltende Nutzung von veralteter DSL-Technologie den Ausbau moderner Netze. Während viele europäische Staaten bereits konsequent auf Glasfaser setzen, bleibt Deutschland bei der Modernisierung zurück. Ein umfassender Abschied vom langsamen DSL sei frühestens 2030 realistisch.
Glasfaser überzeugt trotz hoher Einstiegskosten
Trotz der vergleichsweise hohen Einstiegspreise bietet Glasfaser in Deutschland das beste Verhältnis von Leistung zu Kosten. Nach Angaben von „Verivox“ spart man im Vergleich zu DSL im Schnitt 47 Prozent pro übertragenem Megabit. Hinzu kommt: Viele Glasfasertarife starten in den ersten beiden Vertragsjahren günstiger als langsamere DSL-Alternativen.
Ein Wechsel lohnt sich daher nicht nur technisch, sondern auch finanziell. Haushalte, die von DSL auf Glasfaser umsteigen, können jährlich bis zu 200 Euro einsparen. Diese Ersparnis entsteht nicht nur durch bessere Konditionen, sondern auch durch effizientere Nutzungsmöglichkeiten.
Ausbau bremst digitale Teilhabe
Die langsame Umstellung auf Glasfaser behindert nicht nur die Wirtschaft, sondern auch private Haushalte. Viele Regionen bleiben von schnellen Anschlüssen ausgeschlossen, obwohl sie dringend darauf angewiesen sind. Bildungsangebote, Homeoffice oder Telemedizin setzen eine stabile Internetverbindung voraus.
Während andere Länder gezielt investieren und den Netzausbau staatlich fördern, scheitert der Fortschritt hierzulande häufig an komplizierten Genehmigungsverfahren und wirtschaftlichen Hürden. Der Preis bleibt hoch – die Geschwindigkeit niedrig.
Neue Sicherheitsrisiken im Netz
Neben dem Preisproblem sorgt eine aktuelle Warnung des Bundesamts für Sicherheit in der Informationstechnik für zusätzliche Besorgnis. Cyberkriminelle nutzen gefälschte Captchas, um über Tastenkombinationen Zugriff auf fremde Systeme zu erhalten. Die Masche richtet sich gezielt gegen ahnungslose Nutzer, die sich durch scheinbar harmlose Sicherheitsabfragen in Sicherheit wiegen.
Gerade bei überteuerten Tarifen und mangelndem Schutz verstärkt sich der Eindruck, dass Deutschland den Anschluss an digitale Standards verloren hat – technisch wie wirtschaftlich.
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