Forscher warnen vor einer neuen Gefahr für die Energiewende: Wind-stilling könnte die Stromerzeugung aus Windkraft in Europa massiv schwächen. Hinter dem Begriff steckt ein Phänomen, das durch den Klimawandel ausgelöst wird – mit drastischen Folgen für Effizienz und Versorgungssicherheit. Der Rückgang der Windgeschwindigkeit trifft ausgerechnet eine der tragenden Säulen der nachhaltigen Energieversorgung (chip: 12.04.25).
Wind-stilling als Folge klimatischer Ungleichgewichte
Gan Zhang, Klimaforscher an der University of Illinois Urbana-Champaign, verweist auf großräumige atmosphärische Veränderungen. Durch die ungleichmäßige Erwärmung von Land und Meer verringern sich die Druckunterschiede, die Winde antreiben. Diese Entwicklung, bekannt als Wind-stilling, betrifft vor allem nördliche Breitengrade – darunter auch große Teile Europas.
Wind-Stilling gefährdet die Windkraft in Europa: Warum sinkende Windgeschwindigkeiten die Stromproduktion halbieren könnten
Prognosen zeigen, dass sich die Windgeschwindigkeiten bis 2050 um bis zu fünf Prozent verringern könnten. Langfristig drohen sogar Rückgänge von bis zu 25 Prozent. Dieser scheinbar moderate Rückgang hat gravierende Auswirkungen: Da die Stromproduktion mit der dritten Potenz der Windgeschwindigkeit skaliert, führt ein um 25 Prozent geringerer Wind zu einer Reduktion der Energieerzeugung um fast 58 Prozent. Diese Entwicklung trifft nicht nur Windparkbetreiber wirtschaftlich, sondern gefährdet auch die Versorgungssicherheit ganzer Regionen.
Sommermonate als besonders kritischer Zeitraum
Sinkende Windgeschwindigkeiten wirken sich vor allem im Sommer problematisch aus. Der Energiebedarf steigt, da Klimaanlagen vielerorts intensiv genutzt werden. Gleichzeitig fehlt der notwendige Wind, um die Turbinen effizient zu betreiben. Schon geringe Abweichungen bei der Windleistung verursachen Preisspitzen am Strommarkt und erschweren wirtschaftlich tragfähige Betriebsmodelle.
Auch die Netzstabilität leidet. Schwankende Einspeisung belastet die Infrastruktur und erfordert umfangreiche Ausgleichsmechanismen. Besonders bei Hitzewellen droht eine gefährliche Kluft zwischen Strombedarf und verfügbarer Leistung. Deshalb rücken Batteriespeicher und grenzüberschreitende Netzverbindungen stärker in den Fokus. Flexibilität und Reaktionsgeschwindigkeit gewinnen zunehmend an Bedeutung.
Strategien gegen die Folgen von Wind-stilling
Länder mit hohem Windkraftanteil stehen unter Druck. Neben dem Ausbau anderer erneuerbarer Quellen wie Solar- und Wasserkraft empfiehlt sich eine breitere geografische Verteilung der Windparks. Regionen mit stabileren Windverhältnissen könnten temporäre Flauten in anderen Gebieten ausgleichen. Zudem sorgt technologische Vielfalt für größere Resilienz.
Forscher arbeiten an weiteren Lösungen. Dr. Maria-Elena Vorrath aus Deutschland entwickelt ein Verfahren zur CO₂-Bindung mittels Basaltgestein. Das enthaltene Mineral Olivin reagiert mit CO₂ und bindet es dauerhaft in fester Form. Diese Methode trägt dazu bei, die CO₂-Konzentration in der Atmosphäre zu senken – und könnte langfristig das Ausmaß des Wind-stilling dämpfen.
Energiezukunft braucht mehr als neue Technik
Technologischer Fortschritt allein genügt nicht. Die Infrastruktur muss sich auf wetterbedingte Schwankungen einstellen. Intelligente Netze, dezentrale Einspeisung und ausgereifte Speicherlösungen schaffen die nötige Stabilität. Je vielfältiger die Energiequellen und je breiter ihr regionaler Ausbau, desto robuster bleibt die Versorgung auch bei stagnierenden Windverhältnissen.
Die Energiewende bleibt ein Wettlauf mit der Zeit. Windkraft spielt dabei eine Schlüsselrolle. Ohne durchdachte Gegenmaßnahmen offenbart Wind-stilling eine potenzielle Schwachstelle im erneuerbaren Energiesystem. Wer jetzt auf Diversifizierung, Innovation und Netzresilienz setzt, kann die Stromversorgung auch in Zukunft sichern – für Erzeuger wie Verbraucher gleichermaßen.
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