Die OMV beendet ihr Engagement bei Wasserstofftankstellen in Österreich. Nach der bereits erfolgten Schließung der Anlage in Wien verschwinden nun auch die letzten vier öffentlichen Wasserstofftankstellen in Asten, Wiener Neudorf, Graz und Innsbruck. Damit endet ein ambitioniertes Vorhaben aus der Ära von Ex-Kanzler Sebastian Kurz. Ursprünglich als Beitrag zur Klimarettung gedacht, scheitert die Technologie an der Realität. Die Kosten übersteigen den Nutzen, die Nachfrage bleibt aus (krone: 23.04.25).
Kein Durchbruch für Wasserstofftankstellen
Österreichs Straßen zählen derzeit nur 62 Wasserstoffautos. Davon stammen 48 von Hyundai, 13 von Toyota und ein einziges von VW. Lediglich fünf dieser Fahrzeuge befinden sich in Privatbesitz. Für flächendeckende Nutzung fehlte von Anfang an das nötige Netz. Die wenigen Wasserstofftankstellen reichten nicht aus, um Vertrauen in die Technologie zu schaffen. Die hohen Anschaffungskosten und die beschränkte Tankinfrastruktur verhinderten eine breitere Akzeptanz.
Aus für ein Prestigeprojekt – OMV schließt alle Wasserstofftankstellen in Österreich aufgrund fehlender Nachfrage
Nicole Keltscha von der OMV betont: „Unser Fokus geht in die E-Mobilität.“ Der Rückzug erscheint unter wirtschaftlichen Gesichtspunkten logisch. Als einziges Unternehmen mit Wasserstofftankstellen in Österreich trug die OMV allein die finanzielle Last. Die laufenden Betriebskosten ließen sich nicht durch die geringe Zahl an Tankvorgängen rechtfertigen. Die Stilllegung erfolgt daher schrittweise, aber endgültig.
Besitzer bleiben auf ihren Autos sitzen
Die Schließung hat fatale Folgen für jene, die in die Technologie investierten. Ohne funktionierende Infrastruktur fehlt jede Möglichkeit zum Weiterbetrieb. Ein Weiterverkauf gestaltet sich ebenso schwierig. Die Realität zwingt viele zur Verschrottung ihrer Fahrzeuge, denn Ersatzlösungen existieren nicht. Die Technik, die einst als Hoffnungsträger galt, findet sich nun in einer Sackgasse.
Stephan Schwarzer von der eFuel Alliance bewertet die Entscheidung der OMV nüchtern. „Das ist logisch: Wenn es keine Autos auf den Straßen gibt – wer soll dann Wasserstoff tanken?“ Er kritisiert die hohen Anforderungen an Herstellung, Transport und Lagerung. Der Wasserstoff sei flüchtig und schwer zu kontrollieren – besonders im alltäglichen Betrieb von Personenkraftwagen. Damit scheidet die Technologie im Pkw-Bereich vorerst aus.
Wasserstoff als Option nur noch für Industrie und Schwerverkehr
Trotz des Rückzugs sieht Schwarzer für Wasserstoff noch Zukunftspotenzial – allerdings nicht im Individualverkehr. In der Industrie zeigt sich bereits ein sinnvoller Einsatz. Auch im Schwerlastbereich könnte der Energieträger langfristig wieder an Bedeutung gewinnen. Noch verhindern jedoch technische Unsicherheiten und hohe Kosten eine breitere Einführung. Für den Moment scheint das Thema erledigt.
Anders verhält es sich bei synthetischen Kraftstoffen. Schwarzer verweist auf eFuels als praktikable Lösung. Sie basieren ebenfalls auf Wasserstoff, lassen sich jedoch speichern und problemlos transportieren. Der Vorteil: eFuels können in bestehenden Tankstellen und mit konventionellen Fahrzeugen genutzt werden. Eine neue Infrastruktur ist nicht erforderlich. Schwarzer hebt hervor: „Ich brauche dafür auch keine eigenen Tankwagen etc.“
eFuels als realistische Zukunftsperspektive
Auch bei eFuels entsteht hoher Strombedarf. Die Produktion verlagert sich daher in sonnen- und windreiche Regionen. Länder wie Chile, Marokko oder Australien bieten dafür ideale Bedingungen. Erste Projekte befinden sich bereits im Bau und sollen noch vor 2030 marktfähige Mengen liefern.
Der Nutzen erscheint greifbar. „Eine Tonne eFuel bedeutet eine Tonne weniger Erdöl! Man könnte damit locker die ganze Welt versorgen“, unterstreicht Schwarzer. Der Umstieg auf synthetische Kraftstoffe bietet realistische Chancen für klimafreundliche Mobilität. Wasserstofftankstellen mögen Geschichte sein – doch der Gedanke an emissionsfreie Antriebe lebt weiter.
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