Wenn Förderung am Ziel vorbeischießt – jede vierte Ladesäule bleibt nahezu ungenutzt

Von | 27. April 2025

In Deutschland stehen bereits über 160.000 öffentliche Ladesäulen für Elektroautos zur Verfügung. Doch viele davon bleiben nahezu ungenutzt. Während die Zahl der E-Auto-Neuzulassungen zuletzt gesunken ist, schießen die Investitionen in die Ladeinfrastruktur weiter in die Höhe. Trotz dieser Entwicklung sind laut einer Analyse des Marktdatenspezialisten Elvah mehr als ein Viertel der Hochleistungs-Schnelllader ohne nennenswerte Nutzung. Einige Säulen verzeichnen sogar eine durchschnittliche Auslastung von null Prozent (automobilwoche: 22.04.25).

Unwirtschaftliche Nutzung trotz hoher Investitionen

Auch normale Schnelllader (DC) und Normalladesäulen (AC) erreichen oft keine wirtschaftlich sinnvolle Auslastung. Laut Fachmagazin Automobilwoche zeigten die Daten von Juli bis Dezember 2024, dass 26 Prozent der DC-Lader und 22 Prozent der AC-Lader ebenfalls bei null Prozent lagen.

Tausende Ladesäulen in Deutschland bleiben ungenutzt, während der staatlich geförderte Ausbau weiter voranschreitet

Selbst bei minimaler Nutzung zwischen einem und fünf Prozent liegt das Potenzial weit unter den Erwartungen. Dabei setzen Politik und Industrie auf Subventionen, um die Elektromobilität zu beschleunigen.

Überangebot an Ladesäulen droht den Markt zu verzerren

Experten erwarten, dass der Markt für Ladeinfrastruktur bald unter einer Welle von Konsolidierungen leiden wird. Große Anbieter wie EnBW oder Ionity dürften kleinere, kaum ausgelastete Betreiber verdrängen. „Erst ab einer Auslastung von 30 Prozent lässt sich von einer sehr guten Nutzung sprechen“, erklärt Sören Ziems von Elvah. Dieses Niveau erreicht jedoch nur ein Bruchteil der Ladesäulen. Viele Investitionen dürften sich daher langfristig nicht rechnen.

Gleichzeitig fließen erhebliche Steuermittel in den Ausbau. Dabei stellt sich die Frage nach der Sinnhaftigkeit öffentlicher Förderung. Denn der Großteil der Säulen deckt bereits die aktuelle Nachfrage mehr als ab. Die Situation zeigt: Es fehlt nicht an Ladepunkten, sondern an effektiver Nutzung und strategischer Verteilung.

Megawatt-Technologie erhöht die Anforderungen

Ein weiteres Problem bleibt unsichtbar: Menschen ohne private Lademöglichkeit verzichten häufig auf den Kauf eines Elektroautos. Diese Zielgruppe kann die öffentliche Ladeinfrastruktur nicht gleichwertig nutzen – etwa, wenn keine Garage mit Wallbox vorhanden ist. Die offizielle Statistik erfasst diese Hürde nicht. Gleichzeitig wächst der Anteil von Elektrofahrzeugen in der Gesamtflotte stetig. Eine zukünftige Überlastung erscheint zwar denkbar, liegt jedoch aktuell noch in weiter Ferne.

Ein Blick in die Zukunft zeigt neue Herausforderungen. Megawatt-Ladesysteme – etwa für LKW oder leistungsstarke Elektroautos – treiben die Anschlusskosten in die Höhe. „Problematisch ist nicht primär die Strommenge, sondern die fließende Stromleistung“, erläutert der Hamburger Professor Thomas Willner. Der Ausbau solcher Technologien verlangt massive Investitionen in Stromnetze und Infrastruktur.

Damit die versprochenen Ladezeiten auch unter Lastbedingungen eingehalten bleiben, bedarf es neuer Konzepte. Ohne gezielte Planung und verbesserte Netzanbindung könnten diese Projekte scheitern, bevor sie Wirkung entfalten. Es genügt künftig nicht, nur Ladesäulen zu installieren – entscheidend ist deren Effizienz, Verfügbarkeit und Integration ins Gesamtsystem.

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