Ein Konzept der Stadtwerke Bonn entfacht eine hitzige Debatte: Es sieht die Einführung einer Wohnflächensteuer vor, um den Wärmebedarf in Wohngebäuden zu senken. Finanzielle Anreize sollen Bürger dazu bringen, kleinere Wohnungen zu nutzen – eine Maßnahme, die den CO₂-Ausstoß reduzieren und den Bedarf an Neubauten verringern soll (ga: 22.04.25).
Wohnflächensteuer als Hebel zur Reduktion des Wärmeverbrauchs
Der Vorschlag stammt aus einem Strategiepapier der Bonn Netz, einem Tochterunternehmen der Stadtwerke. Städte mit über 100.000 Einwohnern müssen bis 2026 einen kommunalen Wärmeplan vorlegen. Ziel ist die Klimaneutralität bis 2045. Laut dem Konzept lässt sich der notwendige Rückgang des Wärmebedarfs um 28 Prozent nicht allein durch Gebäudesanierungen erreichen. Auch die beheizte Wohnfläche müsse deutlich sinken.
Stadtwerke Bonn fordern Wohnflächensteuer zum Klimaschutz als drastisches Mittel gegen steigenden Wärmebedarf
Hier setzt die Idee der Wohnflächensteuer an. Das Instrument soll prüfen, ob überdimensionierte Wohnflächen pro Person durch finanzielle Anreize reduziert werden können. Der Vorschlag betont dabei nicht nur die Lenkungswirkung, sondern auch die Möglichkeit zur Förderung: Haushalte mit viel Wohnraum sollen Beratung und Unterstützung erhalten, um sich zu verkleinern.
Weniger Wohnfläche – weniger Kosten, mehr Effizienz
Nach einer erfolgreichen Verkleinerung profitieren Haushalte laut Konzept von niedrigeren Unterhalts- und Energiekosten. Gleichzeitig entstünde neuer Wohnraum, der ohne zusätzliche Neubauten nutzbar wäre. So könne die Stadt ihre Klimaziele erreichen und zugleich sozialen Druck auf dem Wohnungsmarkt mindern.
Ergänzt wird das Konzept um freiwillige Angebote: Wohnungstauschprogramme, Umzugsprämien oder individuelle Beratungen. Diese Maßnahmen zielen auf einen möglichst niederschwelligen Zugang zur Flächenreduktion ab – ohne Zwang, aber mit klarem Nutzen für Umwelt und Budget.
Zurückhaltung bei der Stadt – klare Ablehnung in der Politik
Die Stadtverwaltung reagiert auf die Wohnflächensteuer zurückhaltend. Man wolle vorrangig auf Aufklärung und Unterstützung setzen, nicht auf neue finanzielle Belastungen. Die Steuer sei lediglich im Rahmen der Konzeptentwicklung thematisiert worden. Eine konkrete Einführung stehe laut Verwaltung nicht zur Debatte. Vielmehr solle das Thema zur Diskussion anregen, nicht zur Umsetzung führen.
In der politischen Landschaft trifft der Vorschlag auf deutlichen Widerstand. Grünen-Fraktionschef Daniel Rutte äußert: „Eine zusätzliche Steuer, die das Wohnen verteuert“, sei angesichts der ohnehin hohen Kosten in Bonn nicht vertretbar. CDU-Fraktionschef Guido Déus nennt die Idee einen „verspäteten, schlechten Aprilscherz“ und verweist auf die zuletzt gestiegene Grundsteuer. Auch SPD und CDU lehnen die Wohnflächensteuer ab – aus sozialen und wirtschaftlichen Gründen.
Debatte um die Wohnflächensteuer zeigt Zielkonflikte auf
Trotz der Ablehnung bringt der Vorschlag ein zentrales Thema in den Fokus: den Zusammenhang zwischen Wohnfläche, Energieverbrauch und Klimazielen. Die Wohnflächensteuer mag derzeit politisch nicht durchsetzbar sein, doch das Grundproblem bleibt bestehen. Städte wie Bonn stehen vor der Herausforderung, ihre Klimabilanz zu verbessern, ohne soziale Schieflagen zu verschärfen.
Ob eine solche Steuer künftig wieder auf die Agenda rückt, hängt auch davon ab, ob alternative Maßnahmen den gewünschten Effekt erzielen. Klar ist: Ohne strukturelle Veränderungen in der Nutzung von Wohnraum lassen sich die ehrgeizigen Klimaziele kaum realisieren.
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