Stihl plant massiven Stellenabbau trotz Umsatzplus

Von | 6. Mai 2025

Der Motorsägen- und Gartengerätehersteller Stihl plant, weltweit rund 500 Arbeitsplätze abzubauen. Trotz eines leichten Umsatzanstiegs zwingt die angespannte Wirtschaftslage das Traditionsunternehmen zu deutlichen Maßnahmen. Personalvorstand Michael Prochaska erklärte in Waiblingen bei Stuttgart: „Wir müssen natürlich die Kosten- und Personalstruktur den Gegebenheiten des Marktes anpassen. Das ist ganz klar.“ Besonders die Verwaltung trifft der geplante Abbau hart (welt: 29.04.25). Prochaska betonte zudem: „Der Anzug muss dem Kerl passen.“

Stellenabbau in Deutschland sozialverträglich

In Deutschland rechnet Stihl mit einem Stellenabbau im niedrigen dreistelligen Bereich. Der Mittelständler setzt auf sozialverträgliche Lösungen wie altersbedingte Austritte und freiwillige Programme. Kündigungen sollen dabei vermieden bleiben. Am Stammsitz in Deutschland beschäftigt das Unternehmen mehr als 6.000 Menschen. Neben mehreren Werken in der Region Stuttgart zählen auch Standorte im Landkreis Konstanz sowie in Weinsheim, Rheinland-Pfalz, dazu.

Der Hersteller von Motorsägen und Gartengeräten Stihl streicht 500 Stellen – Technologiewandel belastet den Standort in Deutschland

Insgesamt lag die Mitarbeiterzahl Ende 2024 bei rund 19.700, leicht unter dem Niveau von Ende 2023. Während der Corona-Jahre hatte Stihl sogar 21.600 Menschen beschäftigt. Vorstandschef Michael Traub erklärte, dass man in einer gewissen Euphorie neue Stellen geschaffen habe, da mit anhaltend hohen Wachstumsraten gerechnet worden sei. Diese Erwartungen hätten sich jedoch nicht erfüllt.

Der Wandel zu Akkugeräten gefährdet Jobs

Eine zusätzliche Herausforderung stellt der Technologiewandel dar. Der Anteil der verkauften Akkugeräte lag 2024 bei 25 Prozent und soll bis 2027 auf 35 Prozent steigen. In Deutschland setzt Stihl jedoch weiterhin stark auf Benzingeräte. Traub machte deutlich: „Wenn der Anteil unserer Benzingeräte am Gesamtabsatz geringer wird, ist die Beschäftigung in Deutschland geringer.“ Wie stark sich das auf die Mitarbeiterzahl auswirke, bleibe abzuwarten.

Einen Ausgleich durch die Produktion von Akkugeräten sieht Traub skeptisch: „Die Wettbewerbsbedingungen in Deutschland sind nicht gut genug, um hier Akkugeräte zu machen. Punkt.“ Diese klare Aussage unterstreicht die Herausforderungen, mit denen sich Stihl am Heimatstandort konfrontiert sieht.

Umsatzanstieg reicht nicht für Entwarnung

Nach einem Rückgang im Jahr 2023 gelang Stihl im vergangenen Jahr ein leichtes Umsatzplus von 1,1 Prozent auf 5,33 Milliarden Euro. Vom coronabedingten Rekordumsatz von 5,5 Milliarden Euro bleibt das Unternehmen jedoch entfernt. Das Ergebnis bewertete die Geschäftsleitung als zufriedenstellend, konkrete Gewinnzahlen veröffentlichte Stihl traditionell nicht.

Für die kommenden Jahre rechnet Traub mit einem Wachstum im niedrigen einstelligen Bereich. Da mehr als 90 Prozent des Umsatzes im Ausland generiert werden, bleibt Stihl anfällig für internationale Marktschwankungen. Diese Perspektive zwingt das Unternehmen zu einer weiterhin vorsichtigen Planung.

Boomzeiten der Pandemie gehören der Vergangenheit an

In der Pandemie profitierte Stihl stark vom Trend zum Eigenheim. 2019 lag der Umsatz noch bei rund 3,9 Milliarden Euro. Der sprunghafte Anstieg während Corona bescherte Stihl eine beispiellose Nachfrage. Diese Sondereffekte ebbten jedoch inzwischen deutlich ab. Der Mittelständler muss sich heute unter veränderten Bedingungen neu behaupten.

Trotz weiterhin solider Umsätze bleibt die Herausforderung groß. Der notwendige Stellenabbau zeigt, dass auch ein Marktführer wie Stihl nicht von den Folgen globaler und technologischer Veränderungen verschont bleibt.

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