Digitalfunk-Störung legt Sicherheitsnetz lahm – Einsatzkräfte stundenlang ohne Kommunikation

Von | 9. Mai 2025

Eine gravierende Störung im Digitalfunk der Sicherheitsbehörden hat große Teile Deutschlands betroffen. Über zweieinhalb Stunden blieb der Funkverkehr für Polizei, Feuerwehr und andere Einsatzdienste in mehreren Bundesländern gestört oder komplett ausgefallen. Besonders betroffen waren Schleswig-Holstein, Hamburg, Bremen, Mecklenburg-Vorpommern, Berlin, Brandenburg und Bayern. Der Ausfall traf auch Regionen, in denen der Digitalfunk zusätzlich zur Sprachkommunikation für die Alarmierung genutzt wird (wiwo: 06.05.25).

Flächendeckende Digitalfunk-Störung mit Folgen für die Einsatzbereitschaft

In der Bundesanstalt für den Digitalfunk der Behörden und Organisationen mit Sicherheitsaufgaben (BDBOS) in Berlin laufen derzeit Analysen. Eine Sprecherin der Behörde erklärt: „Tatsächlich liegt aktuell eine Störung im BOS-Digitalfunknetz vor.“ Alle relevanten Partner arbeiten intensiv an der Aufklärung. Noch fehlen konkrete Informationen zur Ursache und zur exakten Ausdehnung des Ausfalls.

Störung im Digitalfunk unterbricht stundenlang die Kommunikation von Polizei, Feuerwehr und Rettungsdienste in mehreren Bundesländern

Bereits gegen 17 Uhr registrierten Einsatzkräfte in der Oberpfalz erste Probleme. Gleichzeitig traten auch in Norddeutschland Fehlfunktionen auf. In Hessen etwa war unklar, ob freiwillige Feuerwehren im Notfall über Funk erreichbar sind. Kommunen reagierten teils vorsorglich und zogen Ehrenamtliche in die Gerätehäuser. Obwohl der Digitalfunk eigentlich als besonders ausfallsicher gilt und unabhängig vom kommerziellen Mobilfunknetz funktioniert, zeigte er in diesem Fall deutliche Schwächen.

Veraltete Technik gefährdet Verlässlichkeit

Der aktuelle Digitalfunk basiert auf dem Tetra-Standard, der in den 1990er-Jahren entwickelt wurde. Die Übertragungsrate entspricht kaum mehr den heutigen Anforderungen. Bund und Länder diskutieren seit 2023 über eine zukunftstaugliche Lösung. Doch Meinungsverschiedenheiten über die Finanzierung blockierten bereits eine wichtige Ausschreibung.

Große Mobilfunkanbieter streben an, in dieser Übergangsphase ein virtuelles Netz für Einsatzkräfte zu betreiben. Noch fehlen dafür essenzielle Funktionen wie priorisierte Notrufe oder die Kommunikation innerhalb definierter Sprechgruppen. Diese Anforderungen gelten jedoch als unverzichtbar für Feuerwehr und Polizei.

5G-Erweiterungen sollen kritische Funktionen liefern

Mit dem Mobilfunkstandard 5G rücken sogenannte Mission Critical Communications (MCx) in den Fokus. Diese Dienste sollen sicherstellen, dass wichtige Kommunikationsfunktionen auch im Notfall verfügbar bleiben. MCx umfasst priorisierte Verbindungen, Gruppenrufe und gesicherte Verfügbarkeit – Anforderungen, die bisher nur über den klassischen Digitalfunk erfüllt wurden.

Zwar existieren bereits erste Implementierungen dieser Technik, doch flächendeckende Lösungen fehlen bislang. Die gegenwärtige Infrastruktur reicht nicht aus, um die Anforderungen der Sicherheitsbehörden zuverlässig zu erfüllen.

Frühere Ausfälle zeigen strukturelle Mängel

Auch in der Vergangenheit traten erhebliche Probleme auf. Während der Flutkatastrophe im Ahrtal sowie in Teilen Nordrhein-Westfalens versagte die Technik bereits unter Druck. Fluten zerstörten Geräte, und Überlastung sorgte regional für Totalausfälle. Diese Schwächen wurden bisher nicht ausreichend behoben.

Ein stabiles Kommunikationsnetz für mehr als eine Million Einsatzkräfte bleibt unverzichtbar. Die jüngste Störung im Digitalfunk zeigt erneut, wie dringend politisches Handeln und technologische Erneuerung erforderlich sind. Ohne eine tragfähige Lösung bleiben Sicherheitsbehörden auf eine Technik angewiesen, deren Grenzen längst überschritten sind.

Lesen Sie auch:

Bevölkerungsschutz auf Blackout nicht vorbereitet

Stromausfall im Hauptquartier der Bundeswehr – Notstromversorgung ebenfalls ausgefallen

Ist das Mobilfunknetz bei Stromausfall gesichert?

Bundeswehr-Rüstungsprojekt scheitert: Digitale Funkgeräte in Fahrzeugen nicht verwendbar

Der Beitrag Digitalfunk-Störung legt Sicherheitsnetz lahm – Einsatzkräfte stundenlang ohne Kommunikation erschien zuerst auf .

Teilen ...

Schreibe einen Kommentar