ETH Zürich deckt auf: Jede sechste Wärmepumpe verfehlt die versprochene Effizienz

Von | 9. Mai 2025

Eine breit angelegte Studie der ETH Zürich nahm die Effizienz von 1.023 Wärmepumpen in Wohnhäusern unter die Lupe. Über zwei Jahre hinweg analysierten die Forscher Echtzeitdaten aus zehn europäischen Ländern. Die Ergebnisse offenbaren gravierende Defizite: Jede sechste Anlage unterschritt den empfohlenen Effizienzwert. Hauptursachen waren fehlerhafte Einstellungen und unpassende Gerätegrößen, wobei die Heizkurve in fast 40 Prozent der Fälle zu hoch eingestellt war. Ein Drittel der Systeme kühlte nachts zu stark aus, und jedes vierte Gerät arbeitete auch bei milden Außentemperaturen weiter (golem: 06.05:25).

Mangelhafte Planung trifft auf falsche Konfiguration

Zahlreiche Wärmepumpen passten nicht zum tatsächlichen Wärmebedarf. Besonders häufig waren die Geräte überdimensioniert. Zehnmal mehr Anlagen fielen in diese Kategorie als zu klein dimensionierte Systeme. Das reduziert zwar die Effizienz, verlängert aber die Lebensdauer. Wesentlich kritischer wirkte sich jedoch die Steuerung aus. Viele Wärmepumpen liefen selbst dann, wenn keine Heizleistung erforderlich war – ein klarer Hinweis auf fehlerhafte Parameter.

Eine Analyse der ETH Zürich zeigt: Jede sechste Wärmepumpe erreicht nicht die erwartete Effizienz – oft durch falsche Einstellungen

Deutlich zeigt sich das im SCOP-Wert (Seasonal Coefficient of Performance), der die Effizienz über die Heizsaison hinweg beschreibt. Bei 17 Prozent der Anlagen fiel dieser Wert regelmäßig unter 3. Optimal eingestellte Erd-Wasser-Wärmepumpen erreichten dagegen Werte von über 7. Auch bei den Luft-Wasser-Geräten lagen die Spitzenmodelle über 5 – ein überzeugendes Beispiel für das mögliche Einsparpotenzial.

Effizienzverlust durch Bedienfehler

Die in Nature Communications veröffentlichte Untersuchung verknüpft fehlerhafte Einstellungen mit erhöhtem Stromverbrauch. Schon einfache Korrekturen könnten den Energiebedarf deutlich senken. Energieberatungen dokumentierten Einsparungen von bis zu 2.000 Kilowattstunden jährlich – allein durch das Optimieren der Geräteeinstellungen.

Moderne Wärmepumpen senden ihre Daten zwar in Echtzeit an Hersteller, doch Rückmeldungen an Nutzer bleiben oft aus. Nur bei ernsten Störungen erfolgen automatische Warnungen. Suboptimale Konfigurationen bleiben hingegen meist unentdeckt und damit unbehoben.

Fehlende Kontrolle behindert Steigerung der Effizienz

Die Forschenden bemängeln, dass es bislang an praktikablen Strategien zur Nachjustierung mangelt. Zwar liefern die Geräte alle nötigen Daten, doch viele Einstellungen lassen sich nur manuell anpassen. Eigentümer sind dabei häufig überfordert. Hinzu kommen regionale Unterschiede, Gebäudevarianten und individuelle Komfortbedürfnisse, die pauschale Lösungen erschweren.

Trotzdem gibt es klare Empfehlungen: Die Vorlauftemperatur sollte unter 55 Grad Celsius liegen und möglichst konstant bleiben. Wichtig ist außerdem, dass die Wärmepumpe gleichmäßig arbeitet und sich nicht über Nacht abschaltet. Auch eine Jahresarbeitszahl über 3 deutet auf ein gut konfiguriertes System hin.

Große Wirkung durch kleine Anpassungen

Die Studie belegt eindrucksvoll, welches Potenzial in einer richtig konfigurierten Wärmepumpe steckt. Optimal eingestellte Systeme liefern ein Vielfaches der eingesetzten Strommenge als Heizleistung zurück. Vor allem Erd-Wasser-Wärmepumpen überzeugten mit sehr hoher Effizienz.

Statt allein auf moderne Technik zu setzen, sollte der Fokus stärker auf deren fachgerechten Betrieb gelegt werden. Nur so lassen sich die versprochenen Einsparungen tatsächlich realisieren. Eine regelmäßige Überprüfung und Justierung entscheidet letztlich über Wirtschaftlichkeit und Umweltnutzen der Anlage.

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