Autobau in Deutschland zu teuer – Standort droht den Anschluss zu verlieren

Von | 10. Mai 2025

Die deutsche Autoindustrie steht unter massivem Druck. Eine aktuelle Analyse von Oliver Wyman zeigt: Die Fertigungskosten pro Fahrzeug liegen in Deutschland bei mehr als 3300 Dollar. In China fallen im Vergleich dazu lediglich rund 597 Dollar an. In einigen Fällen betragen die Herstellungskosten in deutschen Werken sogar bis zu 8000 Dollar. Besonders die hohen Personalkosten treiben die Preise am Standort Deutschland nach oben. Die Studie stützt sich auf Daten aus 250 weltweiten Fahrzeugwerken und bestätigt: Kein anderes Land produziert teurer (handelsblatt: 07.05.25).

Internationale Konkurrenz unterbietet den Standort deutlich

Sowohl China, als auch die USA, Japan und Südkorea punkten mit niedrigeren Löhnen und effizienteren Abläufen. Selbst Frankreich liegt deutlich unter dem deutschen Niveau. In Mexiko belaufen sich die Personalkosten auf 305 Dollar, in Rumänien auf 273 Dollar. Marokko führt mit nur 106 Dollar die Liste an. Diese Unterschiede gefährden den deutschen Automobilbau.

Deutschlands Autoindustrie kämpft mit explodierenden Produktionskosten – der Standort verliert im globalen Wettbewerb immer mehr an Boden

Personalkosten machen bis zu 20 Prozent der gesamten Fahrzeugkosten aus. Anders als Materialpreise lassen sie sich durch politische und unternehmerische Entscheidungen beeinflussen. Studienautor Daniel Hirsch verdeutlicht die Schere: „In China lassen sich Pkw teils für lediglich 200 Dollar herstellen, in Deutschland fallen dagegen pro Fahrzeug vereinzelt schon mal bis zu 8000 Dollar an.“

Zulieferer geraten am Standort unter Druck

Nicht nur die großen Konzerne, auch mittelständische Zulieferer spüren die Belastung. Hohe Energiekosten, komplexe Strukturen, sinkende Stückzahlen und bürokratische Auflagen verschärfen die Lage zusätzlich. Fabian Brandt von Oliver Wyman warnt: „Wenn die Volumina noch weiter fallen, wandern viele mittelständische Lieferanten ab oder gehen gänzlich kaputt.“

Damit droht ein Zusammenbruch jenes Netzes, das den Standort jahrzehntelang geprägt hat. Forschung, Maschinenbau, Zulieferer und Hersteller wirkten eng zusammen – ein System, das weltweit Maßstäbe setzte. Dieses Fundament gerät nun ins Wanken.

Hersteller ziehen Konsequenzen

Zwischen 2014 und 2024 sank die Pkw-Produktion in Deutschland um mehr als 27 Prozent. Auch internationale Handelskonflikte verschärfen die Situation. US-Zölle auf europäische Fahrzeuge belasten Marken wie Mercedes, BMW und Volkswagen zusätzlich. In der Folge verlagern Hersteller ihre Produktion zunehmend ins Ausland.

Mercedes plant, ab 2027 den GLC in den USA zu bauen – zusätzlich zu GLE und GLS. Dies bedroht die Kapazitäten in Bremen und Sindelfingen. Bereits zuvor kündigte der Konzern an, jährlich 100.000 Fahrzeuge weniger in Deutschland zu fertigen. Ungarn lockt mit bis zu 70 Prozent geringeren Energie- und Personalkosten.

Globale Dynamik verändert den Standort

Auch Audi prüft eine Verlagerung von Produktionslinien in die USA. In China gründete das Unternehmen eine eigene Submarke – ohne das gewohnte Audi-Logo. Volkswagen geht noch weiter: Die neue Elektroplattform CSP entsteht direkt in China – gemeinsam mit lokalen Entwicklern.

Die Strategie „local for local“ wird zum neuen Standard. Produktion und Entwicklung folgen den Absatzmärkten. Für den Standort bedeutet das sinkende Bedeutung, schrumpfende Kapazitäten und wachsende Abhängigkeit vom Ausland.

Politik muss gegensteuern

Politische Entscheidungen haben die Kosten weiter steigen lassen. Neue Feiertage und großzügige Tarifabschlüsse treiben die Belastung nach oben. Autoexperte Brandt sieht klare Mitverantwortung: „Die Politik hat dazu beigetragen, dass sich der Fahrzeugbau hierzulande weiter verteuert hat.“

Oliver Wyman empfiehlt, Modellvielfalt zu reduzieren, Werke zu verschlanken und die Automatisierung auszubauen. Energiekosten müssten sinken, Ausfallzeiten reduziert werden. Nur dann lassen sich Investitionen in moderne Technik und künstliche Intelligenz rechtfertigen. Bleibt diese Entwicklung aus, gerät der Standort noch stärker unter Druck.

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