Letzte Reste einer Ära fallen – Kohlekraftwerk Ensdorf gesprengt

Von | 10. Mai 2025

Am 4. Mai fiel das letzte sichtbare Symbol des früheren Kohlekraftwerks Ensdorf. Mit einer präzise vorbereiteten Sprengung stürzten das 80 Meter hohe Kesselhaus und ein massiver Bunkerschwerbau kontrolliert in sich zusammen. 300 Kilogramm Sprengstoff reichten aus, um die Betonriesen in wenigen Sekunden zu Boden zu zwingen. Ein Sprecher der VSE AG sprach von einer „Bilderbuchsprengung“. Alle Berechnungen seien aufgegangen, der Ablauf blieb störungsfrei (ntv: 04.05.25).

Abbruch unter strengen Sicherheitsvorkehrungen

Die Bauwerke mussten zu Boden gebracht werden, da sich liegende Strukturen deutlich effizienter demontieren lassen. Gleichzeitig diente die Sprengung dazu, die Staubentwicklung besser zu kontrollieren. Rund um das Kraftwerksgelände entstand eine großflächige Sicherheitszone. Verkehrsträger wie Autobahn und Bundesstraße blieben aus Sicherheitsgründen unpassierbar.

Kontrollierte Sprengung: Das ehemalige Kohlekraftwerk Ensdorf fällt endgültig. 300 Kilo Sprengstoff beenden ein Kapitel Industriegeschichte
Bild: LWleebt, CC BY-SA 4.0, via Wikimedia Commons

Bereits zuvor waren deutlich größere Strukturen gefallen: Der markante Kühlturm mit über 100 Metern Höhe sowie zwei Schornsteine gaben unter tonnenschwerem Sprengstoffdruck nach. Auch diese Aktionen verliefen kontrolliert. Der Rückbau des Kraftwerks schritt seitdem stetig voran, begleitet von umfangreichen logistischen Planungen und Sicherungsmaßnahmen.

Der Schatten der Kohlezeit

Das Saarland blickt auf eine lange Geschichte im Steinkohlebergbau zurück. Über Generationen prägte die Kohle Wirtschaft und Gesellschaft. Das Kraftwerk in Ensdorf zählte zu den Herzstücken dieser Ära. Jahrzehntelang lieferte es Energie für Haushalte und Industrie. Die Technik war leistungsfähig, aber nicht zukunftsfähig.

Mit dem Abschied vom Kohleabbau schwand auch die Notwendigkeit solcher Großkraftwerke. Die nun vollständig entfernten Bauwerke markieren endgültig das Ende dieser Epoche. Zurück bleibt ein weitläufiges Gelände – entkernt, leergeräumt und bereit für neue Nutzungskonzepte, die bislang nicht konkret in Umsetzung gegangen sind.

Hoffnungsträger auf Pause

Eine vielbeachtete Ankündigung hatte kurzzeitig für Aufbruchstimmung gesorgt. Der US-Konzern Wolfspeed plante, auf dem Areal eine hochmoderne Fabrik für Halbleiter aus Siliziumkarbid zu errichten. Die Ansiedlung galt als Signal für einen Technologiewandel und eine neue industrielle Ära. Doch das Projekt geriet ins Stocken. Gründe lagen unter anderem in der verhaltenen Nachfrage im E-Auto-Sektor.

Die Baupläne bleiben seitdem eingefroren. Konkrete Fortschritte fehlen, obwohl das Gelände grundsätzlich bereitstünde. So bleibt unklar, ob das visionäre Halbleiterwerk tatsächlich realisiert wird oder das Industrieareal weiter ungenutzt bleibt.

Gelände im Umbruch – Perspektive offen

Trotz der Ungewissheit schreitet der Rückbau des Kraftwerks unaufhaltsam voran. Mit dem Verschwinden der letzten Bauwerke nähert sich die Flächenbereinigung ihrem Abschluss. Die technischen Voraussetzungen für eine Neubebauung verbessern sich dadurch spürbar.

Doch ohne tragfähiges Nachnutzungskonzept fehlt der nächste Schritt. Die einstige Energiezentrale steht exemplarisch für viele Industriestandorte, die zwischen Abwicklung und Neuanfang verharren. Die Sprengung der alten Strukturen schafft Raum – nicht nur baulich, sondern auch symbolisch. Ob daraus ein innovativer Aufbruch entsteht, bleibt vorerst offen.

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