Finanzämter nehmen Gewinne aus Kryptowährungen ins Visier

Von | 15. Mai 2025

Immer mehr Finanzämter nehmen Anleger ins Visier, die ihre Gewinne aus Kryptowährungen verschwiegen haben. Diese neue Entschlossenheit der Behörden trifft vor allem jene, die keine oder nur lückenhafte Angaben zu ihren Kryptoerträgen gemacht haben. Der Fall von Frieda Bäuming zeigt eindrucksvoll, was viele Investoren erwartet. Ihre Investition in Shiba Inu Coins brachte hohe Gewinne, doch am Ende forderte das Finanzamt eine Steuernachzahlung von 17.000 Euro (wiwo: 10.05.25).

Steuerfalle trotz Haltefrist und Kryptowährung-Freibetrag

Im Hype-Jahr 2020 stieg Bäuming tief in die Welt der Kryptowährungen ein. Ihre virtuellen Münzen erreichten einen Spitzenwert von 400.000 Euro. Die erhoffte Steuerfreiheit blieb jedoch aus. Durch den Tausch in andere Kryptowährungen und das sogenannte Staking entstanden steuerpflichtige Vorgänge. Die Belohnungen für die Bereitstellung von Coins im Netzwerk gelten als Einkommen – unabhängig davon, ob ein direkter Verkauf stattfand.

Finanzämter verschärfen die Kontrolle: Wer Gewinne aus Kryptowährungen nicht versteuert, riskiert hohe Nachzahlungen und Strafen

Bäuming unterschätzte die steuerliche Komplexität, obwohl der Freibetrag von 1.000 Euro und die Haltefrist von einem Jahr grundsätzlich großzügige Bedingungen bieten. Ihre Aktivitäten überschritten jedoch beide Grenzen. Am Ende kostete sie die nachträgliche Aufarbeitung ihrer Transaktionen viel Geld und Nerven – doch sie entging einem Strafverfahren.

Der Staat digitalisiert die Kontrolle über Kryptowährung-Gewinne

Die Finanzbehörden erhöhen den Druck spürbar. Ausgestattet mit spezialisierter Software und geschultem Personal analysieren sie inzwischen Wallet-Adressen, verfolgen Transaktionen und decken steuerpflichtige Gewinne systematisch auf. Große Kryptobörsen wie Coinbase, Binance und Kraken erhielten bereits Aufforderungen, Nutzerdaten herauszugeben.

Auch wenn die Auswertung dieser Daten noch Zeit in Anspruch nimmt, verschärft sich die Lage. Ab 2026 zwingt die EU-Richtlinie DAC8 sämtliche Anbieter, steuerrelevante Informationen automatisch an die Finanzämter weiterzugeben. Auch Wallets, die bislang als anonym galten, lassen sich dann lückenlos zurückverfolgen, sobald Coins an eine regulierte Börse transferiert werden.

Blockchain entlarvt jeden Steuertrick

Ein fataler Nachteil für Steuerflüchtige liegt in der Technologie selbst: Alle Transaktionen bleiben dauerhaft in der Blockchain gespeichert. Wer glaubt, seine Gewinne aus Kryptowährungen dauerhaft verbergen zu können, unterschätzt diese Transparenz. Steuerberater Georg Brameshuber warnt unmissverständlich: „Bis das Finanzamt säumigen Kryptoanlegern auf die Schliche kommt, ist es nur noch eine Frage der Zeit.“

Die klare Empfehlung: Transaktionen vollständig dokumentieren und alle steuerpflichtigen Gewinne offenlegen. Der gesetzliche Abgabetermin für die Steuererklärung endet – bei Eigenerstellung – am 31. Juli des Folgejahres. Eine professionelle Beratung ermöglicht Fristverlängerungen, aber entbindet nicht von der Pflicht zur Korrektur.

Kulanz schwindet – hohe Strafen drohen

Matthias Steger vom Bitcoin Bundesverband erkennt einen deutlichen Kurswechsel. Früher boten viele Finanzämter eine strafbefreiende Nachmeldung an, das sogenannte „Goldene-Brücke-Schreiben“. Doch mit der neuen EU-Richtlinie dürfte diese Kulanz bald der Vergangenheit angehören. Steger rechnet bei Steuerhinterziehung mit empfindlichen Geldstrafen oder sogar Freiheitsentzug.

Entscheidend bleibt die richtige Vorgehensweise bei der Korrektur. Wer pauschal eine Selbstanzeige einreicht, setzt sich dem Verdacht des Vorsatzes aus. Klüger ist es, die Steuererklärungen gezielt über das Elster-Portal zu berichtigen. Diese Korrekturen müssen jedoch lückenlos erfolgen – einschließlich aller Käufe, Verkäufe und Staking-Erträge.

Digitale Helfer erleichtern die Steuerkorrektur

Bei umfangreichen Handelsaktivitäten hilft spezialisierte Software, den Überblick zu behalten. Tools wie Cointracking, Accointing oder Blockpit unterstützen bei der lückenlosen Aufarbeitung der Transaktionshistorie und liefern alle relevanten Daten für die Steuererklärung. Ohne diese Hilfsmittel droht schnell der Verlust der Übersicht – und damit das Risiko empfindlicher Strafen.

Fazit: Anleger, die ihre Gewinne aus Kryptowährungen noch nicht gemeldet haben, sollten jetzt handeln. Die Zeiten, in denen digitale Erträge unentdeckt blieben, sind endgültig vorbei. Wer rechtzeitig reinen Tisch macht, schützt sich vor schweren finanziellen und strafrechtlichen Konsequenzen.

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