Trotz des großflächigen Stromausfalls Ende April hält Spaniens Premierminister Pedro Sánchez unbeirrt am Ziel einer vollständig erneuerbaren Stromversorgung fest. In einer energischen Rede im Parlament betonte Sánchez, dass weder politische Gegner noch technische Störungen den Kurs seiner Regierung ändern könnten. Etwa 60 Millionen Menschen in Spanien und Portugal waren bei dem bislang schwersten Blackout in Westeuropa über neun Stunden ohne Strom – doch für die Regierung stellt das keinen Anlass zur Kurskorrektur dar (fr: 13.05.25).
Sánchez verteidigt erneuerbare Energien im Parlament
In Madrid unterstrich Sánchez, Spanien bleibe „auf seiner Energie-Roadmap“ und gehe „keinen einzigen Millimeter zurück“. Die Energiewende sei die einzige tragfähige Option für die Zukunft des Landes – wirtschaftlich, ökologisch und technologisch. Den Ruf nach einem Comeback der Kernenergie bezeichnete er als „gigantische Manipulationsübung“. Studien, die eine Unverzichtbarkeit der Atomkraft belegen, existierten nicht.
Spaniens Ministerpräsident Sánchez hält an der Energiewende fest und setzt auf stärkeren Ausbau von Speichern und Netzen
Bereits heute stammen knapp 60 Prozent der Stromversorgung aus erneuerbaren Quellen. 2024 lieferten Windkraft rund 25 Prozent, Fotovoltaik 20 Prozent und Wasserkraftwerke weitere 13 Prozent. Hinzu kommen Biomasse sowie Müllverwertung. Bis 2030 will die Regierung den Anteil auf 81 Prozent steigern. Die Atomkraft deckte zuletzt noch gut 21 Prozent, doch die sieben Reaktoren Spaniens sollen zwischen 2027 und 2035 schrittweise vom Netz gehen.
Streit um die Ursachen des Stromausfalls
Der Ursprung des Stromausfalls lag in zwei Solaranlagen in der Extremadura nahe Portugal. Ob diese Anlagen den großflächigen Zusammenbruch ausgelöst haben, bleibt unklar. Experten vermuten überreaktive Schutzmechanismen, die in kürzester Zeit zu einer Abschaltung zahlreicher Anlagen führten. Binnen Sekunden fehlten dem Netz 15 Gigawatt Leistung. Der Anteil erneuerbarer Energien an der Stromproduktion lag an diesem Tag bei rund 70 Prozent.
Die politische Debatte kocht weiter. Während Sánchez an der Dekarbonisierung festhält, nutzt die rechte Opposition den Vorfall für neue Angriffe gegen den Atomausstieg. Fachleute wie Carlo Cagigal vom Solarunternehmen Grupa Anasol fordern technische Nachbesserungen und einen synchronisierten Ausbau von Netzen und Kraftwerken. Der Stromnetzbetrieb sei an seine Belastungsgrenzen gestoßen.
Infrastruktur hinkt hinterher
Schon vor dem Ausfall hatte der Mutterkonzern des Stromnetzbetreibers REE auf wachsende Risiken hingewiesen. Die Stilllegung konventioneller Kraftwerke erschwere das Gleichgewicht zwischen Einspeisung und Bedarf. Auch aus der Industrie kamen ähnliche Warnungen. Umweltministerin Sara Aagesen erklärte, die genaue Ursache des Vorfalls müsse erst ermittelt werden. Allein die hohe Einspeisung von Solarstrom sei dafür jedoch nicht verantwortlich.
Sie kündigte an, die Stilllegung der Reaktoren nicht ohne Sicherheiten umzusetzen. Eine reine Reaktion auf den Blackout lehnt sie jedoch ab – schließlich seien alle Meiler derzeit noch in Betrieb. Eine Verlängerung ihrer Laufzeit mit dem Vorfall vom April zu begründen, sei unlogisch.
Spanien investiert in Speicher und Netze
Um die Energiewende abzusichern, plant die Regierung zusätzliche Investitionen in Höhe von 700 Millionen Euro. Vor allem Pumpspeicherkraftwerke sollen helfen, Schwankungen im Netz auszugleichen. Die geplante Speicherkapazität soll bis 2030 auf 18,5 Gigawattstunden steigen – aktuell sind es rund sechs.
Zudem fordert Madrid eine bessere Anbindung an das zentraleuropäische Stromnetz über Frankreich. So könnten Überkapazitäten effizient exportiert und Versorgungsengpässe kompensiert werden. Frankreich allerdings verfolgt bislang eigene Interessen – der Export von Atomstrom hat dort Vorrang.
Sánchez bekräftigte erneut, dass die Regierung auf Nachhaltigkeit und technologische Souveränität setzt. Spanien solle nicht nur Strom aus Wind und Sonne erzeugen, sondern auch zur grünen Industrienation Europas aufsteigen.
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