Chinas Elektroautos auf Talfahrt in Europa: Händler wenden sich ab

Von | 24. Mai 2025

Chinesische Elektroautos sollten den europäischen Markt aufmischen. Stattdessen verliert die Händler zunehmend das Interesse. Selbst mit niedrigen Preisen und großen Versprechen überzeugen BYD, Nio und andere Marken nicht. Laut einem Bericht der Automobilwoche geht die anfängliche Begeisterung spürbar zurück (automobilwoche: 05.05.25).

Enttäuschte Erwartungen bei Händlern

„Die Euphorie für chinesische Marken ist aus der Handelsorganisation gewichen.“ Mit dieser Aussage bringt Thomas Peckruhn, Vizepräsident des Zentralverbands Deutsches Kraftfahrzeuggewerbe, die aktuelle Stimmung auf den Punkt. Händler beobachten die Entwicklung genau. Investitionen in eine unbekannte Marke erfolgen nur, wenn Absatzchancen klar erkennbar sind.

Chinesische Elektroautos scheitern in Europa: Immer mehr Händler ziehen sich zurück – die Kunden bleiben skeptisch

Bereits vor der Einführung von Strafzöllen lagen die Verkaufszahlen chinesischer Modelle unter den Erwartungen. Neben einem gestiegenen Qualitätsniveau europäischer Elektroautos spielt auch die Skepsis gegenüber chinesischen Vertriebsstrategien eine Rolle. Stefan Reindl vom Institut für Automobilwirtschaft betont: „Für viele Händler besteht einfach nicht die Notwendigkeit, auf chinesische Marken zu setzen.“

Marketing ohne Wirkung

Der Marktzugang gelingt nicht, wenn das Konzept nicht greift. Zwar punkten viele China-Modelle bei Preis und Technik, doch der Aufbau funktionierender Händlernetze stockt. Ohne passende Marketingmaßnahmen bleibt das Vertrauen der Kunden aus. Hinzu kommt, dass sich chinesische Hersteller oft nicht auf die Eigenheiten des deutschen Marktes einstellen.

Ein weiterer Knackpunkt liegt in falschen Hoffnungen. Erwartungen an Absatz und Marktanteil entsprachen nicht der Realität. Reindl spricht Klartext: „Wenn einzelne chinesische Hersteller in den nächsten fünf Jahren einen Marktanteil von 0,5 bis einem Prozent erarbeiten können, dann wäre das schon ein Erfolg.“ Erfahrungswerte zeigen, dass sich der Aufbau einer neuen Marke über viele Jahre hinweg zieht.

Zeitdruck durch internen Wettbewerb

Während der europäische Markteintritt stockt, verschärft sich die Lage in China. Dort kämpfen über 150 Marken um Marktanteile. Der interne Wettbewerb führt zu einem Preiskrieg, der kleinere Anbieter in Bedrängnis bringt. Nur finanzstarke Hersteller dürften diesen Verdrängungsprozess überstehen. Der Druck auf Expansion ins Ausland steigt, doch ohne stabiles Fundament bleibt der Erfolg aus.

In Europa trifft dieser Expansionstrieb auf Widerstände. Nicht nur politische Maßnahmen wie Zölle erschweren den Marktzugang. Auch wirtschaftliche Risiken schrecken den Handel ab. Jochen Siebert von der Beratungsfirma JSC rät: „Das zahlt sich in der aktuellen Situation nicht aus.“ Händler riskieren Investitionen in Marken, deren Zukunft ungewiss erscheint.

Keine schnelle Wende in Sicht

Viele Hersteller aus der Volksrepublik unterschätzen die Komplexität des europäischen Marktes. Technologische Kompetenz allein reicht nicht. Vertrauen, Servicequalität und Markentreue entscheiden über den langfristigen Erfolg. Gerade diese Faktoren lassen sich nicht über Nacht aufbauen. Der Rückzug vieler Händler unterstreicht, wie schwer der Durchbruch tatsächlich fällt.

Ob einzelne Marken wie BYD oder Nio eine tragfähige Position erreichen, bleibt offen. Ohne überzeugende Strategien und stabile Partnerschaften fehlen die Voraussetzungen für dauerhafte Marktanteile. Die europäischen Händler bleiben vorsichtig – und setzen vorerst lieber auf Bewährtes.

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