Rente reicKnapp jeder vierte Rentner in Deutschland verfügte 2024 über eine Rente von weniger als 1500 Euro im Monat – zu wenig, um ein würdiges Leben im Alter zu sichern. Laut einer Auswertung des Statistischen Bundesamts für das Bündnis Sahra Wagenknecht entsprach dies einem Anteil von 23,4 Prozent der Rentenbezieher. Zwar lag dieser Anteil 2022 noch bei 29,6 Prozent, doch die scheinbare Verbesserung täuscht. Denn 1500 Euro hatten im Jahr 2023 eine höhere Kaufkraft als 2024. Die Inflation hat viele Preissteigerungen zur dauerhaften Belastung gemacht. Besonders Wohnen, Energie und Lebensmittel entwerten das verfügbare Einkommen zunehmend (spiegel: 08.06.25).
Rente steigt – doch Lebenshaltungskosten steigen schneller
Noch dramatischer zeigt sich die Lage bei jenen, die mit weniger als 1100 Euro im Monat auskommen müssen. 7,4 Prozent der Rentner lebten 2024 unterhalb dieser Schwelle – gegenüber zehn Prozent im Jahr 2022. Auch wenn der Rückgang positiv erscheint, bleibt Altersarmut ein strukturelles Problem. Gleichzeitig verfügten 24,4 Prozent über ein Einkommen zwischen 1500 und 2000 Euro, während 51,8 Prozent mehr als 2000 Euro monatlich erhielten. Doch auch Beträge knapp über 1500 Euro reichen kaum für ein selbstbestimmtes Leben – vor allem in Ballungsräumen.
Trotz lebenslanger Arbeit reicht vielen Rentnern die Rente nicht zum Leben – die Lebensleistung wird nicht mehr angemessen gewürdigt
Grundlage der Erhebung bildet das Nettoäquivalenzeinkommen, das Haushaltsgröße und Zusammensetzung berücksichtigt. Dabei soll die wirtschaftliche Leistungsfähigkeit vergleichbar gemacht werden. Doch reale Kaufkraftverluste durch steigende Preise bleiben außen vor. Viele Senioren können die tatsächliche Inflation im Alltag kaum kompensieren.
Arm trotz jahrzehntelanger Erwerbsarbeit
Sahra Wagenknecht kritisiert den Zustand deutlich: „Wenn fast jeder Vierte im Alter unter oder an der Armutsgrenze leben muss, dann ist das ein Armutszeugnis für unser Land.“ Ihre Worte treffen einen Nerv. Altersarmut betrifft keine kleine Randgruppe, sondern Millionen. Menschen mit jahrzehntelanger Berufstätigkeit und Beitragszeiten stehen im Alter oft vor finanziellen Engpässen.
Der Rentenexperte Bernd Raffelhüschen stellt dem eine andere Perspektive gegenüber. „Die Alten sind in Deutschland tatsächlich diejenigen mit dem höchsten Vermögen im Vergleich zu allen anderen Altersgruppen.“ Doch solche Aussagen verschleiern den Alltag vieler Betroffener. Ein abbezahltes Haus schützt nicht vor der Frage, wie Heizung, Medikamente oder Lebensmittel bezahlt werden sollen. Besonders Alleinstehende, Frauen und ehemalige Geringverdiener leben im Alter oft unterhalb des Existenzminimums.
Rentenerhöhung ohne echte Entlastung
Zum 1. Juli steigt die Rente um 3,74 Prozent. Der Zuwachs übertrifft zwar die aktuelle Teuerungsrate leicht, doch reale Entlastung bleibt aus. Im Vorjahr lag der Anstieg bei 2,2 Prozent – zu wenig, um die tatsächlichen Preissteigerungen im Alltag auszugleichen. Wer ohnehin am unteren Ende der Einkommensskala steht, spürt solche Anpassungen kaum.
Parallel wächst die Zahl jener, die ohne Grundsicherung nicht mehr auskommen. Ende 2024 bezogen über 1,2 Millionen Menschen staatliche Leistungen im Alter oder bei Erwerbsminderung. Innerhalb eines Jahres stieg die Zahl um 49.000. Besonders betroffen: Senioren mit Renten unterhalb des Existenzminimums. Im Dezember 2024 erhielten knapp 740.000 Menschen Grundsicherung im Alter – ein Anstieg von 7,1 Prozent gegenüber dem Vormonat.
Altersarmut wird zur stillen Massenrealität
Rund 60 Prozent aller Grundsicherungsempfänger sind inzwischen Senioren. Die Zahlen zeigen: Trotz Rentenerhöhung bleibt die Realität vieler Ruheständler prekär. Wer im Niedriglohnsektor tätig war, Kinder betreut oder in Teilzeit gearbeitet hat, steht heute häufig mit leeren Händen da. Besonders Frauen trifft dieses System mit voller Härte.
Statistiken können Fortschritte suggerieren – doch sie verdecken die wachsende soziale Spaltung. Immer mehr Menschen verzichten aus Scham auf Grundsicherung, obwohl ihnen Unterstützung zustünde. Gleichzeitig fehlen gezielte Maßnahmen, um Altersarmut wirksam einzudämmen. Rentenreformen greifen zu kurz, solange sie nicht die reale Lebenslage verbessern.
Ein Leben mit niedriger Rente bedeutet für viele den Verzicht auf Selbstbestimmung und soziale Teilhabe. Theater, Reisen oder Restaurantbesuche bleiben für Millionen unerreichbar. Altersarmut ist längst kein Randthema mehr – sie ist Ausdruck eines Systems, das Lebensleistung nicht angemessen würdigt.ht nicht zum Leben
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